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Die Wahrheit ist, wahrscheinlich würde ich für immer auf ihn warten.
*
Lilli

Miriam's Mutter dreht sich weg, ihr Vater scheint mich mit seinem Blick zu durchbohren. Emelie und Sophia kommen zu mir. Ich sehe weiter zu Miriam, die ihren Blick auf Markus hält. Sie sieht unglücklich aus und augenblicklich frage ich mich, wie man in seiner Nähe nur so aussehen kann. Ich verdränge den Gedanken. Stattdessen sehe ich wieder zu dem Vater. „Markus ist nicht dein Cousin.", sagt er. Verwirrt sehe ich ihn an. Unserer Lüge habe ich schon vergessen. Als sie mir wieder einfällt, schlucke ich. „Nein.", sage ich.

Ich kann seinen Blick nicht deuten. Er wirkt sauer, aber auch verwirrt. „Warum hast du gelogen?", fragt er mich. Seine Stimme hat was militärisches an sich. Es gefällt mir nicht, wie er mit mir spricht. Aber ich will jetzt hier kein Aufsehen erregen. „Weil er glücklich ist. Ich wollte Markus in keine unangenehme Situation bringen.", antworte ich dann. Miriam's Vater schließt einen Moment seine Augen und atmet tief durch. „Du wirst nicht zur Hochzeit kommen.", sagt er. Wenn ich ehrlich bin, klingt es wie ein Befehl und das kotzt mich an. „Es ist nicht Ihre Hochzeit. Ich wurde von Markus eingeladen. Wenn Ihre Tochter oder Markus mich ausladen, dann werde ich mich daran halten. Aber nicht wegen Ihnen.", sage ich. Ich bleibe ruhig und halte seinem Blick stand. Ich sehe, wie seine Nasenflügel sich weiten, wie er mit seiner inneren Ruhe kämpft. Aber egal was er tun wird, es kann nicht schlimmer als Jonah sein.

Über uns legt sich eine unangenehme Stille. Keiner weiß so wirklich was er machen oder sagen soll. Schließlich dreht sich der Vater zu seiner Tochter. Sie sieht zu mir und dann zu Markus. „Was bedeutet sie dir?", fragt sie Markus. Er lächelt, aber er sieht zu Miriam. Sein Lächeln wird nie wieder mir gelten.
„Sie ist eine Freundin.", sagt er. Das hat gesessen. Ich werde wohl nie mehr die Möglichkeit haben Markus zu lieben, aber jedesmal wenn ich ihn und Miriam sehe. Wenn ich sehe, wie glücklich er ist, wird der Schmerz erträglicher.

Es ist verrückt. Für die Person die man liebt, würde man alles tun. Ich würde alles für Markus tun. Ich habe selbst mein Leben riskiert, um ihn zu retten. Und selbst jetzt, würde ich jeden Schmerz ertragen, damit er glücklich ist. Ich lächle ihnen zu. Stumm teile ich Markus mit, dass es okay ist, wenn er mich nicht auf seiner Hochzeit will.

Miriam sieht mich unschlüssig an. „Es ist okay.", sage ich. Ich hoffe, dass Emelie sich zurück hält. Ich hoffe, dass sie einmal sich nicht einmischt. Nur das eine mal. Miriam lächelt mich an. „Du hast recht.", sagt sie zu mir. Ihr Vater sieht verwirrt zwischen mir und ihr her. „Es ist okay, wenn du kommst.", fügt sie hinzu. Ich sehe ihr an, dass es nicht okay für sie ist. Aber ich kann auch sehen, dass sie Markus glücklich machen will. Ich denke an die Worte von Markus Mutter zurück. Sie sagte, dass sie ihn verletzen wird. Aber ich kann es mir nicht vorstellen.
Dennoch bin ich von ihrer Entscheidung geschockt, ebenso wie ihr Vater. Er beginnt mit ihr zu diskutieren und ich entziehe mich der Situation, in dem ich eine Toilette suche.

Ich laufe den Schildern nach, die in Richtung der Toiletten zeigen. Ich bleibe stehen, als ich die Giraffen entdecke. Grinsend stelle ich mich ans Geländer und halte mich daran fest. Ich beobachte sie dabei, wie sie fressen oder einfach umher laufen. Ich erblicke sogar ein Baby.
Als ich angetippt werde, erschrecke ich leicht. Ich sehe zur Seite und erkenne Ben. Der Junge, der im Krankenhaus in meinem Zimmer war. „Hey!", begrüße ich ihn überrascht. Er läuft noch immer auf Krücken. „Hallo.", begrüßt er mich. Er lächelt und erst jetzt fallen mir seine blauen Augen auf. „Wie geht es dir?", fragt er mich. „Gut. Dir?", entgegne ich. Er lacht. „Ich bin ein bisschen sauer, dass du mir nicht geschrieben hast!", meint er gespielt genervt. Dann beginnt er zu lachen. Auch ich lache. „Es tut mir leid, aber die letzten Tage waren anstrengend.", erkläre ich. „Ach schon gut. Aber denk daran mir zu schreiben. War schön dich wiederzusehen, aber ich muss weiter. Meine Familie wartet auf mich.", verabschiedet sich Ben. Ich winke ihm zum Abschied  und sehe zu, wie er auf den Krücken davon humpelt.

„Der Typ aus dem Krankenhaus?", erschrocken drehe ich mich und sehe in Markus Gesicht. „Warum erschreckt mich heute jeder?", beschwere ich mich. Markus lacht und lehnt sich an das Geländer. Er sieht zu den Giraffen. „Wolltest du nicht auf Klo?", fragt er. „Schon. Aber dann habe ich die Giraffen gesehen.", erkläre ich ich drehe mich wieder zu ihnen. „Aha und die sind so interessant, dass man einhält?", fragt er amüsiert. „Also erstens ist das Einhalten eine gute Übung für den Beckenboden und zweitens musste ich gar nicht. Ich wollte einfach aus dieser Situation raus.", erkläre ich. „Beckenboden? Woher weißt du sowas?", fragt Markus. Ich zucke mit meinen Schultern, „Hab ich irgendwo gelesen, solltest du vielleicht auch mal machen."
„Ich werd's mir merken.",
„Du bist ein Lügner."

Es ist angenehm sich mit Markus zu unterhalten, ohne das wir uns streiten. Es erinnert mich ein wenig an früher.
„Emelie und ich haben uns letztens über Giraffen unterhalten. Sie hat euch für verrückt erklärt, wegen dieser Vampirgeschichte.", sage ich und sehe wieder zu den Giraffen. „Wie kommt man den bitte auf Giraffen, wenn man über Vampire spricht?", fragt mich Markus verwirrt. „Och komm. Was ist den wahrscheinlicher. Ein bluttrinkender Mensch mit spitzen Zähnen oder eine gelb, braune Kuh mit einem neun Meter langen Hals?", frage ich ihn.
„Der Hals einer Giraffe wird durchschnittlich 2,5 Meter lang.", verbessert er mich. Verwirrt sehe ich zu ihm, was ihn zum Lachen bringt. „Das steht hier. Du hast gesagt, dass ich mehr lesen soll!", erinnert er mich grinsend und deutet auf das Informationenschild, welches vor ihm am Geländer befestigt wurde. Belustigt überdrehe ich meine Augen und sehe wieder zu den Giraffen.

„Wir sollten zurück gehen, bevor Miriam's Vater noch denkt, dass du seine Tochter mit deiner Ex betrügst.", sage ich. Markus seufzt. „Ich liebe sie.", sagt er plötzlich. Ich antworte nicht, weil alles was ich sagen würde, es mir nur noch schwerer machen würde. „Nicht so sehr, wie ich dich geliebt habe.", fügt er hinzu. Meine Augen beginnen zu brennen und ich schließe sie einen Moment. Dann sehe ich zu Markus. „Und warum hast du dich für sie entschieden? Warum bist du nicht zurück gekommen?", frage ich ihn. Ich klinge so verzweifelt, dass es schon fast erbärmlich ist. „Ich kann es dir nicht erklären, Lilli.", sagt er. Ich nicke. Dann drücke ich mich ab. „Wir sollten zurück.", sage ich und gehe an ihm vorbei. „Lilli.", Markus hält mich fest und sieht mich an. „Wie lange würdest du auf mich warten?", fragt er. Verwirrt sehe ich ihn an. „Markus, ich verstehe nicht.", er unterbricht mich. „Antworte mir bitte.", er klingt verletzlich. „Ich weiß es nicht Markus. Ich habe schon so lange auf dich gewartet.", sage ich. Die Wahrheit ist, wahrscheinlich würde ich für immer auf ihn warten. Er lässt mich los und nickt. Dann läuft er ohne ein weiteres Wort an mir vorbei.

Bei den anderen angekommen, werde ich sofort wieder zur Seite gezogen. Erschrocken drehe ich mich um und sehe Miriam. „Verdammte Kacke!", rufe ich erschrocken aus. Ich höre wie Leon lacht. „Das ist mein Spruch!", ruft er mir zu. Als Antwort zeige ich ihm meinen Mittelfinger und jage mir einen bösen Blick von Miriam's Vater ein.
„Wenn mich heute noch einmal jemand erschrecken sollte, dann erleide ich einen Herzinfarkt. Das mache ich nicht mit.", sage ich. Miriam lacht. „Das wird das letzte mal sein. Versprochen.", sagt sie lachend. Ich sehe zu ihr und weiß nicht recht, was ich machen soll. „Es tut mir leid.", fange ich an, aber werde von Miriam direkt wieder unterbrochen. „Das ist schon in Ordnung.", sagt sie. Sie wirkt aufeinander ernst und irgendwie macht es mich noch nervöser.
„Ich habe mir schon gedacht, dass ihr gelogen habt.", gibt sie zu. Sie atmet einmal tief durch und sieht mich bittend an. „Kannst du mir einen Gefallen tun?", fragt sie. Verwirrt sehe ich sie an. „Ich... ich weiß nicht.", antworte ich. „Bitte.", sie sieht mich flehend an. Ich nicke unschlüssig. Miriam sieht sich nach ihrem Vater um, dann sieht sie zu mir und ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der mich so ernst und verletzlich angesehen hat, wie sie es in diesem Moment tut.
*
Today bekomme ich die zweite Coronaimpfung. (Vielleicht habe ich sie schon. Das Kapitel ist vorgeschrieben. Also kann ich es nicht sagen)

Tbh mag ich keine Zoos.
Das blöde an der Sache ist, es ist Tradition jedes Jahr an Weihnachten in den Zoo zu fahren🙃

PS: das mit dem Beckenboden ist True. Immer schön den Beckenboden trainieren, irgendwann werdet ich euch dafür danken😚✌🏼

If love could feelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt