Kapitel 6

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Niklas Sicht:
„Vielen Dank! Bis gleich!" beende ich schließlich mein Gespräch mit dem Taxifahrer. Julia steht ein paar Meter entfernt und telefoniert mit der Polizei. Die Sonne strahlt auf ihr wunderschönes Gesicht und ihr Haare glänzen im Licht. Nur ihr Blick scheint betrübt. Man merkt es ihr an, dass der Einbruch ihr ziemlich große Angst eingejagt hat. Während sie auf mich zukommt überlege ich wie ich ihr am besten Sicherheit geben kann. Sie zwingt ein gequältes Lächeln hervor und sagt: „Also die Polizei ist jetzt auf dem Weg zu meiner Wohnung. Aussagen aufnehmen und Spuren sichern." Ich komme einen Schritt auf sie zu und streiche ihr über den Arm. „Ich hab Angst Niklas!" „Das versteh ich!" antworte ich und umarme sie fest. Ihr Herzschlag ist unglaublich schnell. So verharren wir eine Weile bis irgendwann das Taxi kommt. Ich öffne ihr eine Tür zum Einsteigen und setze mich anschließend auf die andere Seite der Rückbank. „Frohsinnstraße 156 bitte!" sage ich während ich mich anschnalle. Julia lächelt mir daraufhin entgegen und formt mit ihren Lippen ein „Danke". Während der Fahrt starre ich aus dem Fenster um zu vermeiden sie die ganze Zeit anzusehen. Als wir an Julias Wohnung ankommen strecke ich dem Taxifahrer 20€ entgegen bevor Julia ihr Portemonnaie aus der Tasche kramen kann. Der Taxifahrer bedankt sich und wünscht uns noch einen schönen Tag. Wenn er wüsste was jetzt auf uns zukommt. Schön ist das eher weniger aber naja. Julia ist etwas zittrig auf den Beinen scheint aber fest entschlossen das jetzt durchzuziehen. Als wir die Treppe herauf kommen stehen die Polizisten bereits vor der Tür. Ich sehe Julia etwas verwirrt an: „Warum ist die Tür geschlossen? Ich dachte die hättest du offen stehen lassen?" Sie nickt: „Ja aber der Vermieter hat sie glücklicherweise zugemacht nachdem ich ihn angerufen habe" Einer der beiden Männer räuspert sich schließlich und beginnt zu sprechen: „Guten Tag Frau Berger. Wissel mein Name. Ich bin zuständig für die Aufnahme ihres Einbruchs. Das ist mein Kollege Herr Stürmer von der Spurensicherung" sagt er während er auf den Mann neben ihm zeigt. Julia reicht beiden die Hand: „Julia Berger! Danke dass sie sich darum kümmern. Das hier ist mein ..." „Kollege. Niklas Ahrend, wir haben telefoniert!" unterbreche ich sie. Zuerst soll Julia schildern was vor und nach dem Entdecken des Einbruchs passiert ist. Sie erzählt von ihrem anstrengendem Arbeitstag, den Kratzspuren am Schlüsselloch, ihrem Schock nach Öffnen der Tür und ihrer anschließenden Flucht zu mir. Der Polizist protokolliert alles und fragt vereinzelt nach während sein Kollege bereits die Spuren an der Tür untersucht. Anschließend bitten sie Julia die Tür aufzuschließen. Die Wohnung ist wirklich ziemlich verwüstet. Bei dem Anblick läuft mir sofort ein kalter Schauer über den Rücken. Julia betritt als erste ihre Wohnung und wir folgen ihr. Weil sie nicht weiß was genau ihr gestohlen wurde gehen wir jeden Raum durch und Julia überprüft ob die offensichtlich wertvollen Dinge noch da sind. Der Mann von der Spusi nimmt an einigen Stellen und der Haustür Fingerabdrücke ab. Zuletzt stehen wir im Schlafzimmer. „Also ist Ihnen soweit nichts aufgefallen was der Täter entwendet haben könnte?" fragt Herr Wissel Julia. „Nein, also auf den ersten Blick weiß ich nicht was fehlt! Der Einbrecher hat es weder auf Bargeld noch auf Elektrogeräte oder Schmuck abgesehen!" sagt sie sichtlich verwirrt. „Interessant, dann scheint der Täter etwas anderes gesucht zu haben. Die Frage ist ob er fündig wurde oder es ein weiteres mal probieren wird! Also Frau Berger, wir sind hier eigentlich erstmal fertig. Die Spuren sind gesichert und ihre Aussage aufgenommen. Wir sehen uns nach weiteren Zeugen um und überprüfen ob die Fingerabdrücke brauchbar sind und vielleicht sogar schon in der Verbrecherkartei registriert sind. Bei weiteren Fragen wenden wir uns an Sie. Und Sie schauen bitte nochmal jeden Raum genau durch ob doch etwas fehlt und melden sich dann bei uns. Haben sie eine Idee was der Einbrecher gesucht haben könnte? Vielleicht irgendwelche vertraulichen Informationen oder ähnliches?" Julia zuckt mit den Schultern und antwortet etwas verzweifelt. „Ich hab keine Ahnung. Ich find das alles nur sehr unheimlich. Und wenn Sie wirklich meinen, dass er nochmal wiederkommt...." Ich trete etwas an sie heran und nehme ihre Hand. „Julia beruhig dich erstmal. Wir schauen jetzt nochmal genau alles durch und sehen dann weiter, in Ordnung?"

Julias Sicht:
Ich nicke. Niklas hatte nach meiner Hand gegriffen, das gibt mir irgendwie etwas Sicherheit. Die Polizisten verabschieden sich schließlich und Niklas und ich bleiben alleine in meiner Wohnung zurück. „Also wollen wir jetzt nochmal alles genau durchgehen oder brauchst du eine Pause? Oder willst du überhaupt, dass ich dir helfe und in deinen privaten Sachen rumwühle?" fragt er ganz sanft während er langsam meine Hand loslässt. Ich überlege kurz. Was hab ich schon zu verbergen was er nicht sehen dürfte? Ich bin schließlich auch ziemlich stark in seine Privatsphäre eingedrungen als ich bei ihm übernachtet habe. Ich schüttle meinen Kopf: „Nein alles gut, ich würd mich freuen wenn du mir hilfst!" Sein folgendes Lächeln entlockt auch mir ein schwaches Grinsen. Wir durchsuchen gerade die Schränke im Wohnzimmer als er fragt: „Was hat eigentlich dein Vater zum Einbruch gesagt?" Ich unterbreche meine Suche kurz und sehe in seine Richtung: „Er war total geschockt! Er wollte ja eigentlich mit mir zur Befragung gehen, dann müsstest du das jetzt nicht machen, aber er hat einen wichtigen Termin und ich wollte nicht, dass er ihn wegen mir absagt!" Er nickt: „Verstehe, außerdem ist es kein Problem für mich das zu übernehmen!" Ich verkneife mir ein Lächeln und füge hinzu: „Außerdem hat er angeboten dass ich erst mal bei ihnen unterkommen kann!" „Na dann" antwortet er mit einem leicht enttäuschten Unterton in der Stimme. Will er damit andeuten, dass er es lieber hätte wenn ich nochmal bei ihm schlafen würde? Ach ich glaube ich interpretiere schon wieder viel zu viel da rein. Aber irgendwie hab ich sogar gehofft, dass er so reagiert. Aber was soll die Begründung dafür sein? Wir sind nur Kollegen, da ist es doch einfach logisch, dass ich eher bei meinen Eltern unterkomme. „Ja mal sehen" antworte ich schließlich um etwas vom Thema abzulenken. Ich bin gerade im Bad als Niklas ruft: „Julia komm mal bitte!" Ich gehe zu ihm in mein Schlafzimmer. Er steht vor meiner offenen Sockenschublade und hält einen USB-Stick in der Hand. „Ist das irgendwas Wichtiges was er gesucht haben könnte? Also ich meine wenn du es zwischen deinen Sockne versteckst" sagt er lachend. „Oh stimmt. Du hast Recht! Vielleicht hat der Einbrecher das gesucht! Da sind meine Forschungsergebnisse drauf! Weißt du noch die Patientin mit den 2 Uteri? Das ist ein ziemlich seltenes Phänomen! Meinst du der Täter hat es auf medizinische Daten abgesehen?" frage ich ihn. Er betrachtet den Stick für einen Moment und antwortet: „Ich kann es mir schon vorstellen. Mit solchen Ergebnissen kann man sich immer rühmen! Aber woher sollte jemand wissen dass du diese Daten hast?" Ich überlege kurz: „In einem Artikel hab ich das glaub ich mal erwähnt. Im Nachhinein war das ziemlich dumm oder?" Er zuckt mit den Schultern: „Naja wer hätte denn damit gerechnet, dass jemand deswegen bei dir einbricht?" Doch plötzlich hören wir Geräusche aus Richtung der Haüstür. Es hört sich so an als würde sich jemand an meiner Tür zu schaffen machen. Niklas schaut mich ziemlich geschockt an. Er nimmt meine Hand und zieht mich vorsichtig in meinen Kleiderschrank. Irgendwann fällt die Tür ins Schloss und Schritte nähern sich. Der Einbrecher scheint zurückgekommen zu sein. Ich zittere am ganzen Körper und mein Herz pocht wie wild. Niklas umarmt mich fest und flüstert mit ins Ohr: „Alles gut, ich bin bei dir!" Schließlich betritt der Einbrecher mein Schlafzimmer. Durch den Spalt in der Tür sehe ich wie er sich im Zimmer umsieht. Er trägt eine Sturmmaske. Niklas löst sich langsam, drückt mir den Stick in die Hand und flüstert: „Mach dir keine Sorgen, bleib einfach hier drinne!" Ich ahne was er vorhat und will ihn aufhalten, doch er öffnet bereits die Schranktür und nähert sich dem Einbrecher. Als der sich umdreht, schlägt Niklas ihm mit der Faust ins Gesicht. Aber der Einbrecher ist flink und schafft es, dass Niklas ihn nur leicht an der Stirn trifft. Niklas will ein zweites mal zuschlagen doch der Mann mit der Sturmmaske versucht ihm die Beine wegzureißen. Niklas kann das gerade noch verhindern indem er ihn in den Bauch boxt. Doch plötzlich gelingt es dem Einbrecher Niklas mit einem Schlag von links gegen die Wand zu schleudern. Sein Kopf schlägt laut auf und er sinkt zu Boden. Der Einbrecher ergreift anschließend die Flucht. „Verdammt!" flucht Niklas, der langsam aufsteht und sich den Kopf hält. Ich komme langsam aus dem Schrank: „Das hättest du nicht tun müssen!" „ Wollte ich aber!" antwortet er etwas gequält. Sein Gesicht ist mit kleinen Schürfwumdem und Hämatomen versehen. „Gehts dir gut?" frage ich. „Ja geht schon" sagt er während er das Gleichgewicht verliert. Ich halte ihn, damit er nicht umfällt. „Ich glaub nicht, dass es geht!" antworte ich ihm. „Doch wirklich! Das ist höchstens eine leichte Gehirnerschütterung!" sagt er während er versucht eigenständig zu stehen. „Du weißt genau, dass Ärzte die schlimmsten Patienten sind!" „Ruf lieber erst mal die Polizei!" entgegnet er mir während er sich doch an mir abstützen muss. Mist, das hab ich ja komplett vergessen. Ich rufe bei Herrn Wissel an und berichte ihm alles. „Und du kommst jetzt mal mit" sage ich zu Niklas und ziehe ihn ins Bad. Er setzt sich auf die Badewanne und ich durchsuche währenddessen meinen Verbandskasten.

Niklia - Ich bin immer für dich da Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt