Kapitel 5

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Ich weiche automatisch zurück. "Clarke ich äh- Was machst du so spät noch hier draußen?" "Das gleiche könnte ich dich fragen. Ich muss jemandem bei etwas helfen." murmelt sie. "Achso. Kann ich irgendwie helfen?" biete ich an. "Nein. Alles gut, aber danke." Wir stehen uns gegenüber und starren uns an. Ihr Blick wandert runter zu meinen Knöcheln. Sie haben bereits angefangen zu heilen, aber das Blut klebt immernoch daran. "Ist alles okay?" fragt sie und nimmt meine Hand. Kleine Blitze durchzucken meine Hand und kribbeln angenehm. Was ist das denn? "Ja mir geht es gut." meine Standardantwort. Weil ich nie jemanden in mich hinein schauen lasse. Ich schlucke die aufkommenden Gefühle runter und verschließe sie wieder in einer inneren Kiste. Sie glaubt mir nicht. Das sehe ich an der Art wie sie mich mustert. Gott sie hat wirklich wunderschöne blaue Augen. Sie sind klar und blau wie ein Bergsee. "Naja also ich muss dann mal wieder." sagt sie und ich bin froh, dass sie von mir ablässt. "Wir sehen uns in der Schule." sagt sie und ich stimme murmelnd zu. Ich schaue ihr hinterher bis die Dunkelheit sie verschluckt.
Ich fühle mich kraftlos und müde, als ich zurück laufe.
Ich lasse mir Zeit auf dem Heimweg und verbringe sie damit, mir einzureden, dass es Rysand gut geht. Schneller als es mir lieb ist stehe ich wieder vor unserer Haustür. Durch die kalte, klare Nachtluft ist mein Kopf wieder frei und ich hab mich wieder unter Kontrolle. Ich schließe auf und betrete das Haus. Mein Vater kommt mir mit besorgter Miene entgegen. "Wie geht es ihm?" Frage ich ruhig. "Nicht gut. Ein bisschen besser, aber dieses Gift ist irgendwie anders. Unsere herkömmlichen Gegenmittel schlagen nur vereinzelt an." Na super. Mein Vater bemerkt meinen Blick und sieht mich streng an. "Hör auf so zu schauen. Es gibt keinen Grund für dich hier rumzuheulen. Nimm seinen wahrscheinlich bald eintretenden Tod, als Nahrung für das Feuer des Hasses auf die Jäger. Sei. Verdammt. Nochmal. Stark. So habe ich dich erzogen." mir wird schlecht bei seinen Worten aber ich nicke nur. So wie immer. Er streicht mir über die Wange. "Na also geht doch." ich gehe hoch zu meinem Zimmer, denn ich würde den Anblick von Rysand nicht ertragen. Dort liege ich auf dem Bett und starre an die Decke. Ich fühle mich leer und selbst wenn ich Gefühle zulassen wollen würde, es kommt einfach nichts. Meine Gedanken schweifen ab zu Clarke. Sie hat etwas geheimnisvolles an sich. Irgendwas war heute anders. Ihr Herz hat ganz schnell geschlagen und sie war nervös. Wer wohl ihre Hilfe braucht? Und warum mitten in der Nacht? Apropos. Ich schaue auf die Uhr und stöhne: Es ist schon 3 Uhr nachts und ich muss um 7 aufstehen. Ich spiele mit dem Gedanken nicht in die Schule zu gehen, aber ich verwerfe ihn schnell wieder. Irgendwas zieht mich dorthin. Ich denke wieder an Clarke und wie verloren sie bei unserer ersten Begegnung war.
Ich wälze mich noch ewig herum bis ich endlich in einen Traumlosen dunklen Schlaf gleite.
Als der Wecker klingelt würde ich am liebsten Amok laufen. Missmutig ziehe ich mich an und schminke mich. Ein letzter kritischer Blick in den Spiegel und ich poltere die Treppe runter. Ich gehe zum Kühlschrank und hole zwei Blutkonservern. Eine für mich und eine für Rysand. Er muss hungrig sein. Ich betrete das Zimmer und bin überrascht, als ich ihn sitzen sehe. Ich räuspere mich und sehe seine Freundin bei ihm. Ich mag sie nicht. Sie hat sich einfach verpisst ohne danke zu sagen, nachdem ich ihr an der Mühle das Leben gerettet habe. Rysand grinst mir zu. Sein Gesicht ist immernoch gräulich aber ein wenig besser. Ich gebe ihm eine Konserve und er nickt dankbar. Er schlägt seine Zähne hinein und trinkt. Das Blut läuft über sein Kinn und ich merke, wie ich selbst Hunger habe. Er trinkt den ganzen beutel aus und grinst erleichtert. "Das hatte ich so nötig." murmelt er. Ich grinse und nehme seine Hand in meine. "Gerne." Plötzlich höre ich ein Räuspern und schaue in das wütende Gesicht seiner Fteundin. "Ich denke das reicht jetzt. Er braucht Ruhe." knurrt sie. Eifersüchtiges Stück, er ist wie ein Bruder für mich. Ich lasse seine Hand trotzdem los und verabschiede mich.
Lilith wartet schon auf mich. Ich trinke mein Frühstück auf dem Weg und fühle mich gleich wieder besser. Lilith redet pausenlos von dem süßen Typen. Den Namen habe ich leider schon wieder vergessen. Irgendwas mit R. "Und dann hat Ryan zu mir gesehen und gegrinst. Er hat mich voll angelächelt." schwärmt sie. Ah, ja Ryan. "Oh man dich hat es ja erwischt. Ich verstehe dieses ganze verliebtsein Zeug nicht." gebe ich zu. Sie sieht mich an. "Du warst es noch nie oder?" "Nein. Keine Ahnung ich denke ich bin stärker als das. Liebe ist Schwäche, sagt Dad immer." "Dein Dad labert scheiße." knurrt Lilith. Gerne würde ich ihr den Kopf jetzt waschen aber wir sind bereits auf dem Schulhof. Egal, das kann warten. Ich stoße lustlos die Tür auf und sofort wird mein Blick von einem Blonden Mädchen angezogen. Ich nehme alle anderen um mich herum gar nicht mehr wahr . Auch Lilith's Geschnatter klingt, als wäre es hinter einer Wand. Es gibt nur sie und mich und genau in dem Moment sieht sie mich an. „Na wieder angeregt?" fragt sie und spielt damit auf unsere Begegnung letzte Nacht an. „So ziemlich." sage ich Schulter zuckend. Kurz mustert sie mich, dann nickt sie langsam. „Okaaaay also dann. Man sieht sich." sagt sie und verschwindet in der Schülermenge, die sich nach drinnen bewegt. „Sie ist irgendwie so.... Keine Ahnung.... Anders." stellt Lilith fest und ich nicke Gedanken verloren. Sie hat recht, ich weiß nur nicht, was sie so anders macht. Ich verscheuche die Gedanken aus meinem Kopf und wappne mich für einen weiter Tag voller Langeweile und Schulstoff. Ich bin fast im Gebäude als ich ein merkwürdiges Gefühl spüre. Ein prickeln im Nacken, so wie immer, wenn ich mich beobachtet fühle. Ich drehe mich langsam um und sehe ein Auto in der Ferne verschwinden.

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