Kapitel 13

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Evelyn hatte niemals gedacht, dass die Zeit in Hogwarts so schnell voranschritt.
Natürlich verging die Zeit auf Hogwarts genauso langsam wie bei ihr Zuhause, doch nun war schon bald Halloween und für Evelyn fühlte sich jeder Tag so unheimlich kurz an.

Sie war keine Lügnerin, die verschwieg wie sehr sie ihre Familie vermisste, denn das tat sie sehr, aber der häufige Briefaustausch hielt sie davon ab, sich zu sehr Sorgen zu machen.

Mit Hermine hatte sie viel unternommen.
Sie hatten den Wildhüter besucht und waren spazieren, oft sehr schweigsam, aber die Freundinnen mussten nicht sprechen, um sich zu verstehen.

Gerade waren die zwei Mädchen auf dem Weg über den Innenhof, darüber lachend, wie Hermine Evelyns Bruder in Zauberkunst fertig gemacht hatte.

Evelyn konnte schon gar nicht mehr gerade laufen, so doll lachte sie.
Sich auf Hermine stützend lief sie den anderen Gryffindors und Slytherins hinterher, bis Hermine das Grinsen aus dem Gesicht wich und in einer traurigen Miene überging.

Die Brünette beschleunigte ihren Schritt, den Blick auf den Boden gerichtet und ließ Evelyn planlos stehen.

Evelyn konnte nur erahnen, dass es etwas mit ihrem Zwilling zutun hatte, auf die Weise wie Hermine ihren Bruder zur Seite stieß.

Eilig lief sie hinterher, nicht ohne sich noch einmal zu ihrem verhassten Zwilling umzudrehen.
Die letzten Wochen waren sie sich aus dem Weg gegangen und Ronald war nicht mehr so vorlaut gewesen, aber jetzt reichte es Evelyn.

Kochend vor Wut hielt sie Ronald davon ab, weiter zu laufen.
"Ich weiß zwar nicht, was du gesagt hast, aber es reicht, um Hermine zu beleidigen. Sie ist noch nicht einmal im falschen Haus!", ihre flache Hand klatschte hart gegen Ronalds rosige Wange und hinterließ einen roten Abdruck, sowie einen überraschten Gesichtsausdruck auf seinem Gesicht.

Evelyn hatte ihn noch nie geschlagen.
Sie hatte generell noch nie jemanden geschlagen, dies war das erste Mal und vielleicht nicht das letzte.
Aber das Rothaar konnte nicht leugnen, dass es sich gut angefühlt hatte.

Ohne sich an dem verdutzten Gesicht Ronalds zu ergötzen, drehte sie sich um und lief ihrer besten Freundin hinterher. Evelyn schwirrte der Kopf. Viele Gedanken auf einmal stürmten auf sie ein und veranstalteten einen riesen Lärm in ihrem Kopf.

Sie hatte gerade zum ersten Mal jemanden geschlagen und es hatte sich gut angefühlt. Evelyn spürte nicht einmal Reue.
Nur ein aufregendes Kitzeln im Herzen, dass von ihrer pochenden Hand empor gekrochen war und nun auch in ihre erröteten Wangen stieg.

Ihre Augen blitzten förmlich, sie sahen böse aus, fast dunkel.
Kein schimmerndes Smaragdgrün, sondern ein dunkles Moosgrün, vollgezogen mit dem wohltuenden Gefühl der Genugtuung.

Hatte sie sich doch verändert?
Vielleicht ein wenig. Aber Evelyn fand diese Veränderung nicht schlecht. Wieso auch?
Sie fühlte sich... stärker... unaufhaltsam und einfach nur glücklich.

Das Mädchen musste sich nicht zurück halten. Das hatte sie noch nie, aber die Energie, die jetzt gerade in diesem Moment durch ihre Venen pulsierte war eine ganz neue.

Sie war nicht golden schimmernd so wie sie sich ihre Lebensenergie vorstellte, sie war kochend rot, ähnelte Magma und erfüllte sie von innen mit einer Wärme, die sich Macht nannte.

Evelyn konnte sich gut vorstellen, was man mit diesem Gefühl alles erreichen konnte. Sie konnte auch verstehen, wieso sich so viele von ihr Verführen lassen haben, ihrem Scharm verfallen wahren, wenn sie nur in den Geschmack kamen, denn es war wie ein Rausch.

Die Schritte der Hexe waren wilder, stärker, von dem Gefühl der Macht bestimmt.
Evelyn mochte das Gefühl, aber sie wusste auch, was passieren konnte, wenn sie diesem Drang der Gier nachgab...

Evelyn //Harry Potter ff.//Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt