Kapitel 4

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Ich höre den Kampflärm bevor ich da bin. Schreie hallen durch die Nacht. Rysand ist zwar sehr stark, aber gegen drei voll ausgebildete Jäger hat sogar er Probleme. Ich bremse ab und versuche mir einen Überblick zu verschaffen. Ich sehe sie schließlich vor der Mühle. Rysand kämpft gegen zwei Jäger, während seine Freundin mit Mühe und Not versucht sich den anderen vom Leib zu halten. Ich muss unerkannt bleiben, als Tochter des Anführers bin ich ein begehrtes Ziel. Ich ziehe mir meine schwarze Kapuze weit ins Gesicht und eile Emily zur Hilfe. Ich springe ihren Angreifer von hinten an und werfe ihn zu Boden. Er schreit überrascht auf und schlägt hinter sich. Seine Faust trifft auf meinen Kiefer und ich hole zischend Luft. Der Kerl hat einen ordentlichen Schlag drauf. Ich lege ihm meinen Arm um den Hals und drücke zu. Der Kerl japst und tritt mir auf die Füße aber ich lasse nicht locker. Emily will mir helfen aber er tritt ihr so vor die Brust, dass sie zurück taumelt. Ich drücke fester zu. Ich spüre wie er schwächer wird, als mich ein Schrei ablenkt. Rysand. Ich drehe den Kopf und will ihn ausfindig machen, kann ihn aber nicht finden. Dabei lasse ich meinen Arm locker und mein Gegner kann sich befreien. Er tritt mir die Füße weg und ich Falle zu Boden. Hart schlage ich mit dem Hinterkopf auf dem Waldboden auf und meine Kapuze rutscht runter. Gott sei dank ist es so stockdunkel, dass er nichts erkennen kann. Er springt auf und setzt sich auf meine Mitte. Seine Hände legen sich um meinen Hals und drücken zu. Auch wenn ich keine Luft zum atmen brauche ist es sehr unangenehm wie er meine Luftröhre zudrückt. Er ist viel schwerer als ich, aber ich bin ja nicht umsonst ein Vampir. Ich bäume mich mit meiner ganzen Kraft auf und werfe ihn ab. Er fliegt ein Stück durch die Luft und prallt hart auf. Ich höre sein japsen, als ihm die Luft aus dem Brustkorb gepresst wird. Ich springe auf und knocke ihn mit einem Tritt gegen den Kopf aus. Ich töte keinen Jäger zumindest nicht wenn er wehrlos vor mir liegt. Außerdem scheint er noch jung zu sein. Du bist zu weich, Lexa! Höre ich die wütende Stimme meines Vaters. Ich verdränge ihn schnell aus meinem Kopf. Von Emily fehlt jede Spur. Ich höre ein Rascheln und fahre herum bereit zu kämpfen. Rysand humpelt aus dem Gebüsch und hebt schwach die Hand. "Ich bins." murmelt er und ein Schwall Blut läuft aus seinem Mund. "Mein Gott." rufe Ich und fange ihn gerade noch so auf. Ihm steckt ein Pflock in der Schulter. Ich packe ihn und sehe ihm in die Augen. Er gibt sein stummes Einverständnis und ich ziehe den Pflock raus. Er zischt. Seine Wunden heilen bereits, nur die Wunde vom Pflock macht keine Anstalten. Komisch. "Ich bringe dich hier weg." sage ich, hebe ihn hoch wie ein Baby und renne mit ihm durch den Wald. Die kalte Nachtluft peitscht mir ins Gesicht und mir steigen Tränen in die Augen.
Es dauert nicht lange, da stehe ich vor unserem Haus. Mein Dad öffnet die Tür, bevor ich klingeln kann. "Was ist passiert?" donnert er, als er den halb ohnmächtigen Rysand sieht. Ich antworte nicht sondern dränge mich nach innen und lege ihn aufs Sofa. Mein Vater folgt mir. "Jäger." sage ich kurz und knapp. Mein Vater sieht das Blut auf meinem Shirt aber ich winke ab. "Mir geht's gut meine Wunden sind schon geheilt. Aber seine eine Wunde will irgendwie nicht." murmele ich und zerreiße sein Shirt und lege die Wunde an der Schulter frei. Die Wundränder haben sich schwarz verfärbt und sehen nicht im geringsten nach Heilung aus. Mein Dad begutachtet sie kritisch. "Der Pfahl war mit Silber präpariert." murmelt er. Mir wird schlecht. Die Chancen eine Silbervergiftung zu überleben sind gering. Rysand nimmt meine Hand und versucht zu grinsen, was ihm nur halb gelingt. "Mach dir keine Sorgen. Ich werd schon wieder." Ich drücke seine Hand und nicke, während ich meine Tränen runterschlucke. Mein Dad hasst es, wenn ich Schwäche zeige, also lasse ich es.
Ich lasse Rysand in der Obhut meines Vaters. Ich brauche frische Luft. Ich schließe die Haustür und spüre immernoch den Kloß in meinem Hals. Egal wie oft ich schlucke er geht nicht weg.
Ich renne irgendwohin. Meine Beine tragen mich von alleine.
Ich weiß nicht wie lange ich gelaufen bin, als ich mich in einer kleinen Gasse fallen lasse. Ich schlage wütend gegen die Wand und hinterlasse blutige Schlieren. Warum Rysand? Er ist so gut und hat es am wenigsten verdient. Er ist wie ein Bruder für mich. Ich schlage ein letztes Mal gegen die Wand, als mich eine Stimme dazu bringt herum zu fahren. Ich schaue in stahlblaue Augen, die mich besorgt Mustern. "Lexa?" fragt Clarke und geht einen Schritt auf mich zu.

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