Ich saß schon einige Zeit so da, als mein Handy anfing zu klingeln. Ich wundere mich, meine Mum ruft sonst nur an, wenn ich für sie etwas mitbringen sollte.
Mum:»Lena, komm sofort nach Hause, wir bekommen gleich Besuch. Und sie zu, dass du dich beeilst!«
Und schon hatte sie wieder aufgelegt. Ich nehme also meinen Rucksack, bezahle und verlasse das Café.
Auf dem Weg nach Hause höre ich Musik und überlege, wen meine Mutter wohl heute eingeladen haben könnte.
Als ich zu Hause ankomme, empfängt mich meine Mum mit einem strengen Blick.
Mum:»Lena, die Warrens kommen dann zum Abendessen. Zieh dir was ordentliches an und benimm dich. Und wehe du blamierst uns!«
Lena:»Ja, Mum.«
Ich gehe nach oben in mein Zimmer. Und such mir mein schönstes Kleid heraus. Es ist ein schwarzes, knielanges und mit Spitze und Perlen am Oberteil verziertes Kleid. Früher hab ich es geliebt, da es meine Eltern mal von einer ihrer Reisen mit gebracht hatten, aber seit langer Zeit meide ich alles, was sie mir jemals mitgebrachten.
Nachdem ich das Kleid angezogen habe, schminke ich mich noch normal, da ich meiner Mutter sonst peinlich sein könnte und sie doch immer die perfekte Familie spielen will.
Danach zieh ich meine besten Schuhe an.
Während des ganzen ‚fertig machens' überleg ich, woher ich den Namen Warren kenne. Als mich meine Mutter ruft, weiß ich genau, wer heute mit uns essen wird. Und das wird der reinste Horror für mich.
Einfach tief einatmen Lena, das wird schon, spreche ich mir zu.
Ich gehe also die Treppe runter. Dort steht meine Mutter mit niemand geringerem als Sam Warren und seiner Familie. Ich zwinge mich zu einem Lächeln und und begrüße sie.
Lena:»Hallo Frau und Herr Warren, ich bin Lena. Herzlich Wilkommen bei uns zu Hause.»
Frau Warren fängt an zu lachen.
Frau Warren:»Oh Lena, du musst nicht so höflich sein. Nenn mich einfach Adriana. Das ist mein Mann Phillip und unsere Söhne Sam und Marvin.«
Sam:»Ja, wir kennen uns.«
Er sieht mich abwertend an und spuckt die Worte förmlich aus. Und auch Marvin sieht mich total desinteressiert an, aber ich glaube kurz ein Lächeln bei ihm zu sehen.
Mum:»Nun, das Essen braucht noch einen Moment. Lena du kannst unsere Gäste schon mal zum Tisch bringen. Und wenn du magst, kannst du Sam und Marvin ein wenig im Haus herum führen. Da ihr euch kennt, könnt ihr ja ein wenig reden. Ich rufe euch dann.»
Sie sieht mich mit einem strengen Blick, aber dennoch einem Lächeln an. Wobei dieses Lächeln so falsch ist, dass sogar ein Blinder gesehen hätte, dass sie alles nur spielt, um gut dar zu stehen.
Lena:»Ja, Mum, mach ich.«
Bitte nicht, bitte nicht, bitte nicht. Ich will nicht mit den beiden alleine sein, denke ich und zwinge mich dennoch erneut zu einem Lächeln.
Lena:»Dann kommt mal mit.«
Ich bringe alle zu unserem Tisch, an dem mein Vater schon sitzt und mal wieder in einer Zeitung blättert. Als er mich sieht, steht er auf.
Dad: »Ah, guten Abend, setzt euch doch.«
Auch sein Lächeln ist komplett gespielt, aber bei ihm fällt es weniger auf.
Lena:»Sam, Marvin, soll ich euch das Haus zeigen?«
Bitte sagt nein, bitte sagt nein.
Sam:»Klar Lena, ich würde gern sehen, wie du so wohnst.«
Dies sagt er mit einem fiesen Grinsen im Gesicht, sodass es mir kalt den Rücken runter läuft. Marvin nickt nur.
Lena:»Ok, dann kommt. Was wollt ihr als erstes sehen?«
Marvin:»Wie wäre es mit deinem Zimmer.«
Sams Grinsen wechselt von fies zu pervers und wieder zu fies. Und auch Marvin fängt an so zu Grinsen.
Lena:»Oh, ich glaub, das ist keine so gute Idee.«
Mum:»Lena, wenn sie dein Zimmer sehen wollen, dann zeig es ihnen doch. Ist doch nichts schlimmes dabei.«
Sie weiß genau, wie schlimm ich es finde, wenn andere Personen in meinem Zimmer sind und alles begutachten. Zudem ist mein Zimmer meine Schutzhöhle vor allem schlechten. Ich kann nicht zulassen, dass mir das jemand weg nimmt. Aber was bleibt mir anderes übrig. Sie will, dass ich leide und das werde ich auch. Aber ich werd ihr kein bisschen meiner Schwäche zeigen.
Fest entschlossen und mit einem mulmigen Gefühl gehe ich also mit den beiden nach oben.
Oben angekommen drückt mich Sam plötzlich gegen die Wand.
Sam:»Wenn du mich noch einmal bei meinem Namen nennst kannst du was erleben. Ich will nicht, dass du meinen Namen verschmutzt, weil du ihn benutzt, Dann war das heute in der Schule noch leicht. Als Denk besser darüber nach, was du machst, du dreckige Schlampe!«
Er lässt mich los.
Sam:»Und jetzt zeig uns mal dein Zimmer. Ich bin schon gespannt, wie hässlich es sein wird. Bestimmt genauso emo hässlich wie du. Wobei deine Hässlichkeit kann gar nicht übertroffen werden.«
Marvin sagt nichts dazu und ich ignoriere was er sagt und gehe mit ihnen ins Gästezimmer.
Ich sehe ein staunen in ihren Augen doch Marvin merkt sofort, dass etwas nicht stimmt.
Marvin:»Du Lena, kannst du mir eventuell zeigen, wo die Toilette ist?«
Lena:»Oh klar, komm mit.«
Wir gehen aus 'meinem' Zimmer raus.
Marvin:»Lena jetzt mal ehrlich, dass ist nicht dein Zimmer. Nirgendwo ist auch nur ein Foto oder Poster. Das Bett ist perfekt gemacht, so als ob noch nie jemand darin geschlafen hat und nicht mal ein Ladekabel ist dort.«
Lena:»Machst du mein Zimmer nur daran fest? Ich finde Wände ohne irgendetwas daran schön. Fotos hab ich keine, von wem auch. Wie du weißt hab ich so gut wie keine Freunde.«
Dieser Gedanke versetzt mir ein Stich ins Herz. Ich hätte so gern Fotos von mir, Freunden und meiner Familie in meinem Zimmer. Aber Freunde existieren für mich nicht und meine Eltern sind so gut wie immer auf der Arbeit.
Lena:»Mein Bett mag ich eben perfekt und mein Ladekabel liegt unten.«
Marvin:»Lena du lügst, du weißt genauso wie ich, dass das nicht dein Zimmer ist...«
In dem Moment ruft meine Mum nach uns und ich war noch niemals fröhlicher darüber, sie meinen Namen rufen zu hören.
Lena:»Ich hole schnell Sam, geh du schon mal vor.»
Mit diesem Satz renne ich schon fast zum Gästezimmer.
Ich:»Sam, es gibt jetzt essen, kommst du bitte.«
Sam:»Hab ich dir nicht gesagt, du sollst meinen Namen nicht in deinen drecks Mund nehmen!«
Er läuft auf mich zu und verpasst mir wieder eine Ohrfeige. Diesmal noch stärker als zuvor. Dann läuft er weiter Richtung Treppe. Ich atme tief durch, setze mein Fake-Lächeln auf und laufe ihm hinter her. Als ich ihn eingeholt hatte, standen wir fast bei der Treppe, als ich ein grobes schupsen spüre und schon vor mir sehe, wie ich auf dem Boden landen werde.
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Das Leben ist scheiße...
JugendliteraturWas passiert, wenn man Depressionen, einen Vater, der sich scheinbar für nichts interresiert, eine Mutter, die eine psychische Störung hat, keine Freunde, Einsamkeit und ein wenig Schlampenfeeling zusammen mischt? Richtig mein Leben. Hei, ich bin Le...