Ich schrecke auf. Im Traum bin ich grade gestorben und mein Herz schlägt stärker, als nach einem Marathon. Als ich nach ein paar mal Blinzeln realisiere wo ich mich befinde, beruhigt sich mein Herzschlag langsam wieder. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es grade mal 2:56 Uhr ist. Ich reibe mir die Augen. An viel von gestern Abend kann ich mich nicht mehr erinnern. Allerdings liegt mein Zeichenblock noch auf der Bettkante weswegen ich vermute, dass ich gestern beim Zeichnen eingeschlafen bin. Ich leg meinen Block auf den Boden und gehe wieder schlafen.
Mein Wecker klingelt mich punkt 6 Uhr wach. Es ist Donnerstag, ich habe die Schulwoche fast geschafft. Langsam quäle ich mich aus dem Bett. Obwohl gestern ein schöner Tag war, will ich am liebsten im Bett bleiben und weiter schlafen. Der gestrige Nachmittag taucht in meinen Gedanken auf und ich muss kurz Lächeln. Ich suche mir, langsamer als üblich, meine Klamotten für den Tag. Meine Wahl fällt auf eine schwarze High Waist Jeans und ein schwarzes Shirt mit einem Peace-Logo darauf. Damit gehe ich ins Bad und mach mich fertig.
Als ich nun auch angezogen bin, ist es grade mal 06:20 Uhr, genau richtig um los zu gehen. Ich bin zwar dann schon, ohne Umwege, kurz vor 7 in der Schule und hab zusätzlich die erste Stunde frei, aber das brauch ich einfach. Ich bin zwar sehr oft alleine und für mich, doch ich spüre die Anwesenheit meiner Eltern im Haus und die der anderen Schüler in der Schule. Es ist einfach viel angenehmer allein zu sein, ohne irgendjemandem 'Bekannten', dem man egal oder eine Last ist.
Ich schnappe mir meinen Rucksack und eine dünnere Jacke, da es frühs schon langsam wieder kälter wird. Auf dem Weg nach unten entwirre ich meine Kopfhörer und nehme mir aus der Küche einen Apfel, dann geh ich aus dem Haus. Spontan entscheide ich, einen kurzen Abstecher in mein Lieblingscafé zu machen, um mir einen Kakao zu holen. Alle anderen würden sich wahrscheinlich einen Kaffee zubereiten lassen, aber ich mag Kakao einfach lieber. Der ist nicht so bitter und ich bestelle meinen immer mit Sojamilch, weil mich normal Milch irgendwann angewidert hat.
Es ist noch niemand wirklich auf der Straße, die meisten Jobs beginnen erst um 8:00 Uhr oder enden mit der Nachtschicht um 7:00 Uhr. Ab und an sieht man vereinzelt ein paar Autos vorbei fahren. Meistens Erwachsene, die ihre Kinder zum Kindergarten bringen. Ansonsten treffe ich auf niemanden.
Beim Café angekommen, bestell ich meinen Kakao und setze mich an einen Tisch nah bei den großen Fenstern. Ich liebe es von dort aus in den Himmel zu schauen und meine Gedanken einfach mal los zu lassen. Hier zu sein ist wie eine kleine Erholung, von dem ganze Alltag außerhalb des Cafés. Mein Handy spielt grade die Melodie von „Chihiro's Reise ins Zauberland", welche mich nochmal richtig entspannen lässt und so summe ich leise mit.
Einer der Mitarbeiter bringt mir meinen Kakao und ich bedanke mich bei ihm. Gedankenverloren trinke ich immer mal wieder einen Schluck und sehe dabei zu, wie langsam Leben in die Stadt kommt. Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen und stelle mir vor, wie es wohl wäre wenn alle Menschen gut gelaunt wären und sich alle gegenseitig respektieren. Doch schon so bald ich die Augen wieder öffne, wird mir klar, dass das nur Wunschdenken ist, denn auf dem Gehweg gegenüber des Cafés meckert eine Frau ein kleines Mädchen an. Ich atme resigniert aus und trinke die letzten Schlucke meines Kakaos aus. Die Menschen werden sich nie ändern, denke ich beim verlassen des Cafés und laufe in Richtung der Schule. Dort angekommen ist es 08:23 Uhr, in 7 Minuten ist Fruhstückspause. Ich gehe schonmal zu meinem Spind und hole mein Mathebuch. Dann setz ich mich in der Nähe des Klassenraumes auf eine der Bänke. Die Zeit bis zur Pause und zum anschließenden Unterricht vergeht schnell. Und anscheinend haben die 'coolen' heute beschlossenen mich wieder wie Luft zu behandeln. Aber das ist mir eh lieber, dann muss ich nicht mit ihnen reden und bekomm auch keine dummen Sprüche zu hören.
Der Tag verläuft relativ ruhig, auch wenn sich manche Unterrichtsstunden wie Jahre anfühlen. Die 'coolen' ignorieren mich tatsächlich, aber Marvin hab ich auch noch nicht gesehen. Vielleicht ist es besser so, sonst kommt sein Bruder Sam wieder auf die Idee bei mir daheim aufzutauchen und mich zu bedrohen. Alles in Allem war der Tag trotzdem ganz entspannt und ich wünschte, jeder Tag würde so laufen.
Auf dem Heimweg taucht wieder Luk und der gestrige Nachmittag auf. Ich frage mich, ob wir sowas jetzt öfter machen werden, darüber würde ich mich wirklich freuen. Und es tut so gut, dass er mich nicht wie die Leute auch der Schule behandelt.
Noe:»Noch vielleicht. Aber er wird auch irgendwann merken, wie armselig du bist und nichts mehr mit dir zu tun haben wollen. So wie alle anderen auch, also mach die mal nicht zu große Hoffnungen, dass da was Besonderes zwischen euch entstehen könnte«
Lena:»Ach Noe, sei doch nicht immer so negativ. Und selbst wenn nichts aus uns wird, werden wir bestimmt lang befreundet bleiben. Luk ist wirklich toll«
Noe:»Das glaubst du doch selbst nicht, aber red es dir ruhig weiter ein«
Ich ignoriere Noe. Luk ist so toll, er ist ganz bestimmt nicht so wie die Anderen. Fest überzeugt lasse ich mir von Noe nichts einreden. Plötzlich übertönt das Klingeln meines Handys meine Gedanken. Doch so plötzlich wie es anfing, hört es auch wieder auf und meine Musik spielt weiter. Als ich grade dabei bin, zu schauen wer mich angerufen hat, kommt eine Nachricht von Luk.
>Sorry, war unabsichtlich<
>Kann doch mal passieren, alles gut<
Er liest es und geht wieder offline. Sicherlich hat er noch Unterricht und kann deshalb nicht zurück schreiben, redet mir mein Kopf sofort ein. Das ich so gut wie immer in allem etwas Positives sehe und für alles eine sinnvolle Erklärung habe, habe ich mir irgendwann mal angeeignet und eigentlich ist es auch ganz praktisch, denn es beruhigt mich ein bisschen und ich kann mich voll und ganz auf alles andere wichtige konzentrieren.
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Das Leben ist scheiße...
Fiksi RemajaWas passiert, wenn man Depressionen, einen Vater, der sich scheinbar für nichts interresiert, eine Mutter, die eine psychische Störung hat, keine Freunde, Einsamkeit und ein wenig Schlampenfeeling zusammen mischt? Richtig mein Leben. Hei, ich bin Le...