Niklia - Ich bin immer für dich da

Kapitel 4

Niklas Sicht:
Die Fahrt verläuft ziemlich holprig, aber trotzdem genieße ich zu spüren wie ihre zarten Armen mich umklammern. Als wir am JTK ankommen steigen wir beide ab und ich grinse sie an: „Hoffe es war nicht allzu unbequem für dich!" Sie schüttelt mit dem Kopf: „Nein alles gut und danke!" Dann drückt sie mir einen Kuss auf die Wange und verschwindet auch schon im Gebäude. Ich denke mal sie will sich schnell umziehen bevor jemand sie so sieht. Während ich in den Eingangsbereich trete, entdecke ich Leyla, die unsere Ankunft anscheinend beobachtet hat. Sie winkt mir neugierig zu und ich bereite mich schon mal darauf vor, dass sie mich jetzt wieder über Julia und mich ausquetschen wird. Als ich am Anmeldecounter ankomme, an dem sie lässig lehnt, hängt sie sich bei mir ein und zieht mich in Richtung Oberärztezimmer. Nachdem wir darin verschwunden sind schließt sie die Tür und sagt: „So und jetzt erzählst du mir sofort was das zu bedeuten hat! Du kommst zusammen mit Julia auf deinem Gepäckträger zur Arbeit! Und was hatte sie da an? Das waren doch deine Klamotten? Und sag jetzt nicht wieder da ist nichts!" Ich rolle mit den Augen. Warum musste auch wieder ausgerechnet sie das beobachten? Ich kenne sie zu gut und weiß, dass sie nicht locker lassen wird bis ich mit irgendetwas herausrücke. Also lass ich mich genervt auf einem der Stühle nieder und erzähle ihr was passiert ist: „Da du es unbedingt wissen willst: Bei Julia wurde gestern Abend eingebrochen. Da ist sie aus Angst weggelaufen und nachts zu mir gekommen. Deswegen hat sie bei mir übernachtet und ich hab ihr ein paar Klamotten geliehen! Mehr gibts nicht zu erzählen!" „Soso... und warum ist sie da ausgerechnet zu dir gekommen" fragt sie neugierig. „Ihr Handy war leer und die einzige Bushaltestelle die sie auf dem Plan kannte war meine Straße. Fertig jetzt mit der Fragestunde?" „Also kennt sie deinen Straßennamen auswendig? Sehr interessant! Also hat sie nur bei dir geschlafen oder etwa auch ... naja du weißt schon" fragt sie grinsend mit hochgezogener Augenbraue. Ich boxe ihr leicht in die Seite. „Sehr witzig! Natürlich hat sie nur bei mir geschlafen! Du weißt genau, dass da nichts läuft zwischen uns!" „Und du weißt genau, dass ich dir das nicht abkaufe. Ich seh doch wie ihr miteinander redet und umgeht. Du kannst mir nicht erzählen, dass da nichts ist zwischen euch!" Ich überlege für einen Moment nachzugeben und ihr von meinen Gefühlen zu erzählen, schüttle dann aber mit dem Kopf und sage: „Wann fängst du denn endlich an mir zu das glauben?" Sie verdreht die Augen und ich lasse sie alleine im OÄZ zurück.

Julias Sicht:
In der Umkleide angekommen, treffe ich auf Elias. Er mustert mich ein wenig verwirrt, fragt aber glücklicherweise nicht nach und verlässt auch kurz darauf schon den Raum. Ich öffne meinen Spind und hole meine Ersatzklamotten und meine Arbeitskleidung heraus. Nachdem ich mich umgezogen habe, betrachte ich mich im Spiegel. Unter meinen Augen befinden sich dunkle Ringe und auf meiner Stirn prangt ein Pickel. Immerhin kommen meine Sommersprossen langsam wieder. Aber findet er wirklich, dass ich ohne Schminke genauso hübsch bin? Ich zucke mit den Schultern und schnappe mir meinen Concealer und die Wimperntusche. Trage beides auf und runde alles noch mit einem dezenten Labello ab. Danach mache ich mich auf den Weg zum Labor, in dem Dr. Lindner bereits auf mich wartet. Eigentlich würde ich jetzt viel lieber mit Niklas arbeiten aber immerhin haben wir später noch eine gemeinsame Patientin im KWZ. Als ich das Labor betrete betrachtet Lindner mich kurz und fragt dann: „Alles ok mit Ihnen? Sie scheinen etwas ... zerstreut?" Ich schüttle leicht mit dem Kopf. „Nein alles gut, hab nur schlecht geschlafen!" Naja schlecht geschlafen hab ich eigentlich nicht, nur nicht besonders lange und der Schock vom Einbruch sitzt mir doch noch ziemlich tief in den Knochen. Wir untersuchen gemeinsam die Blutprobe eines Patienten und statten ihm anschließend eine Visite ab. Sein Krankheitsbild lässt sich mit Medikamenten behandeln. Bedeutet dass mal wieder keine OP für mich rausspringt. Naja vielleicht sogar besser so. Ich bin momentan eh nich ganz bei der Sache. In meiner Mittagspause beschließe dann doch zu meinem Vater zu gehen und ihm von dem Einbruch zu erzählen. Als ich die Tür seines Büros öffne, telefoniert er gerade. Er winkt mich rein und deutet mir an mich hinzusetzten. Als er auflegt, kommt er auf mich zu und fragt: „Na Julchen alles in Ordnung oder gibts einen Grund, dass du deinen alten Vater mal wieder besuchst?" Ich schaue etwas betrübt auf den Boden: „Da gibts tatsächlich etwas. Papa, bei mir wurde gestern eingebrochen!" Er schaut sichtlich geschockt und löchert mich anschließend mit Fragen: „Was Julchen? Warum sagst mir das erst jetzt? Hast du heute Nacht dort geschlafen? Weiß die Polizei schon bescheid? Was wurde denn überhaupt alles gestohlen? Oh Gott Julchen!" Er umarmt mich. Ich atme tief durch und antworte ihm schließlich: „Mein Handy war leer, deswegen hab ich dich nicht sofort angerufen. Ich hab mich nicht in die Wohnung getraut, deswegen weiß ich auch nicht was geklaut wurde. Und da mein Auto in der Werkstatt ist bin ich einfach in einen Bus gestiegen und dann bei Niklas ... also Dr Ahrend ausgestiegen. Er hat für mich die Polizei verständigt und ich hab dann auf seiner Couch übernachtet!" Dass ich in seinen Armen eingeschlafen bin, verschweige ich meinem Vater besser. „Oh Julchen! Gehts dir denn gut? Du kannst selbstverständlich erst mal bei Mama und mir unterkommen!" Ich nicke leicht: „Mir gehts gut. Ich bin dem Einbrecher nicht begegnet. Ich fühle mich nur noch etwas unsicher! Danke für das Angebot, ich werd darüber nachdenken!" Er setzt sich wieder hinter seinen Schreibtisch:„Ja überlegs dir, aber eigentlich wärs mir lieber wenn du erst mal nicht in deiner Wohnung schläfst. Ich hab jetzt eine Besprechung mit Karin aber meld dich wenn was ist, ja?" „Mach ich!", antworte ich und verlasse anschließend sein Büro. Meine Pause neigt sich jetzt auch dem Ende zu und ich mache mich auf den Weg zum KWZ.