Nachts um 2

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Tim Pov.

Es war eigentlich nur die Frage der Zeit, bis das passierte. Die ganzen letzten Tage war Mara immer ohne Probleme schlafen gegangen, aber heute...  Sie weinte in einer Tour und wollte zu ihren Eltern. Ich und Jan waren total überfordert. Nach dem ich probiert hatte sie zu beruhigen  in dem ich ihr sämtliche Kekse oder ähnliches angeboten hatte und warme Milch in die Flasche gefüllt hatte, war sie immer noch am weinen. Es klingt zwar hart, aber irgendwann gaben wir auf und sie weinte sich in den Schlaf. Erschöpft legten Jan und ich uns auch ins Bett und Jan schlief sofort ein. Ich blieb noch länger wach, bis ich mir leise meine Kopfhörer rein machte und in eine Musikalische Welt abtauchte. Ich driftete in eine eher traurige Richtung, bis ich bei Liebeskummerliedern ankam. Ich weiß nicht, was ich da gemacht habe, aber ich schlief irgendwann traurig ein. Um 02:00 Uhr wurde ich von Jan geweckt, der mich wachrüttelte. Dadurch, dass Jan nachts auch ein paar Tics hatte, schlief ich immer relativ tief, aber dass ich so tief schlief hätte ich nicht gedacht. „ Tim, die kleine weint schon wieder... was machen wir denn jetzt?" ich sah leichte Panik in seinen Augen und wusste, dass ich ihn jetzt unbedingt beruhigen musste: „ Es ist alles gut! Pass auf ich ruf jetzt meine Mutter... ne, die kann ich nicht anrufen, ich rufe jetzt Marion an und frage, was wir machen sollen.". Jan nickte und schien sich zu beruhigen. Mit einem Arm um ihn wählte ich Marions Nummer.

Telefonat Marion und Tim

Marion: Hallo? Tim ist alles in Ordnung

Tim: Hey Marion. Ja, also nein, also wir haben im Moment die ja die Tochter von Freunden da zum Babysitten und die kleine weint die ganze Zeit. Wir wissen nicht mehr, was wir machen sollen

Marion: Ja, sowas ist ganz normal. Gerade könnt ihr sie vermutlich nicht beruhigen. Geht am besten mit ihr im Park spazieren. Dabei schläft sie bestimmt ein.

Tim: Okay, danke das machen wir. Tschau

Marion: Tschüss Tim

Ende Telefonat Marion und Tim

Jan hatte alles mitgehört und nickte. „Du ziehst dich schon mal an. Es könnte draußen kalt sein und ich mache Mara fertig." Wieder nickte Jan. Wir standen also wieder auf und ich ging zu Mara: „ Hey, Mara. Es ist alles gut. Komm wir gehen in den Park." Ich sprach die ganze Zeit leise auf sie ein, während ich ihr eine Jacke anzog. Dann wickelte ich Mara in eine Decke, damit sie auch wirklich einschlafen konnte und es möglichst gemütlich hatte. Natürlich war der Kuschelhase auch dabei. Jan kam auch ins Gästezimmer und nahm sie mir ab, damit ich mir auch Schuhe anziehen konnte. Lächelnd registrierte ich, dass er sich einen Hoodie von mir übergezogen hatte. Nachdem ich mir auch einen Hoodie und Schuhe angezogen hatte, gingen wir leise nach unten. Mara weinte immer noch. Ich legte sie in den Kinderwagen, den Jan schon rausgestellt hatte und wir gingen los. Jan schob den Kinderwagen und wir schwiegen beide beim Laufen. Es war irgendwie unangenehm, sich so an zu schweigen, aber über was sollten wir denn auch sprechen. Irgendwie war ich wegen den Songs von vor dem Einschlafen auch noch traurig...  Maras weinen ließ nicht nach, was unsere Laune nicht unbedingt besserte. In dem Park, wo wir hin wollten, waren alle paar Meter Straßenlaternen, die das Ganze in ein angenehmes Licht tauchten. Ich klappte das Verdeck vom Kinderwagen hoch, damit Mara nicht von dem Licht geblendet wurde und endlich einschlief. Ich war in Gedanken vertieft, als ich eine kleinere Hand in meiner spürte. „ Tim, was ist los? Du bist echt ruhig und das liegt nicht daran, weil du Müde bist.". Wieso kannte dieser Junge mich so gut? „ Ich habe eventuell vor dem schlafen gehen wieder  irgendwelche Lieder über Trennungen und so gehört...", sagte ich zerknirscht. „ Waren es wenigstens schöne Lieder?", ich hörte ihn lächeln. „ Ich weiß es nicht...  es tut mir aber leid...". Jan blieb stehen: „ Das ist jetzt nicht dein Ernst? Warum entschuldigst du dich denn dafür? Nur weil du mal Musik hörst, die vielleicht mal nicht ganz so happy ist? Das ist doch komplett normal. Und wenn es dir danach schlecht geht, dann ist das dein Verdammtes Recht!" Er ließ den Kinderwagen los und griff nun auch nach meiner zweiten Hand. Sein Tourettesyndrom  war wegen der späten Uhrzeit, die ganze Zeit still. „ Tim, schau mir in die Augen. Jeder darf mal traurig sein, dass weißt du am besten und wenn einer weiß, wie er mit Trauer umgeht, dann du!" Als ich in seine dunklen Augen sah, sah ich wie ernst er das ganze meinte. Seine Augen funkelten wie immer und strahlten Liebe und Wärme aus. Jan ließ meine Hände los und fing an mich zu umarmen. „ Danke...", sagte ich, als wir uns  wieder lösten und Jan lächelte mich an. Wir gingen weiter und diesmal nahm ich Jans Hand. Prinzipiell hätten wir schon zurück laufen können, denn Mara war auf einem guten Weg einzuschlafen, allerdings war es irgendwie schön so Nachts mit Jan durch einen Park zu gehen. Ich weiß, das klingt sehr komisch, aber die Welt um uns war still. Es war, als wären wir wirklich alleine. Ein paar Vögel zwitscherten. Man hörte nur die Kiesel unter unseren Schuhen und dem Kinderwagen. Das Schweigen jetzt war deutlich angenehmer und ich musste unwillkürlich grinsen. Als ich zu Jan rüber guckte, sah ich, dass er auch grinste. „ Ich mag es wenn du so grinst.", meinte ich zu ihm. „ Weißt du warum ich grinse? Weil ich den besten Freund habe, den man sich vorstellen kann. Allerdings vergisst dieser besagte Freund manchmal, was ich so sehr an ihm liebe...", ich sah in verwirrt an:" Hä? Was meinst du?". Jan lachte leise: „ Das zum Beispiel. Ich liebe es wenn du mal wieder komplett lost unterwegs bist..." ich unterbrach ihn: „ Das kommt relativ häufig vor, oder?" „ Jap... schon irgendwie. Aber weißt du was ich, glaube ich noch mehr an dir liebe? Du bist ein Mensch, der seine Gefühle zu lässt und diese auch zeigt. Du zeigst, wenn es dir schlecht geht oder du traurig bist und unterdrückst das nicht. Ich würde das wirklich gerne können, aber ich kann es nicht. Gefühle und ich sind eher so auf Kriegsfuß...  Egal, auf jeden Fall liebe ich diese Eigenschaft an dir." Jetzt war ich es der stehen blieb und ihn in den Arm nahm. „ Weißt du was ich am meisten an dir liebe? Du behauptest zwar, dass du deine Gefühle  nicht zeigst, aber durch wen sind wir vor knapp drei Monaten zusammen gekommen? Wer hat sich getraut seine Gefühle zu gestehen und wer hat hier wen zum ersten Mal geküsst? Das warst alles du! Und außerdem zeigst du deine Gefühle halt anders als ich. Ich merk schon wie es dir geht oder was du denkst. Auch wenn du denkst, dass du es nicht zeigen kannst, deine Augen sagen mehr als 1000 Worte. Andere sehen es vielleicht nicht, aber  mir zeigen sie was du wirklich fühlst und denkst." Mit dem was dann passierte, hätte ich nie gerechnet. Nicht jetzt und nicht in 10 Jahren. Einfach generell nie, denn ich spürte, wie mein Ärmel feucht wurde. Jans Atem war etwas unregelmäßig, was meine Vermutung nur noch mal bestätigte. Jan weinte. Ich wusste nicht warum und wollte es auch gar nicht wissen, aber Jan weinte. Beruhigend strich ich über seinen Rücken und hinderte ihn daran, sich beschämt weg zu drehen. Er weinte still, aber an meiner Schulter spürte ich dennoch, dass die Tränen nicht weniger wurden. Auf einmal wirkte er zerbrechlich und klein. Ich hatte noch nie das Gefühl, dass ich ihn beschützen müsste, aber  jetzt auf ein Mal schon. Ich musste alles Negative von der Außenwelt von ihm abschirmen und so viel Positives wie in mir war, an ihn ran lassen. Wie genau ich das hinkriegen wollte, wusste ich nicht, aber es schien zu funktionieren. Die Tränen wurden weniger. Ich drehte ihn in meinen Armen so, dass ich seine letzten Tränen wegwischen konnte und verbannd unsere Lippen miteinander, dann nahm ich seine Hand und den Kinderwagen und wir gingen langsam nach Hause.

Wenn sich was verändert: Plötzlich PapasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt