Bitte folgen Sie mir

2.1K 10 0
                                    

»Cabin Crew prepare for Landing«, hört man über die Lautsprecher. 

Kurz darauf erklärt eine Flugbegleiterin:

»Meine Damen und Herren, wir befinden uns im Anflug auf den IST Airport. Bitte stellen Sie sicher, dass Ihre Anschnallgurte geschlossen sind, öffnen Sie die Sonnenblenden und stellen Sie die Rückenlehnen senkrecht.«

Eine ihrer Kolleginnen geht durch die Reihen und kontrolliert, ob jeder der Passagiere seinen Anschnallgurt angelegt hat. Sie bleibt kurz in der Reihe stehen, in der Dilara und ich sitzen und schaut uns merkwürdig an. Dann geht sie kommentarlos weiter. Irgendwie, wirkte sie komisch.

Nach etwa 10 Minuten ist das Flugzeug auf dem Rollfeld aufgekommen.

»Bitte bleiben Sie noch so lange angeschnallt sitzen, bis unser Flugzeug die endgültige Parkposition erreicht hat«, mahnt eine Flugbegleiterin einen älteren Mann im Businessoutfit, der schon aufspringen wollte, um sein Gepäck als erster aus den oberen Ablagefächern zu holen.

Ich blicke auf die Uhr. Es ist gerade einmal 21:00 Uhr und heute geht außer einem kleinen Snack an der Bar oder via Roomservice sowieso nichts mehr, wozu dann beeilen? Zumindest für mich nicht. ‚Dilara sollte am Flughafen schließlich heute Abend noch das Paket in Empfang nehmen, doch fünf Minuten machen hier keinen großen Unterschied. Problematisch wäre es erst, wenn man uns jetzt noch ein paar Stunden hier aufhalten würde, doch das sollte ja jetzt nicht mehr passieren.', denke ich und schaue aus dem Fenster aufs Rollfeld, wo gerade ein Auto vorgefahren ist, aus dem mehrere Security Mitarbeiter in Uniform aussteigen und auf unser Flugzeug zusteuern.

»Das ist ja lustig, jetzt kriegen wir was zu sehen«, sage ich zu meiner Begleiterin, in der Annahme sie sei mit genau so viel Schaulustigkeit ausgestattet, wie ich es bin.

»Na, was glaubst du, was die hier machen? Hat ja eigentlich niemand auf dem Flug randaliert oder so... oder denkst du, wir haben einen international gesuchten Verbrecher an Board?«, versuche ich, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Doch Dilara lächelt nur etwas gequält. ‚Okay, sie teilt meine Vorliebe für Gossip und Schadenfreude wohl nicht...', denke ich und konzentriere mich wieder auf die Musik, die über meine Kopfhörer kommt.

Zwei Securitymänner betreten das Flugzeug und gehen durch die Reihen.

Sie bleiben ausgerechnet in unserer Reihe stehen. Der Ältere muss wohl um die 40 sein, mit kurzen grau melierten Haaren und einem breiten Gesicht.

»Ich muss Sie bitten, mir zu Folgen«, sagt er trocken auf englisch und in dem Moment vergeht auch mir der Spaß.

Etwas perplex öffne ich den Sicherheitsgurt und stehe langsam auf.

»Nehmen Sie Ihr Handgepäck bitte mit«, sagt er. 

Er ist höflich, doch da liegt keine Wärme in seiner Stimme. Die Lage scheint wirklich verdammt ernst zu sein. Dabei kann es sich doch nur um eine Verwechslung handeln.

Ich werfe einen kurzen Blick über meine Schulter in den hinteren Bereich des Flugzeugs und sehe Mo, der mindestens so verwirrt ist wie ich. Er zuckt mit den Schultern und hebt die Handflächen nach oben, als wolle er fragen, was los sei. Doch ich konnte ihm keine Antwort geben.

Einzig und allein Dilara schien die Fassung zu bewahren.

Die beiden Männer führten uns über das Rollfeld direkt zu einer ebenerdigen Glastür, von der aus man den Flughafen erreichen konnte. Es scheint eine Art Sicherheitsbüro zu sein. Sie führen uns weiter in einen mit einem Metalltisch in der Mitte, dessen Beine am Boden festgeschraubt waren und vier Stühlen, die ebenfalls am Boden befestigt waren.

»Bitte zeigen Sie uns Ihre Pässe und die Boardkarten«, forderte er uns auf. Ich krame den Pass heraus, mit dem ich vor hatte einzureisen. 

Dann schluckte ich und wurde komplett weiß. Ich hatte nicht nur einen Pass dabei.

‚Es ist in Deutschland legal mehrere Pässe zu besitzen...', versuche ich mich selbst zu beruhigen. Doch ich weiß, dass es immer unangenehme Fragen aufwirft, wenn jemand mehr als einen gültigen Reisepass vom selben Land mit sich führt.

Dann wandte er sich zuerst an Dilara:

»Bitte räumen Sie Ihr Handgepäck hier aus«, erklärt der Mann und deutet auf den Tisch.

Dilara stellte ihre Handtasche auf den Tisch und begann sie auszupacken. Handy, Portmonee, Autoschlüsse, Lippenstift, Tampons, eine Packung Antibaby Pille, einen Kugelschreiber, eine Haarbürste, Kaugummis mit Melonengeschmack und den Flüssigkeiten-Plastikbeutel, den man in der Sicherheitskontrolle separat aufs Band legen muss. Und Taschentücher.

‚Wirklich Dilara? Du hattest Taschentücher dabei und du bist nicht auf die Idee gekommen, sie zu benutzen um die Sauerei damit aufzufangen, für die du verantwortlich warst?', dachte ich und musste mir verkneifen zu lachen, weil ich es immer noch irrsinnig lustig fand, dass sie mir gerade im Flugzeug einen Handjob gegeben hatte.

Dann biss ich mir auf die Lippe.

Scheiße! Der Handjob. Das ist der Grund, wieso wir hier sind. Es muss jemand von der Crew mitbekommen haben und die fanden es wohl irgendwie gar nicht lustig, dass wir auf dem Flug unseren Spaß hatten', schoss es mir durch den Kopf.

Nachdem die Männer in Dilaras Handtasche nichts Ungewöhnliches entdeckt hatten, forderten sie sie nun auf, auch ihren Koffer auszupacken.

Dilara öffnete ihren schwarzen kleinen Handgepäckskoffer und jetzt wurde es interessant. Neben normalen Alltagsklamotten, hatte sie noch einige sehr heiße Dessous dabei und... einen Satisfyer? Wirklich? Diese Frau war wirklich sympathisch.

Der Securitymitarbeiter nahm den Satisfyer aus ihrem Koffer und schaltete ihn an. Stufenlos ließ sich das kleine Ding in verschiedenen Vibrationsstärken einstellen.

»Du bist wohl eine besonders läufige Hündin«, sagte er abschätzig.

Ganz offensichtlich stellten sich diese beiden Kerle gerade vor, wie Dialara mit dem kleinen Vibrator ihren Spaß hatte. Und da waren sie nicht allein.

»Die Airlinecrew hat uns einen Vorfall an Board gemeldet. Es sieht wohl so aus, als wärst du wirklich eine kleine Schlampe und ich muss dich darauf hinweisen, dass wir bei solchen Vorkommnissen keinen Spaß verstehen«, sagte er betont langsam.

Dann schaute er mich an.

Ich tat so, als wüsste ich nicht, was er meinte. Eigentlich konnten sie uns auch nichts nachweisen. Außer natürlich sie würden uns gleich zwingen uns auszuziehen. Spätestens dann würden sie die Spermaflecken in meiner Boxershorts finden, die ein klarer Beweis dafür waren, dass wir uns an Board des Flugzeugs tatsächlich irgendwie nicht ganz korrekt verhalten hatten...

In diesem Moment wusste ich wirklich nicht, was mein größeres Problem war. Der zweite Reisepass in meiner Sakkoinnentasche oder die Spermareste in meiner Boxershorts?

🌟?

Ein ausgesprochen dringendes PaketWo Geschichten leben. Entdecke jetzt