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Jisung PoV

"Minho, ich hab Angst.", gab ich zu, als wir nur ein paar Tage nach unseren Gesichtern auch unsere Sexualitäten veröffentlichten. Zwar hatten uns bereits einige Fans gegen die bescheuerten Aussagen anderer verteidigt, doch trotzdem konnte ich nicht wirklich einschätzen, was wohl als nächstes passieren würde.

"Das brauchst du nicht, mein Kleiner. Das sind Menschen im Internet. Die meisten davon wirst du niemals in Wirklichkeit sehen.", antwortete er und zog mich zu sich in die Arme. Wir hatten heute bereits den halben Nachmittag gemeinsam verbracht und die meiste Zeit davon hatte er versuchen müssen, mich zu beruhigen, weil ich seit Chan es veröffentlicht hatte, nicht mehr ruhig bleiben konnte. Ich hatte meine  Benachrichtigungen ausgeschaltet, da es mich ansonsten wahrscheinlich nur noch verrückter gemacht hätte.

"Kannst du für mich nachsehen?", fragte ich mit einer Schmolllippe und hielt ihm mein entsperrtes Handy hin. "Ich will das nicht sehen."

"Natürlich."

Er nahm es entgegen und begann zu lesen. Bei einigen Kommentaren begann er zu lächeln oder zu lachen.

"'Yaaaas, Queens!'", las er einen der Kommentare vor, was mich auch zum Lachen brachte. "Oh, der hier wird dir gefallen. 'Ich finde es toll, dass ihr euch getraut habt, es bekannt zu machen, dass ihr schwul seid. Ich bin selbst lesbisch und weiß, wie schwierig es sein kann, sich vor größeren Gruppen zu outen. Ihr seid damit ein großes Vorbild für andere Künstler in der Community und ich hoffe sehr, dass es bald als normaler angesehen wird, dass Leute LGBTQ+ sind, aber bis dahin ist es vermutlich noch ein weiter weg. Bis es so weit ist, hoffe ich sehr, dass ihr mit den Personen glücklich sein könnt, die ihr wirklich liebt und dass ihr nicht das Gefühl habt, euch verstecken zu müssen. Viel Glück mit euren zukünftigen (oder jetzigen ;) ) festen Freunden und viel Spaß dabei, uns weiterhin so tolle Musik zu schenken.'"

"Das ist wirklich süß. Das heißt... sie unterstützen es?" 

"Ja, das tun sie.  Hier und da findet sich mal ein blöder Kommentar, aber eigentlich fällt es ziemlich positiv aus. Irgendwer shippt dich sogar mit Jeongin."

"Mit Jeongin? Wieso das denn?"

"Weil er unter euren Beiträgen kommentiert hat und du anscheinend heute mit ihm in der Pause gesehen wurdest. Hast du mir was zu erklären, Babe?" 

"Nope, hab ich nicht. Vermutlich wurden wir gesehen, als ich mit ihm gemeinsam zu dir gegangen bin. Dass aber auch niemand darauf kommt, dass wir zusammen sind. Ich hab dich schließlich auf dem einen Beitrag markiert."

"Über uns ist auch gelegentlich, was dabei, aber das nimmt irgendwie niemand ernst."

"Ernsthaft? Das mit Jeongin bekommt mehr Aufmerksamkeit als das mit dir?"

"Scheint so. Ich frag mich, ob es Fanfictions mit dir gibt..."

"Gib das wieder her!", rief ich und schnappte mir mein Handy, bevor er nach irgendetwas suchen konnte.

"Lass mich doch neugierig sein. Das ist bestimmt lustig."

"Lies es doch von deinem Handy aus.", erwiderte ich.

"Okay. Lass mich nur kurz..."

Er tippte auf seinem Handy herum und grinste mich dann an.

"J.ONExReader ist doch wohl das Richtige für mich. Denn ich kann mir nicht selbst vorstellen, wie es wäre, mit ihm zusammen zu sein."

"Ha.ha.ha.", lachte ich sarkastisch. "Aber ließ vor."

"Was ist 'y/n'?", fragte er nach ein paar Minuten.

"Your name. Also Minho.", erklärte ich und er las weiter. Alles in allem war es eine Recht simple Story. Der Leser verliebte sich in den Bad boy -also in mich-, woraufhin dieser sich zunächst von ihr fern hält, doch irgendwann enden sie trotzdem zusammen.

"'Wir stiegen in sein Cabrio, das vor unserem Schulparkplatz stand und fuhren los.' Du hast ein Cabrio?! Und ich durfte noch nicht mal damit fahren?!"

"Naawww... Ist mein armes großes Baby jetzt beleidigt?"

"Pff ich klaue dir das irgendwann noch, wenn du nicht lernst zu teilen. Wie auch immer... '"Bereit für eine Spritztour?", fragte er und startete den Motor. Mein langes, blondes Haar wehte im Wind.'
Wo hab ich bitte langes, blondes Haar? Seh ich aus wie Hyunjin vor 2 Monaten? Nein. Sollte sowas nicht so geschrieben werden, dass es für jeden Leser passt? Darum geht es doch gerade bei solchen Geschichten. Darum dass sich der Leser mit der Person identifizieren kann!"

"Entspann dich, Min.", lachte ich. "Am Ende des Tages ist das alles nur Fiktion. Nur das hier..." Ich gab ihm einen Kuss auf die Lippen. "Das hier ist echt. Auch ohne langes Haar oder ein Cabrio."

"Das weiß ich doch... Und damit habe ich verdammt viel Glück. Mein Freund ist hübsch... Und talentiert... Und liebevoll...  Und alles in allem macht er mich einfach nur glücklich."

"Musst du so süß sein?", fragte ich und setzte mich rittlinks auf seinen Schoß, um sein Gesicht mit Küssen zu überhäufen, bevor er unsere Lippen miteinander verband und mir einen langen, zärtlichen Kuss gab, den ich jedoch in eine andere Richtung lenkte.

"Baby, wir müssen nicht weiter machen.", unterbrach er mich, als ich nach unseren Oberteilen auch seine Hose auf den Boden verbannen wollte. "Ich weiß, dass dir der Gedanke an Sex unangenehm ist und ich will nicht, dass du dich zu irgendwas gezwungen fühlst."

"Woher weißt du das...? Ich hab dir das nie wirklich gesagt."

"Ji. Jedes Mal wenn eine Sex-Szene im Fernsehen kommt, schaust du so, als hätte man dir Tomaten mit Nutella und Salz zu essen gegeben. Du musst nicht mit mir schlafen. Das ist okay für mich. Wir können auch so eine glückliche Beziehung führen. Oder fühlst du dich wieder dazu verpflichtet, weil andere Paare das auch machen und du jetzt denkst, das würde irgendjemand von dir erwarten?"

"Ich möchte es machen, weil es mir gefällt. Nicht weil mir das irgendwer eingeredet hat. Ja, es gefällt mir nicht, andere dabei zu sehen und ich denke auch nicht so oft daran wie andere. Um nicht zu sagen so gut wie nie. Aber jetzt gerade will ich das. Und ich will es nur mit dir."

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Her || Minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt