Her || Minsung

[04]

Jisung PoV

"Schon zurück?", empfing mich meine Mutter überrascht. "Der Bus kommt doch erst in 15 Minuten bei der Schule an."

"Minho hat mich netterweise gefahren.", antwortete ich und bemerkte den leckeren Geruch, der mir in die Nase stieg.

"Muss ich wissen, wer dieser Minho ist?"

"Oh er ist der Bruder von Areum und wir hatten zusammen Nachsitzen. Also musst du es nicht unbedingt wissen. Hast du Kuchen gebacken? Es riecht so gut."

"Deine Schwester hat ihrem Freund einen Kuchen zum Jubiläum gebacken. Aber sie haben dir auch zwei Stücke übergelassen, keine Sorge."

"Nur zwei?", scherzte ich. "Sora hätte mir gleich einen Kuchen mitbacken können."

"Ich will mal sehen, was passiert, wenn du eine Freundin hast."

"Ich würde zwei Kuchen machen."

"Einen für deine Freundin und einen für dich?"

"... Drei Kuchen.", meinte ich leise, was sie zum Lachen brachte.

"Jetzt geh erstmal und iss deine beiden Stücke, bevor ich sie dir wegesse."

Mit einem kleinen Lächeln ging ich in die Küche und aß den Kuchen. Sora konnte wirklich toll backen, doch leider bekam ich viel zu selten etwas davon ab.

"Sora, du musst mir beibringen, wie du diesen Kuchen machst. Der ist erstklassig.", meinte ich zu meiner Schwester, die gerade mit ihrem Freund Hyunwoo zusammen die Küche betrat, als ich meine beiden Stücke aufgegessen hatte. "Hey, Woo. Glückwunsch, dass du es ein Jahr mit dieser Hexe ausgehalten hast."

"Danke, Ji."

"Du sagst jedes Mal, dass ich dir beibringen soll, wie man backt, aber immer wenn ich es dir anbiete, hast du keine Zeit oder keine Lust.", erwiderte sie und ging an einen der Schränke, doch schien nicht zu finden, was sie suchte.

"Ja, weil du immer fragst, wenn ich zu Chan, Bin oder Areum will. Was suchst du da eigentlich?"

"Nichts spezielles. Wir wollten Abendessen kochen und ich bin nicht ganz sicher, ob wir alles da haben, was wir brauchen."

"Achso."

"Wie sieht es eigentlich inzwischen bei dir und diesem Mädchen aus?", fragte sie und durchsuchte weiter die Schränke.

"Jisung hat einen Crush und hat mir nichts davon gesagt? Ich bin enttäuscht.", meinte Hyunwoo. In der Zeit, die er mit Sora zusammen war, hatte ich mich auch mit ihm angefreundet und er hatte darauf bestanden, dass er mir Tipps geben würde, wenn ich mich verliebte.

"Ich hab es dir nicht gesagt, weil ich nicht auf sie stehe. Keine Ahnung wie oft ich das noch sagen muss, aber sie ist nur eine gute Freundin von mir. Nicht mehr und nicht weniger."

"Euer ganzer Jahrgang shippt euch.", lachte Sora.

"Weiß ich, aber ich will sie nicht. Können die nicht einfach wen anders shippen? Irgendwen, der auch tatsächlich zusammen kommt?"

"Stört dich das echt so sehr?"

"Ja, tut es! Ich habe das Gefühl, dass ich sie lieben muss, weil das jeder von mir erwartet, aber ich will und werde es nicht und am Ende stehe ich wie das größte Arschloch da, weil ich mich in jemand anderen verlieben werde und es aussieht, als hätte ich die ganze Zeit über versucht, ihr Hoffnungen zu machen, nur um sie dann zu enttäuschen."

"Ach, Jisung..."

Sie breitete ihre Arme aus und ich ging zu ihr, um sie zu umarmen. Es war angenehm, da sie ein kleines Stück größer war als ich und ich so meinen Kopf entspannt ich ihre Halsbeuge legen konnte. Auch wenn man sich den Rest meiner Familie ansah, war ich einfach ein wenig kurz geraten, aber das war okay.

"Du kannst lieben, wen du lieben willst, hörst du? Nur weil andere von dir erwarten, dass du jemanden liebst, heißt das nicht, dass du das musst. Letzten Endes entscheidet immer noch dein Herz darüber und nicht die anderen."

"Danke. Das musste ich gerade hören.", antwortete ich und löste mich aus der Umarmung.

"Dafür doch nicht. Ruh dich ein bisschen aus, ja? Wir fahren solange einkaufen."

"Kann ich lieber mit euch einkaufen fahren...? Ich brauche eine Unterhaltung, die sich nicht irgendwann um Areum dreht. Außerdem haben wir kein Eis mehr."

"Ja, klar. Dann lass uns gleich los."

Ich nickte und wir zogen uns an, um in den Supermarkt zu fahren. Es war angenehm endlich wieder über etwas anderes als Areum zu reden, auch wenn es gerade nur darum ging, was in den Salat sollte.

Irgendwann schickten Sora und Hyunwoo mich vor, damit ich schonmal Eis holen konnte.

"Bist du nicht J.One?", fragte mich eine hochgestellte Stimme. "Ich bin dein aller, allergrößter Fan. Können wir ein Selfie zusammen machen? Und darf ich dich umarmen?"

"Solltest du nicht im Regal neben der Sprite stehen, Limo?", stellte ich ihm eine Gegenfrage und grinste leicht.

"Wenn schon, dann gehöre ich in deinen Einkaufswagen, Eichhörnchen. Also? Bekomme ich eine Umarmung?"

"Hmm... Okay."

Ein wenig unsicher legte ich meine Arme um seine Hüften und umarmte ihn. Er umarmte mich ebenfalls und ich konnte spüren, wie sein Herz gegen seine Brust hämmerte.

"Minho... Dein Herz..."

"Ignorier es, Jisung. Es ist nicht wichtig."

"Aber... Das könnte eine ernste Krankheit sein...", meinte ich und ließ ihn wieder los.

"Es ist nichts. Mach dir keine Sorgen um mich."

"Ich mache mir keine Sorgen um dich! Ich will nur nicht, dass es aussieht, als hätte ich dich umgebracht."

"Gib doch wenigstens zu, dass du mich magst."

"Pfff... Wer sagt, dass ich dich mag?"

"Ich sage das. Und du weißt, dass ich Recht habe."

"Wir kennen uns nicht mal richtig."

"Sagt es dann nicht noch mehr aus, dass du mich trotzdem magst? Jisungie hat einen Crush auf mich~~" Den letzten Satz sang er leise.

"Das ist reines Wunschdenken. Ich bin hetero. Schon vergessen? Ich glaube eher, dass du einen Crush hast und du jetzt deine eigenen Gefühle auf mich überträgst. Du willst mich so gerne küssen, dass es dich dumm aussehen lässt.", grinste ich, als wäre das das ultimative Totschlagargument.

"Weißt du, ich muss überhaupt nicht mit dir diskutieren. Ich kann mir einfach eine Packung Eis nehmen und gehen."

"Dann mach das doch."

"Fein, mache ich."

"Gut."

Tatsächlich nahm er sich einfach das Eis und ging.

"Minho! Warte!"

Ich schnappte mir ebenfalls eine Packung und lief ihm hinterher. Er war nicht weit gegangen, weshalb es nur ein paar Sekunden dauerte, bis ich den Älteren in meine Arme schloss.

"Jetzt darfst du gehen.", meinte ich zufrieden.

"Dann mach's gut, Eichhörnchen."

"Du auch, Limo."

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