Kapitel 10

36 3 0
                                    

Lilian

Oh man, ich war nervös. Verdammt nervös. Ich hätte nie gedacht, dass Caleb auch nur mit mir reden würde und jetzt saß ich hier in seinem Auto, auf dem Weg zu einem Date mit ihm. Ruhig atmen. Ich spürte mein Herz klopfen. Viel zu schnell, wenn ihr mich fragt. Immer wieder versuchte ich mir bewusst zu machen, dass ein Date etwas ganz normales war, gerade als Teenager. Irgendwie half das trotzdem nicht. Ich wollte auf keinen Fall, das Caleb merkte wie nervös ich war, also versuchte ich so gut es eben ging normal zu atmen und irgendwie runterzukommen. Er war auch bloß ein Junge.

Als Caleb plötzlich Skater Boy von Avril Lavigne im Radio lief und Caleb das Lied leise mitsummte, fiel die Anspannung größtenteils von mir ab. Das war ja echt super süß. Erst jetzt fiel mir auf, dass wir uns die gesamte Autofahrt noch nicht unterhalten hatten, also fasste ich meinen Mut zusammen und fragte ihn was wir denn machen würden. „Lass dich überraschen", meinte Caleb bloß und lächelte mich kurz an. Ach dieses Lächeln war doch wirklich zum dahinschmelzen. Den Rest der Autofahrt unterhielten wir uns wirklich über alles mögliche und die Stimmung war echt gut. Natürlich hatte ich mich im vorhinein viel zu verrückt gemacht, es war bloß ein Date, nichts schlimmes.

Unsere Autofahrt endetet in der Schlange des Drive- In von Chick-fil-A. Ein, naja sagen wir interessantes Ziel für unser Date. Ich hoffte bloß, dass wir nicht im Auto auf dem Parkplatz essen würden. Erstens, weil hier durchaus Leute aus meiner Stufe vorbeikommen könnten und ich dann morgen wahrscheinlich eins der Hauptgesprächsthemen in der Schule wäre. Zweitens hatte ich eine etwas romantischere Vorstellung von einem ersten Date.

Deswegen war ich schon fast erleichtert, dass wir weiterfuhren, nachdem Caleb mir das Essen weitergereicht hatte. Es roch schon super lecker und ich bemerkte, wie hungrig ich doch war. Ein paar Minuten später fuhren wir durch die Einfahrt eines Autokinos. Okay das war definitiv deutlich besser als ein Chick-fil-A Parkplatz. Natürlich schrieb ich Harper zwischendurch was wir gerade machten und auch sie war begeistert, davon, wie der Abend bisher ablief.

Caleb hatte sogar an Decken und Kissen gedacht, also konnten wir es uns auf der Ladefläche seines Pick-ups richtig bequem machen. Bis der Film losging unterhielten wir uns noch über alles mögliche, während wir aßen. Sogar an Popcorn hatte Caleb gedacht. Ich liebte Popcorn wirklich über alles. Der Film war eine Mischung aus Action und Romantik, nicht so ganz mein Fall, aber das konnte Caleb ja nicht wissen. Trotzdem war der Abend schön.

Nach dem Film fuhren wir zu einer Eisdiele und liefen von da aus zum Strand. Viel perfekter hätte es nicht sein können und um ehrlich zu sein, hätte ich das von Caleb absolut nicht erwartet. „Ich hoffe der Abend war für dich keine totale Zeitverschwendung", war da wirklich eine leichte Unsicherheit in Calebs Stimme zu hören? So süß! „Nein, auf keinen Fall, es war wirklich schön", gestand ich und merkte, dass meine Wangen aus Verlegenheit heiß wurden. Gut, dass man das im Dunkeln nicht sehen konnte. „Gut, das würde ich nämlich wirklich gerne wiederholen." Ich lächelte ihn an. Ein zweites Date, damit hätte ich echt nicht gerechnet. Mir war selbst bewusst, dass ich viel zu unsicher war, aber das ließ sich nun mal nicht einfach so abstellen. Nachdem wir unser Eis gegessen hatten, gingen wir zurück zum Auto.

Zuhause ließ ich mich auf mein Bett fallen. Dieser Abend war wirklich viel besser geworden, als ich erwartet hatte. Dann griff ich zu meinem Handy und rief Harper an. Das hatte ich ihr schließlich versprochen. Außerdem machte sich in mir ein schlechtes Gewissen breit, da ich Harper nicht mehr geschrieben hatte, seit wir im Autokino angekommen waren. Harper ließ das Telefon nicht lange klingen sondern nahm direkt ab. Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie sie auf ihrem Bett saß und hauptsächlich auf ihr Handy starrte, während im Hintergrund irgendeine Serie oder ein Film lief.

„Es tut mir super leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe", entschuldigte ich mich als aller erstes. Harper lachte bloß und mein schlechtes Gewissen löste sich in Luft auf. „Das macht doch nichts,. Wäre viel schlimmer gewesen, wenn das Date schlecht gelaufen wäre und du nur am Handy gehangen hättest. Jetzt erzähl doch endlich", drängte meine beste, und einzige Freundin mich. Also schilderte ich ihr den ganzen Abend bis ins kleinste Detail. „Es war so toll, das kannst du dir gar nicht vorstellen", schwärmte ich immer wieder.

Erst um halb zwei war unser Gespräch beendet und ich wusste jetzt schon, dass ich morgen ziemliche Probleme haben würde, rechtzeitig aus dem Bett zu kommen. Bis jetzt hatte ich gar nicht gemerkt, wie müde ich eigentlich war. Am liebsten wäre ich einfach unter meine Bettdecke gekrochen und sofort eingeschlafen, aber ich hatte nicht mal Schlafsachen an. Also riss ich mich zusammen, stand auf und lief ins Bad. Wenn ich schon aufstand, konnte ich genau so gut Zähneputzen, mich abschminken und mein Gesicht waschen. Schnell schlüpfte ich danach in mein Schlafshirt und konnte mir dann endlich den Traum verwirklichen unter meiner warmen, bequemen Decke einzuschlafen. Allerding nicht bevor ich mir sage und schreibe sieben Wecker gestellt hatte.

Das Aufstehen fiel mir genauso schwer, wie ich vermutet hatte. Allerdings brauchte ich die sieben Wecker gar nicht, denn schon nach dem dritten war ich so genervt, dass ich mich aus dem Bett quälte und mein Handy auf der anderen Seite des Zimmers ausschaltete. In einem etwas langsameren Tempo als sonst ging ich duschen und machte mir zum Frühstück einen Avocado-Toast mit Tomaten.

Mein Stundenplan heute war semioptimal und motiviert war ich auch nicht wirklich. Allein schon der Gedanke daran, dass ich mich gleich zwei Stunden mit der Geschichte Amerikas befassen durfte schmälerte meine Lust auf Schule enorm. Harper hatte heute Morgen noch einen Termin, also musste ich alleine zur Schule fahren. Da ich heute noch das Auto hatte, war das überhaupt kein Problem. Trotzdem hoffte ich, dass Harper nicht allzu lange fehlte, schließlich hatten wir gemeinsam US History und alleine würde ich das vermutlich nicht durchstehen. Eigentlich mochte ich das Fach relativ gerne, aber meine Laune war heute generell im Keller. Konnte auch daran liegen, dass ich heute nach der Schule mit Kayla an unserem Projekt für Chor arbeiten musste.

Nachdem ich das Auto geparkt hatte, blieb ich noch kurz sitzen und schrieb Harper eine Nachricht, um herauszufinden, wie lange sie noch brauchen würde. Dann hatte ich keine andere Wahl als mich auf den Weg zum Kursraum zu machen. Harper kam zum Glück kurz vor Ende der ersten Stunde und wir redeten nochmal über gestern Abend. Was auch sonst. Harper neckte mich damit, dass Caleb und ich ja schon fast solche Bilderbuch-Dates wie James und sie hatten, aber irgendwie störte mich der Gedanke daran so gar nicht.

Die Qualen dieses Tages wollten einfach nicht aufhören. Ich war ja sowieso schon kein großer Fan von Mathe, aber heute schrieben wir auch noch unangekündigt einen Test. Ich war immer noch müde und musste echt aufpassen, die restliche Stunde über nicht einzuschlafen. Das letzte Fach, was mir jetzt noch bevorstand war Sport. Der Vorteil war, dass ich die letzten zwei Stunden wenigstens mit Harper hatte. Trotzdem ich war nun mal kein sportliebender Mensch.

Ich war erleichtert, dass wir heute weder Basketball noch Volleyball oder ähnliches spielen würden, stattdessen hatten wir heute eine Fitness-Stunde. Ich war zwar nicht sonderlich trainiert, aber die paar Workouts, die ich die letzten Wochen gemacht hatte, zeigten langsam ihre Wirkung. Vielleicht sollte ich das wirklich beibehalten.

Nach Sport zog ich mich bloß schnell um und machte mich dann auf den Weg zu meinem Auto. Natürlich nicht ohne mich vorher von Harper zu verabschieden. Fast hatte ich schon wieder vergessen, was mir heute noch bevorstand, aber als ich Kayla am Ausgang stehen sah, fiel es mir wieder ein. Also los geht's, dachte ich mir und begrüßte sie. „Bist du mit dem Auto, oder möchtest du bei mir mitfahren?", fragte ich sie und bereute diese Frage ein wenig, als sieletzteres bejahte. 

Wild loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt