Kaltes Wasser

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Die nächsten zwei Woche spielten sie fast täglich an der Konsole. Aber das Problem mit der U.A. Oberschule, war kein Thema mehr gewesen. Es lag eine seltsame Nähe und Vertrautheit zwischen ihnen, noch deutlicher als an der Schule. Dennoch hatte Izuku es nicht gewagt, seine Gefühle anzusprechen.

Auch heute Abend stand Deku wieder vor seiner Tür und klingelte. Katsuki öffnete und ließ ihn herein. Izuku spürte gleich, dass die Laune seines Freundes im Keller war.

„Ist was passiert?", fragte er vorsichtig.

„All Might war hier."

„All Might? Wieso das denn?"

„Weil ich mich nicht wieder an der bekackten U.A. eingeschrieben habe."

„Was hat er denn gesagt?"

„Du kennst All Might. Er meinte, dass die Welt mehr denn je Helden bräuchte. Jemanden zu dem sie aufblicken könnten, der ein Vorbild ist, an dem sie sich orientieren können. Ein Symbol für Hoffnung und Frieden und so was...blablaa, blablaa..."

„Und was hast du ihm gesagt?"

Katsuki zuckt mit den Schultern. „Ich hab ihm gesagt, dass ich noch Zeit bräuchte."

„Gut, dann nimm sie dir. Denn ein Held mit halbem Herzen wolltest du nie sein."

Katsuki nickte. „Wie wäre es, wenn wir heute mal etwas anderes machen? Ganz in der Nähe hat eine Smoothie-Lounge eröffnet."

Izukus Augen wurden groß. „Was echt? Gute Idee, lass uns gehen."

Die Straßen waren weihnachtlich geschmückt. Überall blinkten bunte Lichter. Es hatte etwas Friedliches, ja geradezu Romantisches. Izuku zog die Jacke enger um sich und stellte den Kragen auf. „Ist es noch weit?"

Katsuki lachte und rempelte ihn mit der Schulter an. „Nein, du Weichei. Nur noch über die Brücke."

In der Mitte der Brücke standen Jugendliche und deuteten aufgeregt ins Wasser. Da musste etwas passiert sein. Sie rannten beide gleichzeitig los. Im Wasser trieb ein Junge, nicht viel älter als Izuku.

„Ruf einen Krankenwagen, Kacchan!" Ohne zu zögern, sprang er hinterher.

Er hörte Katsuki fluchen, dann tauchte er ein. Das Wasser war eiskalt, und nahm ihm sofort die Luft zum Atmen. Er brauchte ein paar Sekunden, um den Schock zu überwinden. Damit hatte er nicht gerechnet. Es schwamm mit schnellen Zügen dem Ertrinkenden nach. Verdammt! Das Wasser war so kalt. Stach wie tausend Dolche. Endlich erreichte er den Jungen. Versuchte, ihn so schnell es ging ans Ufer zu ziehen. Das eisige Wasser nahm ihm jede Kraft. Schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen. Nur noch wenige Meter bis ans rettende Ufer. Er spürte seine Glieder nicht mehr. Der Junge drohte ihm zu entgleiten.

„Deku!", Katsuki kam angeflogen und brüllte seinen Namen.

Er streckte ihm seinen Arm entgegen. Katsuki ergriff ihn und katapultierte sie mit einer Explosion ans Ufer, wo sie grob im Kies aufschlugen.

„VERFLUCHT DEKU! Was treibst du nur immer! Alles klar bei dir?"

Izuku nickte. Sein Körper zitterte unkontrolliert. Seine Zähne klapperten. „Mmmm... Mist! Ist das ka... ka... kalt. D... d... Danke fürs H... Helfen."

„Und was ist mir dir, du Vollidiot?", fragte er den jungen Mann.

Der nickte nur kurz. Seine Lippen waren blau angelaufen. Er zitterte ebenfalls am ganzen Leib.

„Deine Freunde meinten, du bist auf dem scheiß vereisten Geländer der Brücke herumgeturnt. Bist du dumm. Du hattest verdammtes Glück, das Deku und ich zufällig hier waren. Halt durch! Nicht einschlafen! Der Krankenwagen ist schon unterwegs."

Die Polizei hatte sie zu Izuku nach Hause gefahren. Er hatte heiß geduscht und trockene Kleider angezogen. Jetzt saß er in eine Decke gehüllt auf dem Sofa.

„Der scheiß Spinner wäre jetzt tot, wenn du nicht gleich reagiert hättest."

„Der Spinner und ich wären jetzt tot, wenn du nicht eingegriffen hättest", entgegnete Izuku.

„Warum muss ich immer den Retter retten? Ich kann doch nicht immer auf dich aufpassen. Das nervt, Deku!"

„Wer konnte schon ahnen, dass das Wasser so eiskalt ist? Ich hätte dir das gleich überlassen sollen. Das nächste Mal bin ich schlauer."

Katsuki senkte den Blick und gab keine Antwort. Auf einmal wurde Izuku klar, es würde kein nächstes Mal geben. Aber er wusste nicht, was er seinem Freund sagen sollte. Wie er ihn überzeugen sollte auch weiterhin eine Heldenkarriere anzustreben.

Die Worte kamen, ohne dass er sie aufhalten konnte. „Bitte Kacchan, überleg dir das mit der U.A. nochmal. Lass mich nicht allein. Du bist doch schon immer mein Held gewesen. Du darfst mich auch weiterhin hassen, aber bitte wirf deinen Traum nicht einfach weg."

„HALT DIE KLAPPE! Kümmere dich um deinen Scheiß-Kram!"

„Verstehst du nicht? Du bist mein Kram, mein Freund, um den ich mich kümmere."

Katsuki schloss für einen Moment die Augen. „Ich habe dir viel Leid angetan, Deku. Ich weiß nicht, warum du dich noch immer mit mir abgibst. Ich befürchte, ich tauge nicht zum Helden. Ich kann nur zerstören. Alles was ich anfasse, verdirbt und geht zu Grunde. Ich habe eine dunkle Seele." Schmerz klang unüberhörbar in seiner Stimme.

„Das hast du nicht. Glaubst du, Shoto hätte dich so geliebt, wenn du ein schlechter Mensch wärst. Glaubst du, ich würde dich..." Er brach den Satz ab.

Katsuki war auf den Beinen. Seine roten Augen funkelten mörderisch. „LASS SHOTO AUS DEM SPIEL, DU BESCHISSENER NERD! DU HAST DOCH KEINE AHNUNG!"

Mit einem Schritt war er bei ihm und riss ihm die Decke weg. Bevor Izuku noch begreifen konnte, was passierte, lag er auf ihm und hatte ihn ins Sofa gepinnt. Unwirsch drückt er die Lippen auf Izukus.

„IST ES DAS WAS DU WOLLTEST?"

„Warte Kacchan ...!"

Wieder lagen Katsukis Lippen auf seinen und eine fremde Zunge verschaffte sich Einlass in seinen Mund.

„DU WOLLTEST DOCH SCHON DIE GANZE ZEIT, DASS ICH DICH FICKE!" Katsukis Ton trieft vor Spott.

„Warte, was ..."

Ein drittes Mal presste er die Lippen fordernd und brutal auf die von Izuku. Er löste sich erneut und zog ihm die Hosen herunter.

Izuku stieß ihn weg, so dass er mit dem Hintern auf dem Boden landete. Katsuki sah ihn erschrocken an, als wäre gerade aus einer Trance erwacht.

Izuku funkelte ihn wütend an und zog seine Hosen wieder hoch. „WAS SOLL DAS, DU VOLLIDIOT! Glaubst du, du kannst mir Angst machen? Tja, da hast du dich getäuscht. Du hast ja selbst mehr Angst, als dir guttut. Wen willst du damit überzeugen, dass du der böse Bube bist? Dich selbst?"

Katsuki sah ihn stumm und mit großen Augen an. Tränen kullerten über seine Wangen. „E... Es tut mir leid."

„Das sollte es auch, verdammt noch mal! Kann ja sein, dass man mich vor Trümmern und kaltem Wasser retten muss. Aber dich muss man vor dir selbst retten. Komm hoch und setz dich aufs Sofa! Ich mach uns jetzt erst mal einen Tee. Und wehe du verschwindest."

Er ging in die Küche und holte zwei Tassen aus dem Schrank. Seine Hände zitterten plötzlich. Er biss sich auf die Lippen, um nicht die Fassung zu verlieren. Wenn Kacchan es darauf anlegte, konnte er beängstigend sein. Er war es leid, sich wegstoßen zu lassen. Ihm wurde klar, dass das gerade ein verzweifelter Hilfeschrei von seinem Freund war. Und er konnte damit umgehen. Wenn auch bedingt. Dennoch würde er jetzt stark sein. Für sie beide und Kacchan die helfende Hand nicht entziehen, die er so sehr brauchte. Er atmete tief durch und ging zurück ins Wohnzimmer. Katsuki saß wie ein Häufchen Elend auf dem Sessel. Mit hängendem Kopf und die Hände in seinen Haaren verschränkt. Izuku setzte sich ihm gegenüber.

„Shoto hat mal das Gleiche zu mir gesagt", murmelte er. „Das mit dem Angstmachen..."

„Na ja, den Menschen, die dich gut kennen, kannst du halt nix vormachen. Aber was zur Hölle macht dir so viel Angst?"

„Du machst mir Angst, Deku. Schon immer. Und jetzt... Du hast mir mein verfluchtes Herz gestohlen. Du Scheiß-Nerd. Du verfluchter Bandit. Gib es mir zurück!" Tränen rannen ungehindert über seine Wangen. „Ich kann das nicht. Hörst du? Ich kann das nicht noch einmal... Ich konnte Shoto nicht beschützen und ich kann dich nicht beschützen. Ich bin ein schändlicher Versager. Ein schwacher, nutzloser Versager. Ich... ICH KANN DAS NICHT!"

Izukus Herz setzte für einen Schlag aus. Hatte er das richtig verstanden? „I... Ich hab was?"

„Mein Gott Deku, ich hab mich in dich verliebt. Aber das geht doch gar nicht... ich meine... Wieso? Und was ist mit Shoto...? Ich kann doch nicht..." Er raufte sich die Haare und brüllte seine Verzweiflung und Verwirrung heraus. „AAAHHHH!!!"

Izuku sah ihn versteinert an. Unfähig sich zu rühren. Sein Herz raste dermaßen, dass er befürchtete, gleich ohnmächtig zu werden.

„Sag irgendetwas!", flehte Katsuki.

„W... Wann i... ist das denn passiert?"

„Aaah! Willst du mich verarschen? Das weiß ich doch nicht. Seit wann bist du in mich verknallt?"

„Schon immer."

Katsuki hob den Kopf und sah ihn mit offenem Mund an. „Fuck Deku, es tut mir so leid. Alles was ich dir angetan habe. Ich dachte immer... Kannst du mir verzeihen? Bitte, du musst mir verzeihen!"

„Komm mit mir zurück auf die U.A. und ich verzeihe dir."

Katsuki nickte ergeben und ein schüchternes Lächeln stahl sich auf seine Lippen.

MY HERO IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt