Kapitel 10

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Auf dem Weg zur Schule höre ich eins meiner Lieblingslieder 'Try' von Colbie Caillat. Leise singe ich mit, während ich meinen Weg weiter gehe.
An der Schule angekommen, gehe ich geradewegs, zu meinem Spind. Doch meine Gedanken an Lukas verfolgen mich weiterhin. Er hat es innerhalb eines Abends geschafft, dass mein Herz so stark anfängt zu klopfen wenn ich nur an ihn denke. Bei meinem Spind angekommen, hole ich mein Deutschbuch und verschwinde schnell in Richtung Deutschraum. Die Anderen sind noch nicht da, was zu erwarten war. Es ist erst 7:15 Uhr, die kommen frühestens in 20 Minuten. Ich gehe an meinen Platz und packe schon mal alles Nötige aus. Noch ist es ruhig und angenehm, aber schon bald werden die 'Coolen' da sein. Ich hasse sie. Warum sind Menschen so? Noe meldet sich zu Wort.
Noe: »Du bist auch ein Mensch und Menschen sind nichts Wert. Vor allem, wenn sie so sind wie du. Eigentlich bist du selber Schuld, dass du gemobbt wirst. So wie du an Allem Schuld bist. Du bist unnütz.«
Lena: »Ich weiß«
Ich setze mich und atme hörbar aus. Leben ist so anstrengend.
Noe: »Dann bring dich endlich um. Du nervst sowieso nur«
Ich verdrehe die Augen und ignoriere Noe. Aus irgendeinem Grund, lassen mich ihre Worte kalt und zum Glück versucht sie es erst gar nicht weiter.
Nachdem alle eingetroffen sind, dauert es nicht lange, bis Jessica wieder irgendetwas Dummes von sich gibt.
Jessica: »Schaut mal, unser Emo ist wieder ganz alleine.«
Sophie: »Oohh, hast du immer noch keine Freunde«
Alec:» Ist aber auch kein Wunder, wenn man so aussieht«
Schon fangen alle wieder mal an zu lachen. Der Humor der ganzen Klasse ist einfach komplett kaputt. Wobei die Hälfte eigentlich auch nur Mitläufer sind, traurig. Ich verdrehe nur die Augen und beachte sie nicht weiter. Das gefällt Jessica aber gar nicht und sie fängt an, wie wild mit ihrer Hand vor meinem Gesicht rum zu wedeln. Genervt atme ich aus und schaue sie an. Als sie mich nur scheinheilig angrinst, stehe ich auf und verlasse den Raum. Im Flur nehme ich die Disskussionen meiner und der anderen Klassen nur gedämpft war und genieße den Augenblick der Ruhe. Das sind die schönsten Momente und das einzig idyllische, an was ich mich seit den letzten Jahren erinnere, die Ruhe wenn ich alleine bin.
Während ich in Ruhe schwelge, läutet die Schulglocke in einem schrillen Ton. Augenblicklich verstummt auch die Ruhe in meinem Kopf und tausend Gedanken strömen darin herum. Ich versuche mich wieder auf die Ruhe nach dem Klingeln zu konzentrieren und es klappt auch.
Da meinen Lehrerin noch nicht da ist, entscheide ich mich dafür noch eine Weile im Flur zu bleiben und setze mich an die Wand.
20 Minuten sind nun schon vergangen, in denen ich einfach nur im Flur saß, entfernt von den Meinungen und der Lautstärke aller Anderen, meinen Gedanken freien Lauf lassend. Weswegen ich auch erst nicht mitbekomme, dass Jemand meinen Namen ruft.
?:»Lena?«
Erst nachdem ich ein paar mal geblinzelt habe und wieder in diese Welt eingetaucht bin, erkenne ich Marvin vor mir.
Marvin:»Lena, ist alles gut? Warum sitzt du hier im Flur?«
Lena: »Ja alles gut, Frau Turner ist nur immer noch nicht aufgetaucht und ich wollte ein wenig Ruhe, von den Gestörten da drin.«
Ich zeige mit dem Finger auf dein Klassenraum
Lena:»Und was machst du hier?«
Marvin:»Ich hab Mrs. Johnson gesagt, dass ich auf Toilette muss, hatte aber eigentlich keine Lust auf seinen Unterricht.«
Lena:»Also wie immer.«
Marvin:»Deine Lehrerin kommt glaub ich nicht mehr. Kommst du mit, was Süßes holen?«
Ich:»Warum nicht.«
Nachdem ich kurz nachgeschaut habe, ob Sam in der Nähe sein könnte, hilft Marvin mir beim Aufstehen hoch und gemeinsam laufen wir in Richtung Ausgang. Kurz flackert die Enttäuschung von Vorgestern Abend auf, aber ich schlucke dieses Gefühl schnell wieder runter. Immerhin hat er noch nicht mit diesem Thema angefangen.
Marvin:»Hey Lena«
Lena:»Ja?«
Marvin:»Ich weiß du willst davon nichts hören, aber es tut mir wirklich leid was Vorgestern passiert ist. Sam hätte dich nicht schupsen dürfen und erst recht nicht in deinem eigenen Haus. Und was er da über dich gesagt hat, finde ich wirklich schlimm. Ich ekel mich selber vor mir, weil ich dich nicht besser verteidigt habe. Es tut mir wirklich leid. Wenn es irgendwas gibt, damit ich es wieder gut machen kann...«
Lena:»Ist schon okay Marv, ich bin sowas tatsächlich gewohnt. Also alles gut«
Ich zwinge mich zu einem Lächeln und wünschte mir, dass ich niemals in Gedanken damit angefangen hätte.
Lena:»Ich bin dir auch nicht sauer, falls du das denkst«
Marvin:»Wirklich nicht? Ich mein, das war schon ziemlich extrem, was er sagte«
Lena:»Wirklich nicht. Außerdem hat Sam diese Dinge gesagt und nicht du«
Mit einem einfachen »hm« beendet er die Konversation und Stille tritt an diese Stelle.
Als wir bei seinem Auto angekommen sind, hält er mir wie ein Gentleman die Tür auf und wartet bis ich eingestiegen bin.
Lena:»Oh, wo kommt denn diese charmante Seite her?«
Marvin:»Für eine Dame nur das Beste«
Ich schaue ihn direkt an und wir beide müssen lauthals los lachen. Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, geht er um das Auto rum, um selber einzusteigen.
Während er sich ziemlich Zeit dabei lässt, flackert vor meinem geistigem Auge ein Bild auf. Ich erkenne mich selbst darauf. Es war ein Sommer vor vielen Jahren, in dem noch alles gut war.
Ich glaube, das war das letzte Mal, als ich so ausgelassen lachen konnte. Traurig blicke ich auf diesen Moment zurück, zwinge mich aber zu einem Lächeln als Marvin auch endlich mal einsteigt.
Lena:»Wohin willst du eigentlich, um was Süßes zu kaufen?«
Marvin:»Nur zu dem Laden drei Straßen weiter.«
Lena:»Und da hätten wir nicht laufen können?«
Marvin:»Nee, aber die haben dort die besten Chips der Welt uuuund es gibt Schokomuffins«
Spielerisch wackelt er mit den Augenbrauen.
Lena:»Nagut, du hast mich überzeugt«

Das Leben ist scheiße...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt