Kapitel 18

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Lilian

Wie der Gentleman der er war, öffnete Caleb mir die Autotür, als wir am Restaurant ankamen. Jedes Mal zauberte mir diese kleine Geste ein echtes Lächeln aufs Gesicht. Als ich das Restaurant von innen sah, war ich meiner besten Freundin noch dankbarer für das Kleid, als vorhin- wenn das überhaupt noch möglich war. Caleb hatte nicht zu viel versprochen, es war wirklich ein schickes Restaurant. Das sah man sowohl an der Tischdeko, als auch an der Kleidung der anderen Gäste. Mit meinem Outfit passte ich hier perfekt rein. Kurz bereute ich es, leine hohen Schuhe angezogen zu haben, aber ich hätte wahrscheinlich keine allzu souveräne Figur darin gemacht, also waren meine schwarzen Sneakers die richtige Wahl gewesen.

Kaum hatten wir uns an unseren Tisch gesetzt, kam schon eine junge Kellnerin, die uns direkt zwei Speisekarten reichte und fragte, ob wir schon etwas trinken wollten. Sie konnte nicht viel älter sein als wir, höchstens vielleicht zwei Jahre. Von ihrer Ausstrahlung war ich mindestens genau so beeindruckt, wie von ihren langen roten Locken. Insgeheim beneidete ich sie ein bisschen um ihre Haarfarbe, auch wenn mir rote Haare vermutlich absolut nicht stehen würden. Schon die wenigen Sätze, die sie gerade mit uns gewechselt hatte, ließen erahnen, dass sie super nett war. Glück für mich, denn so würde es mir leichter fallen, später zu bestellen. Ja, das war ein Nachteil meiner Unsicherheit. Ich hasste es mit fremden Leuten zu reden, gerade wenn sie mir ein unangenehmes Gefühl vermittelten.

„Und wollen du und Harper am Wochenende nochmal mit den Jungs und mir surfen gehen?", fragte Caleb, nachdem wir einen ersten Blick in die Speisekarte geworfen hatten. Ich versicherte ihm, Harper zu fragen, konnte mir aber schon denken, dass sie sofort dabei war. Allein schon weil sie dann die Chance hatte, Caleb und mich zusammen zu erleben. So war meine beste Freundin eben. Bis die Kellnerin wiederkam um unsere Bestellung aufzunehmen, verfielen wir in eine Art Small Talk. Allerdings nicht der unangenehmen Art, sondern der ‚Ich interessiere mich für dein Leben'-Art. Inzwischen fiel es mir absolut nicht mehr schwer mich mit Caleb zu unterhalten. Alles andere würde mir auch Sorgen bereiten, schließlich war es seit einiger Zeit nicht mehr nur bei Reden geblieben. Allein der Gedanke an die Küsse trieb mir eine leichte Röte auf die Wangen, was Caleb hoffentlich nicht bemerkte.

Als unser Essen endlich kam, ich hatte echte Schwierigkeiten etwas mich ansprechendes zu finden, meldete sich prompt mein Magen, zum Glück nicht übermäßig laut. Mein Hunger war inzwischen ziemlich groß und als ich nach ein paar Bissen feststellte, dass ich mir das richtige Gericht ausgesucht hatte, konnte ich das Essen voll und ganz genießen. Genauso wie den Nachtisch, den Caleb mir noch angedreht hatte. „Puh bin ich voll", verkündete ich, als wir wieder im Auto saßen und sorgte so für ein Schmunzeln in Calebs Gesicht. „Ich hoffe du hast trotzdem noch Lust auf einen kleinen Spaziergang am Strand, ich wollte dich eigentlich nicht direkt nach Hause fahren", erwähnte Caleb, während er den Motor startete. „Ach mit dir werde ich das schon schaffen", versicherte ich ihm lächelnd.

„Du musst den Strand ja auch echt lieben", wandte ich mich an Caleb, während wir Hand in Hand die Promenade entlang schlenderten. „Wie kommst du denn darauf?", fragte er mich schmunzelnd. Ach er war schon süß, schoss mir durch den Kopf. Wir liefen eine Weile angenehm schweigend nebeneinander her. Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass sich mein Leben in meinem letzten Schulhalbjahr noch so krass verändern würde. Nicht nur, weil ich hier neben Caleb, seit einer gefühlten Ewigkeit mein Schwarm, Summer am Strand entlang lief. In den letzten Wochen hatte mein Leben praktisch eine Hundertachtzig-Grad Wendung hingelegt. Kayla verhielt sich wie durch ein Wunder nett mir gegenüber und ich hatte mich getraut vor jemandem zu singen, dass dieser Jemand ausgerechnet Kayla gewesen war, brauchte ich da gar nicht zu erwähnen, denn selbst so war es ein riesiger Schritt für mich gewesen. Und zum Schluss war da noch mein absolutes Highlight- Hunter und seine Familie waren neben uns eingezogen. Nicht in meinen tiefsten Träumen hätte ich daran gedacht, dass wir uns wiedersehen würden und jetzt waren wir auf dem besten Weg, wieder eine große „Familie" zu werden. Genauso, wie wir es früher vor unserem Umzug gewesen waren.

„Sag mal", riss Caleb mich aus meinen Gedanken. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir langsamer geworden waren. Jetzt blieben wir ganz stehen. „Also wegen uns", kam jetzt wirklich was ich vermutete? „Ich habe die letzte Zeit mit dir wirklich genossen. Ich hoffe das geht dir jetzt nicht zu schnell oder so, aber vielleicht können wir das zwischen uns ja offiziell machen." Der erste Gedanke, der mir in den Kopf schoss war, dass es definitiv romantischere Arten gab, jemanden nach einer Beziehung zu fragen. Im nächsten Moment hätte ich mich für diesen Gedanken am liebsten geohrfeigt. Ich war doch kein Mädchen, dass solche Ansprüche an einen Jungen stellte. Immerhin hatte er mich gefragt. Mehr konnte ich mir eigentlich gar nicht wünschen. Als ich Calebs Blick bemerkte, fiel mir ein, dass er bis jetzt noch gar keine Antwort von mir bekommen hatte. „Oh mein Gott, ja klar, gerne", stotterte ich, „ich fand die letzten Wochen auch wirklich schön", gestand ich dann ehrlich und lächelte ihn an.

„Tja und darauf ist dann ein Kuss gefolgt", schloss ich meine Ausführungen für Harper ab. Caleb hatte mich vor etwa einer halben Stunde zuhause abgesetzt und meine beste Freundin hatte, wie erwartet, gemeinsam mit meiner Mum auf der Couch gesessen. Nachdem ich meiner Mum grob von meinem Abend erzählt hatte, wurde ich von Harper unsanft in mein Zimmer befördert. Natürlich erwartete sie von mir, dass ich alles was passiert war, bis ins kleinste Detail für sie wiedergab. „Oh man ist ja schon ziemlich süß", schwärmte Harper vor sich hin, „jetzt steht einem Doppeldate ja wirklich nichts mehr im Weg. Ich schüttelte lachend den Kopf und ärgerte sie dann: „Hältst du es etwa nicht mehr alleine mit James aus?" „Hey", beschwerte sie sich darauf hin, „wir sind ein absolutes Traumpaar!" darin musste ich ihr wirklich zustimmen. Die beiden waren schließlich schon ewig zusammen und mindestens noch genauso verliebt, wie am ersten Tag. Ich bewunderte sie wirklich dafür, dass sie jeden Streit klären konnten und immer für einander da waren. Vor allem wenn es besonders darauf ankam. Wenn ich die beiden zusammen sah, sah wie sie miteinander umgingen, kam mir der Gedanke an wahre Liebe und Seelenverwandte plötzlich nicht mehr ganz so absurd vor. Ich konnte bloß hoffen, dass Caleb und ich auch nur ansatzweise so glücklich wurden, wie die beiden es waren.

Wir plauderten, wie so oft, noch eine Weile über Gott und die Welz. Dabei umging Harper das Thema Abschluss und Studium ganz geschickt, da sie genau wusste, dass ich bis jetzt noch absolut keinen Plan hatte, was ich nach der Schule mit mir anfangen sollte. Hauptthema wurde dann irgendwann mein Geburtstag und Harper verfiel in einen Monolog über Deko, Musik und Essen und Getränke. Ich war wirklich froh, dass sie so einen Spaß daran hatte, all das zu planen, den für mich würde der Tag selbst wahrscheinlich Horror werden. Glückwünsche von einer Menge fast fremder Leuten und eine Party mit unglaublich vielen Menschen waren nicht gerade das, was sich ein schüchternes Mädchen wünschte. Trotzdem hatte ich eingesehen, dass eine Party zum 18. Geburtstag unumgänglich war und freute mich inzwischen sogar ein kleines bisschen.

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