Kapitel 7

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Niklas Sicht:
Mein Schädel brummt wirklich etwas, aber ich will auf keinen Fall ins Krankenhaus. Lieber lass ich mich von Julia hier behandeln und beobachte sie wie sie vor ihrem Verbandskasten steht und flucht: „Da ist man Ärztin und hat so einen spärlichen Verbandskasten. Das kann doch nicht sein!" Schließlich kommt sie mit Desinfektionsmittel und Tupfern auf mich zu. „Du solltest das trotzdem auf jeden Fall untersuchen lassen" sagt sie während sie sich einen Handschuh anzieht. Ich rolle mit den Augen: „Das ist nichts ernstes!" Sie stellt sich vor mich und antwortet: „Nichts ernstes? Du bist vorhin fast zusammengeklappt! Du solltest unbedingt eine Nacht im Krankenhaus bleiben. Nicht dass heute Nacht was passiert und niemand es merkt!" Ich sehe sie eine Weile an: „Du kannst hier aber auch nicht allein schlafen! Du hast ja gesehen wie ernst es der Einbrecher meint!" „Dewegen schlaf ich ja bei meinen Eltern und du eine Nacht im Krankenhaus" antwortet sie. Ich schüttel mit dem Kopf. „Halt still, sonst kann ich deine Wunde nicht desinfizieren!" sagt sie und macht sich an meiner Stirn zu schaffen. Ich sitze auf dem Rand ihrer Badewanne und beobachte sie wie sie mir konzentriert mit Watte im Gesicht rumtupft. Es brennt ein wenig aber ich lass mir natürlich nichts anmerken. Stattdessen schaue ich in ihre wunderschönen Augen. Sie ist so konzentriert dass sie es gar nicht mitbekommt. Ich mustere ihre Sommersprossen eine Weile. Sie ist einfach wunderschön. Ich kann mich nicht daran hindern plötzlich aufzustehen und meine Hände um ihre Hüfte zu legen. Langsam senken sich ihre Hände von meinem Gesicht und sie sieht mir tief in die Augen. Ich ziehe sie ein Stück an mich heran und lege meine Lippen ganz sanft auf ihre. Das Gefühl ist einfach unbeschreiblich. Sie erwidert meinen Kuss vorsichtig und legt ihre Hände um mein Gesicht. Unsere Körper berühren sich und ich spüre ihre Atmung und ihren Herzschlag. Es fühlt sich richtig an aber ich weiß dass es falsch ist. Ich kann das nicht tun. Nicht schon wieder. Wir machen uns Hoffnungen und sind am Ende beide nur verletzt. Ich löse mich langsam von ihr und öffne meine Augen. „Ich... ähm ich" stammelt Julia vor sich hin. Bevor sie etwas sagen kann entgegne ich ihr schnell: „Ähm... tut mir leid das war... das war nur wegen der ganzen Aufregung. Vielleicht bin ich wirklich noch etwas durch den Wind" Ich setzt mich wieder auf die Badewannenkante. Was rede ich da eigentlich? Natürlich hab ich den Kuss ernst gemeint aber... „Alles gut du hast recht das war alles ein bisschen viel heute" Sie klebt mir vorsichtig 2 Pflaster über die Schürfwunden. „Danke" hauche ich ihr entgegen als sich unsere Gesichter beim Aufstehen unglaublich nahe kommen. Sie dreht sich etwas verlegen zur Seite und hilft mir dann hoch. „Also ich bring dich jetzt ins Krankenhaus und gehe dann zu meinen Eltern" sagt sie im umdrehen. „Nein bitte nicht Julia. Ich will nicht ins Krankenhaus, bitte" sage ich und greife ihre Hand. Sie dreht sich wieder zu mir um und schmunzelt. „Sag mal was hast du denn gegen das Krankenhaus? Du arbeitest da doch!" sie lacht. „Du weißt genau wie sehr ich es hasse Patient zu sein" Mein Blick fällt auf unsere Hände, die sich langsam wieder lösen. Auch ihre Augen sind darauf fixiert: „Ich kann dich aber nicht allein nach Hause gehen lassen!" „Komm doch mit! Du willst doch eh deinen Eltern nicht zur Last fallen und hier willst du heute ja wohl kaum übernachten" schlage ich ihr vor. Ich sehe wie sie kurz darüber nachdenkt. Innerlich bete ich dass sie zustimmt. Ich weiß nicht genau warum aber irgendetwas an ihr macht mich so verrückt. Ich liebe es einfach sie in meiner Nähe zu haben. „Meinst du wirklich? Du hast schon viel zu viel für mich gemacht! Ich kann dir nicht schon wieder zur Last fallen! Und mir wäre es wirklich lieber wenn du dich untersuchen lassen würdest!" Ich kann ihr nicht entnehmen, ob sie nun bei mir übernachten will oder nicht. Ich sehe sie etwas verwirrt an. „Sag mal wie schaust du denn aus der Wäsche?" lacht sie plötzlich. „Also na gut so jemanden wie dich kann man momentan ja echt nicht alleine lassen. Aber du sagst sofort bescheid wenn irgendwas ist ja?" Ich nicke etwas zaghaft. „Ich pack schnell ein paar Sachen zusammen, oke? Ich will ja nicht schon wieder in deinen Schlabberklamotten rumlaufen! Rufst du ein Taxi? Oder bist du dazu nicht mehr in der Lage?" ich rolle mit den Augen „Natürlich bin ich in der Lage ein Taxi zu rufen!" Ich beobachte sie wie sie in der Wohnung ihre Sachen zusammensucht und wähle währenddessen die Nummer des Taxiunternehmens. Als ich auflege starre ich auf ihre blaue Wand. Die hat sie gestrichen als ich das erste mal bei ihr zuhause war. Wow ist das lange her. Kurz davor hatten wir unsere Affäre. Ich war so verliebt in sie. Ich habe oft bedauert dass es damals nicht geklappt hat, aber manche Chancen bekommt man eben nur einmal in Leben. Und wir scheinen unsere schon verspielt zu haben. „Können wir los?" reißt sie mich aus meinen Gedanken. Ich brauche einen Moment um mich zu besinnen. „Wirklich alles in Ordnung?" fragt sie daraufhin. „Ja ja ich hab nur in Erinnerungen geschwelgt!" Hab ich das gerade wirklich gesagt. Sie nickt etwas verwirrt und wir verlassen schließlich ihre Wohnung.

Niklia - Ich bin immer für dich da Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt