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Ich liebe ihn noch heute.
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Lilli

Lilli,

Mittlerweile habe ich Markus Brief oft genug gelesen, um jedes Wort auswendig zu kennen. Die Worte haben sich in mich gebrannt. Und jedes einzelne Wort steigt in meine Gedanken, als wir Ludwigslust erreicht haben.

Wenn du diesen Brief hier ließt, bin ich schon weg. Ich kann nicht bei dir bleiben, so sehr ich das auch möchte.

Ich bin gekommen, um endlich abschließen zu können. Ich werde nicht bei Markus bleiben, auch wenn ein kleiner Teil in mir, mir sagt, dass ich sollte. Je näher wir kommen, so stärker wird dieser Teil. Aber ich kann nicht bleiben, so sehr ich es auch will. Es würde mich verletzen.

Wir alle sind gefahren, damit du in Sicherheit bist, so wie du es wolltest.

Ich habe in meiner neuen Wohnung die Sicherheit gefunden, die ich immer haben wollte. Aber für Markus wäre ich durch jede Gefahr der Welt gegangen. Ich wollte ihn bei mir wissen. Ich wollte ihn lieben und ich wollte um ihn kämpfen. Aber er hat mich fallen gelassen.

Ich kann es nicht riskieren, dass du noch einmal in Gefahr schwebst. So sehr ich dich auch liebe, kann ich dir das nicht antun.

Die Gefahr in die ich mich hier selbst begebe, ist gefährlicher als Jonah. Ich laufe Gefahr, dass meine selbst errichtete Mauer einstürzt. Über die zwei Jahre habe ich mein gebrochenes Herz eingeschlossen, damit es nicht vollkommen zerstört wird. Und jetzt setze ich diese Mauer aufs Spiel.

Ich möchte dir danke sagen. Du hast mir das Leben gerettet, in so vielen Wegen. Du hast mich aus dem Abgrund geholt. Du warst da für mich und hast nichts dafür verlangt. Du hast uns allen gezeigt, was in dir steckt. Du hast mir gezeigt, was in mir steckt.

Wir fahren durch die Straßen, klappern jedes Klingelschild ab. Ich weiß, dass jedes Schild, das nicht seinen Namen trägt, und näher zu ihm führt. Je näher wir kommen, desto mehr vergesse ich, wer ich bin.

In meinen dunkelsten Tagen warst du da und hast mit deinem Lächeln alles um mich herum erhellt. Du hast mir die Liebe wieder gegeben. Danke, Lilli.
Danke, dass du mir das Leben gerettet hast. Nur wegen dir, lebe ich noch. Ohne dich wäre ich jetzt tot.

Mein inneres zieht sich zusammen. Ich weiß nicht, wann wir da sein werden. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Mein Herz klopft wie verrückt und Freude mischt sich unter die Angst. Markus hat mir die Liebe gezeigt und er zeigte mir, wie sehr sie wehtun kann. Also warum freue ich mich, ihn wieder zu sehen?

Und mit meinem Abschied von dir, nehme ich mir selbst das kostbarste. Lilli, wir werden uns nie wieder sehen. Ich werde nie wieder dein Lächeln sehen, werde dich nie wieder küssen können.

Das Herz ist das kostbarste Gut, was man sein Leben lang mit sich trägt. Ich wollte ihn nie wieder sehen. Und jetzt weiß ich, dass ich mich selbst belogen habe. Selbst nach zwei Jahren, ist mein Herz so naiv, dass es ihn wiedersehen will. Ich bin so naiv.

Verdammt, ich werde dich nie wieder lieben können.

Es hat sich angefühlt, als würde ich nie jemanden lieben können. Nie wieder.
Ich habe all meine Liebe Markus geschenkt und er hat mein Geschenk genommen, es wie Dreck behandelt und es nie zurück gegeben.

Es schmerzt, dich gegen zu lassen.

Es schmerzt zu wissen, dass ich ihn wiedersehen werde. Und gleichzeitig kann ich es nicht mehr erwarten.

Es ist, als würde ich einen Teil von mir selbst gehen lassen.

Vielleicht kann ich mir meinen Teil, den ich an Markus verloren habe, wiederholen. Vielleicht kann ich den Rest an Markus geben.

Aber bitte glaube mir, wenn ich sage, dass ich es für dich tue.

Glaub mir, Markus. Das hier tue ich für mich.

Ich werde dafür sorgen, dass du sicher leben kannst. Auch wenn das bedeutet, dass ich gehen muss.

Erst jetzt wird mir bewusst, dass wie gefährlich ich gelebt habe. Ich habe immer balanciert, zwischen mir selbst und dem Uns.
Ich bin gegangen und wollte nie wieder kommen.

Ich werde nicht nach dir suchen, ich werde nicht einen Teil von mir hier lassen. Es wird sein, als hätte es mich nie hier gegeben.

Markus hat es mir versprochen, aber er konnte mir nicht die Erinnerungen nehmen. Er war immer bei mir. Er ist mir immer gefolgt, selbst bis nach Köln.

Du bist und wirst auch immer das wichtigste in meinem Leben sein.

Markus war das wichtigste in meinem Leben. Er wird es immer sein. Ich bin nicht in der Lage ihn zu vergessen. Ich werde mich nie wieder verlieben. Nie wieder so geliebt werden, wie er es tat

Aber ich bitte dich darum, dass du weiter lebst. Ich bitte dich nicht um mehr, als dass du mich vergisst. Ich möchte, dass du glücklich bist. Bitte. Lilli, leb für mich weiter.

Ich kann nicht ohne ihn leben. Ich kann ihn nicht vergessen. Ich kann nicht glücklich sein, wenn er nicht da ist.
Der angebliche Abschluss stellt sich als ein Kampf heraus. Ich habe zwei Jahre lang meine Gefühle ignoriert. Ich war zu sehr in meiner Trauer und meiner Wut gefangen, dass ich völlig vergessen habe, dass ich in der Lage bin zu lieben. Aber meine Liebe ist kampflos geflohen. Und ich werde diesen Kampf nicht kampflos verlieren.

Um mehr bitte ich dich nicht.

Ich bitte Markus um nicht mehr, als eine Erklärung. Markus soll mir ins Gesicht sehen und mir sagen, dass er ohne mich leben kann. Dann werde ich ihn ziehen lassen. Ich habe ihm versprochen, dass ich für ihn da sein werde. Solange er mich braucht.
Und dieses Versprechen werde ich einhalten.

Ich liebe dich,

Ich liebe ihn noch heute.

Markus.

Markus von Theumer. Unschlüssig stehen Blossom und ich vor dem Klingelschild. Ich drehe mich zu den anderen. Mein Kopf ist wie leer gefegt.
Die Aufregung ist verschwunden. Nur die Angst bleibt. Vanessa nicht mir zu und lächelt mich leicht an.

Ich drehe mich um und sehe mir das goldene Nummernschild an. Langsam hebe ich meine zitternde Hand. Das Metal ist kühl und lässt mich erschaudern. Ich drücke.
Ich trete einen Schritt zurück. Als ein langer, schriller Ton erklingt und augenblicklich frage ich mich, was ich hier mache.

„Hallo?", dringt eine Stimme durch die Freisprechanlage. Ich erkenne seine Stimme sofort und sehe hilfesuchend zu Blossom, die noch immer hinter mir steht.
Sie tritt vor mich. „Hallo Markus.", antwortet sie, „Wir sind es. Die wilden Kerle, deine Freunde!"
Sie lächelt und drückt freudig die Tür auf, als ein weiterer Laut erklingt.
*
Ich bin traurig, weil Marshall Eriksen's Dad gestorben ist:(

If love could feelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt