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„Was ist mit für immer?"
*
Lilli

Als wir am Tisch ankommen, werden wir mit genervt Blicken begrüßt. Rose antwortet mit einem genervten Knurren.
Vor mir liegt eine Karte, auf der alle möglichen Speisen und Getränke aufgelistet sind. Halbherzig überfliege ich die Karte, während ein Kellner mir ein Sektglas vor die Nase stellt. Ich blicke auf und alle halten bereits ihr Glas in der Hand. Außer Rose und ich. Rose ist noch vertieft in die Karte und rümpft immer wieder die Nase. Markus, der neben ihr sitzt, stupst sie an. Rose hebt ihren Blick und schaut in die Runde. Langsam legt sie die Karte weg und umschließt das Glas mit ihren Fingern.
Der Mann, von dem ich vermute, dass er Miriam's Vater ist, erhebt sich. „Ich möchte einen Toast aussprechen.", beginnt er grinsend. Miriam lehnt sich an Markus und hört ihren Vater lächelnd zu.
Leon beugt sich wieder zu mir rüber. „Wir kippen das Zeug direkt runter. Anders kann man das hier ja nicht ertragen.", flüstert er. Grinsend nicke ich.

„Wir danken für euer erscheinen. Heute feiern wir die Verlobung meiner Tochter und Markus.", sagt er. Stolz sieht er zu den beiden, während Rose und ich uns ansehen und gleichzeitig mit den Augen rollen. Maxi stößt mir mit seinem Ellenbogen in die Seite. Fragend sehe ich ihn an. „Benimmt euch.", flüstert er streng. Als Antwort überdrehe ich meine Augen. Rose kichert. Während Miriam's Vater seine Rede runterleiert, hat Rose ihr Glas bereits geleert und deutet einem Kellner, dass er ihr ein neues bringen soll. Ungeduldig sehe ich auf die Uhr. Für einen Toast aussprechen, redet der Mann ganz schön lang.
Ich schweife ab und schaue nach draußen. Ich beobachte Vögel, bis ich das Klirren der Gläser wahrnehme. Ich sehe zu Leon, der mir sein Glas hinhält. Grinsend stoßen wir an und trinken den Sekt in einem Zug runter. Rose sieht und grinsend an, Maxi wirkt ganz schön beschämt und die anderen Gäste wirken ziemlich verwirrt. Der Vater von Miriam wirkt angespannt und auf Markus Gesicht zeichnet sich ein kleines Grinsen ab.
Die Leute schauen weg und reden weiter miteinander.

„Könnt ihr euch wenigstens ein klein wenig benehmen?", bittet Maxi uns. Leon sieht in unwissend an. „Ich weiß nicht was du meinst.", meint Leon. „Ich fand die beiden haben sich sehr gut benommen.", mischt sich Rose ein.
Kellner und Bedienungen bringen alle möglichen Speisen und stellen sie auf den Tisch. Von Brötchen, zu Aufstrich, Käse und Wurst, bis hin zu warmen Speisen, wie Suppen und selbst eine Quiche wird auf den Tisch gestellt. Kellner nehmen unsere Getränkewünsche auf und verschwinden dann wieder.

Als auch die letzten Getränke auf dem Tisch stehen, erhebt sich Miriam's Vater erneut. Er nimmt wieder das Wort an sich. Genervt schlägt Rose auf den Tisch. „Jetzt ist aber mal gut. Wir sitzen hier seit zwei einhalb Stunden und haben noch nichts gegessen.", beschwert sie sich. Geschockt sieht jeder zu ihr. „Mama.", ermahnt sie der Mann, der neben Maxi sitzt. Rose aber schnaubt nur.
Miriam's Vater fängst von vorne an. Es dauert eine weitere halbe Stunde, bis das Essen endlich eröffnet wird. „Wird aber auch Zeit.", meint Rose genervt und nimmt sich als erste ein Brötchen.

Das Essen verläuft ruhig. Keiner achtet auf mich und jeder ist in irgendein Gespräch verwickelt. Alles in allen ist es scheiße langweilig. Rose hat nicht gelogen, als sie sagte, dass Miriam's Familie schrecklich formell ist. „Kind, iss endlich was. Miriam's Familie zahlt das. Da musst du alles essen, was geht.", zwinkert mir Rose zu. Ich lächle nur und trinke meinen Kaffee.

Das Essen zieht sich ins unerlässliche. Gelangweilt rühre ich in meinem dritter Kaffee. Mittlerweile ist es sechzehn Uhr und die Tischgespräche werden immer lauter. Die Gäste lachen immer lauter. Ich weiß jetzt, dass der Vater von Miriam Ludwig ist und ihre Mutter heißt Klaudia. Markus Eltern heißen Joe und Fabienne. Aber irgendwie scheinen die beiden Familien nicht wirklich warm miteinander zu werden. Sie unterhalten sich, aber alles wirkt so distanziert und kühl. Während Miriam's Eltern hin und weg von der bevorstehenden Hochzeit sind, wirken Markus Eltern nicht so begeistert. Nur zeigen sie es nicht so auffällig, wie Rose.
Immer wieder erwische ich, wie Fabienne zu mir herüber schaut und immer wieder frage ich mich, ob sie von Markus und meinem Geheimnis wissen.
Immer wenn ich zu Fabienne rübersehe, blickt sie schnell wieder weg. Außer dieses eine mal, da lächelt sie mir zu und blickt erst dann weg. Ich kann mir dieses Lächeln nicht erklären. Es hat so gezwungen gewirkt und irgendwie mitleidig. Ich weiß nur nicht, ob das Mitleid mir galt, oder ihr selbst. Jedesmal wenn sie auf die Verlobten sieht, sieht sie aus, als würde sie einen schrecklichen Verlust erleben. In ihren Augen liegt Schmerz und Trauer. Sie tut mir leid, dabei weiß ich nicht einmal, was ihr diese Schmerzen bereitet.

If love could feelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt