Abschied

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Am nächsten Tag schlossen sie sich einem Rettungstrupp der Feuerwehr an, die immer noch kleinere Brände löschte und Straßen passierbar machte. Izuku räumte Trümmer beiseite und Katsuki konnte mit seinen gezielten Explosionen die Feuer regelrecht auspusten. So arbeiteten sie sich durch das zerstörte Stadtzentrum. Sie waren bereits auf dem Rückweg, als Izuku stockte.

„Hast du das gehört? Hat da jemand um Hilfe gerufen?" Er sah nach oben. Das Bürogebäude war nur noch eine Ruine.

Katsuki blieb stehen und lauschte. „Du hast Recht. Da oben muss noch jemand sein. Sei vorsichtig, das sieht instabil aus."

Izuku ignorierte ihn, nahm Anlauf und katapultiere sich in den dritten Stock. Wenn da noch jemand am Leben war, musste er ihn retten. Das Büro war völlig zerstört und ein riesiges Loch klaffte in der Häuserfront. Aktenschänke waren umgestürzt. Über all flatterte verstreute Papierseiten. Er sah sich besorgt um. Gefährliche Risse zogen sich durch Wände und Decken. Katsuki landete wenige Sekunden nach ihm.

„Verdammt Deku! Sei vorsichtig, hier ist alles extrem baufällig."

Er nickte und schob ein paar Bruchstücke beiseite. Bahnte sich einen Weg durch die Trümmer. Die Decke krachte bedrohlich und unwillkürlich duckte er sich. Vorsichtig kelterte er weiter. „Hallo, wo sind Sie?"

„Helft mir!", krächzte eine schwache Stimme. Ein junger Mann, mehr tot als lebendig, nicht viel älter als er selbst, lag verletzt unter einer umgefallenen Zimmerabtrennung begraben. Er war leichenblass und getrocknetes Blut verklebte seine blauen Haare.

„Ich ziehe Sie jetzt hier heraus. Alles wird gut."

Katsuki hob die Wand an und er packte den Verletzten unter seinen Armen. Der stöhnte auf. Mit etwas Mühe gelang es Izuku, ihn zu befreien. Das ganze Haus schien zu ächzen.

„Beeil dich! Raus hier! Los!", rief Kacchan.

Deku hob den Verletzten hoch. Trug in über die Bruchstücke, und wollte mit ihm hinunterspringen. Mit einem gewaltigen Krachen stürzte die Decke ein. Katsuki reagierte blitzschnell. Bevor Izuku begriff was abging, hatte sich ein starker Arm um seine Hüfte gelegt. Deku spürte die Hitze der Explosion, die sie ins Freie beförderte. Zu dritt landeten sie etwas unsanft aber lebendig auf der Straße. Hinter ihnen stürzten weitere Teile des Gebäudes ein. Straub wirbelte auf.

„VERDAMMTER SCHEISS IDIOT! KANNST DU NICHT AUFPASSEN?" Das Rot seiner Augen blitze zornig auf.

Der Verletzte hatte das Bewusstsein verloren. Ein Sanitäter kümmerte sich um den Mann, so dass sie ihn transportieren konnten. „Wir fahren ihn direkt zur U.A.. Die Krankenhäuser sind voll. Steigt ein, wir nehmen euch mit."

Izuku lächelte. „Kacchan! Du hast mir das Leben gerettet! Schon wieder." Ein seltsam warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus.

„Ja, aber lass das nicht zur scheiß Gewohnheit werden, du Vollpfosten."


„Wir sind ein gutes Team. Was meinst du Kacchan?", fragte Izuku, als sie nach dem Abendessen auf ihr Zimmer kamen.

Katsukis kniff die Augen zusammen. „Wir sind kein scheiß Team, du Schwachkopf. Wir waren nur zufällig in der gleichen scheiß Truppe eingeteilt. Und ich musste dir schon wieder deinen scheiß Arsch retten."

„Verstehe." Izuku sah traurig zu Boden. Kacchan würde ihn wohl ewig hassen. Und schon gar nicht akzeptieren. Etwas brannte in seinem Magen.

„Scheiße Deku, ich sag ja nicht, dass sie uns nicht morgen wieder zufällig in eine Truppe stecken können. Offensichtlich brauchst du mich ja um nicht draufzugehen."

Er lächelte seinen Schulfreund an. Das war das Schönste, das er seit langem von ihm gehört hatte und es ließ einen Funken tief in seinem Inneren aufglühen. „Ja, das tu ich wohl." Wenn Kacchan nur ahnen würde, wie sehr. „Wie wär es mit einer Partie Shogi?

Katsuki griente schief. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du gegen mich gewinnen könntest, du Loser."

„Naja, wir werden sehen."

Natürlich hatte er das Spiel verloren. Aber es belastete ihn nicht, es war ja nur ein Spiel. Es freute ihn sogar. Denn wann hatte er das letzte Mal mit Kacchan gespeilt? Er war körperlich erschöpft, doch er konnte nicht schlafen. Die schrecklichen Bilder der letzten Tage quälten ihn, sobald er die Augen schloss. Auch Katsuki wälzte sich unruhig hin und her. Izuku hatte ihn während ihrer Partie beobachtet. Er wirkte meist konzentriert. Doch immer wieder sah er, wie sich eine tiefe Traurigkeit auf Katsukis Blick legte und seine Gedanken abschweiften. Er würde versuchen ihm ein guter Freund zu sein, wenn Kacchan es zuließe. Mit dem Vorsatz schlief er ein. Doch seine Träume straften ihn Lügen. Zeigten ihm, dass sein Unterbewusstsein immer noch mehr wollte. Dinge, die er sich im wachen Zustand noch nicht mal denken traute. Was ihn zwangsläufig mit einem Ständer in der Hose aufwachen ließ.

Er blinzelte und sah in das Gesicht seines Mitbewohners. „Kacchan...?"

„Willst du nicht endlich aufstehen?"

Eine verräterische Wärme stieg in seine Wangen und er schüttelte den Kopf und zog die Decke etwas höher.

„Was ist Deku? Hattest du feuchte Träume? War's geil?"

Izuku wurde rot wie ein Granatapfel.

„Ah, verstehe. Das muss dir doch nicht peinlich sein. Glaub's oder nicht. Das habe ich schon mal gesehen." Grinsend zog er ihm die Decke weg.

Er versuchte vergeblich danach zu angeln. Er sprang auf, stürzte ins Bad und knallte die Tür hinter sich zu.

„Mein Gott, wie süß unschuldig du doch bist." Katsuki lachte. „Brauchst du vielleicht Hilfe bei irgendetwas?"

„Kacchan du Idiot. Verschwinde einfach!"

„Na gut. Ich gehe in die Mensa frühstücken. Tu nichts, was ich nicht auch tun würde!"

Izuku rutschte an der Tür im Rücken herunter und ließ den Kopf zwischen die Beine sinken. Verfluchte Hölle, war ihm das peinlich. Was für ein Kind er doch war. Aber Kacchans Lachen zu hören, war ihm die Peinlichkeit tausendmal wert gewesen. Er atmete tief durch. „Ich brauch eine kalte Dusche."

Sie waren wieder auf Rettungsmission. Doch es gab niemanden mehr zu retten oder Brände zu löschen. Ein paar vereinzelte Tiere konnten sie noch in Sicherheit bringen. Nicht alle schienen ihnen wirklich dankbar. Ein schwarzer Labrador bedankte sich bei Katsuki, in dem er ihn in den Arm zwickte. Er schäumte vor Wut und hätte dem Köter am liebsten einen Tritt versetzt.

Izuku konnte sein Lachen nicht unterdrücken. „Für einen Augenblick dachte ich, du würdest ihn auch beißen."

„Halt deine Fresse, oder du bist tot, Deku!"

So vergingen die nächsten Wochen und Monate. Am Tag halfen sie in der Stadt und am Abend spielten sie Shogi oder verbrachten Zeit mit Kirishima und den anderen. Aus den Rettungsaktionen wurden Aufräum- und Abbrucharbeiten, bei denen sie richtig Spaß entwickelten. Und ohne, dass sie es richtig merkten, waren sie so etwas wie Freunde geworden. Sie verbachten gewissermaßen 24 Stunden miteinander. Und auch wenn es sich Izuku noch so sehr wünschte, die Grenze der Freundschaft überschritten sie nie. Dennoch hatte er das Gefühl, das sich etwas verändert hatte. Es waren nur Kleinigkeiten. Flüchtige Berührungen, oder einfach nur mal ein paar freundliche Worte, die Izuku jedes Mal einen Schauer über den Rücken laufen ließen. Hoffnung keimte ungewollt. Doch letztendlich tat er es als Wunschdenken ab. Er bildete sich das nur ein. Er musste einfach an ihrer erneuten Freundschaft festhalten. Sie war alles, was er sich erhoffen konnte, erhoffen durfte.

Sie saßen gerade alle beim Abendessen zusammen, als All Might zu ihnen an den Tisch trat. „Es tut mir leid, euch das mitteilen zu müssen. Die U.A. Oberschule wird wie alle anderen Heldenschulen geschlossen."

Izuku sah sein Idol ungläubig an. „Was soll das heißen, geschlossen?"

„Das soll heißen, ihr müsst eure Koffer packen und nach Hause gehen."

Katsuki war auf den Beinen „Das kann doch nicht dein scheiß Ernst sein. Wir haben uns den Arsch aufgerissen. Und jetzt wird die Schule geschlossen?"

„Es gibt nicht mehr genug Schüler und Lehrer schon gleich gar nicht. Aber es wird verhandelt, ob wenigsten eine Schule in Japan geöffnet bleibt. Wenn ja, dann wird es voraussichtlich die U.A. werden. Aber dies wird sich erst zum neuen Jahr entscheiden, da es im Moment Wichtigeres gibt."

„Heißt das, wir könnten wieder an die U.A. zurück?", fragte Tetsutetsu.

All Might nickte. „Ich denke schon. Allerdings erst im neuen Jahr. Ihr habt hier mehr geleistet, als man es von so jungen Menschen erwarten dürfte. Ihr seid wahre Helden. Seht es als verlängerte Ferien an. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder."

Izuku stand auf dem Balkon seines Zimmers. Schwere Wolken hingen am Himmel. Es war kalt geworden und die Luft roch nach Schnee. Katsuki hatte sofort seine Koffer gepackt. Wortlos und ohne ihn anzusehen. Die Stimmung zwischen ihnen war seltsam gewesen. Vielleicht hätte er etwas sagen sollen. Aber was? Letztendlich war sein Freund gegangen und alles, was er sagte, war: „Wir sehen uns."

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