Kapitel 9

11 0 0
                                    

Ich ging Nasreddin den Rest der Woche noch einmal aus dem Weg. Erst am nächsten Wochenende passte ich ihn beim Essen ab. Ich trug das neue Kleid und lächelte, als er den Raum betrat.

Ich setzte mich an den Tisch. Ich lächelte schon seit Tagen nicht mehr, Yasmins Worte und Aaliyahs Reaktion schlugen mir auf den Magen und ich war oft kurz davor zu verzweifeln, wenn etwas nicht funktioniert.

"Guten Morgen." Ich hatte nicht das Gefühl, dass er mich bemerkt hatte. Er sah so unglücklich aus, dass ich an meinem Verhalten begann zu zweifeln. Vielleicht hätte ich ihn nicht alleine lassen sollen.

"Oh, guten Morgen. Hast du gut geschlafen?"

"Geht so. Tut mir leid, dass ich dir aus dem Weg gegangen bin. Ich wusste nicht genau, wie ich damit umgehen sollte. Das war falsch von mir. Es tut mir leid." Ich senkte den Blick.

"Schon gut, dein Verhalten war nicht unangemessen."
Yasmin betrat den Raum und setzte sich neben mich an den Tisch.

Ich schwieg. Mit ihr wusste ich noch immer nicht umzugehen. Sie hatte einfach so meinen Platz eingenommen. Die Gelegenheit genutzt, die Samirs Tod ihr gegeben hatte.

Stumm begann ich zu essen.

"Wollen wir vielleicht nach dem Essen etwas zusammen machen?", fragte ich ihn.

Ich sah sie erstaunt an.

Ich sah ihn ohne Regung an.

"Gerne."

Ich begann zu lächeln. "Danke."

Ich nahm von den Weintrauben.

Ich aß nicht viel. Mir fehlte der Hunger.

"Wieso machst du etwas mit ihr und nicht mit mir?", empörte sich Yasmin.
"Weil du eine Lügnerin bist. Ich weiß ganz genau, dass das niemals passiert ist."

Ich sah weg.

"Außerdem kannst du mir nichts verbieten oder mir Vorschriften machen."

Kurz schien sie widersprechen zu wollen, aber dann ließ sie es.

Ich musterte sie ernst.

"Ich gehe raus zu Samir." Fluchtartig verließ ich den Raum.

"Aaliyah, warte!", rief ich ihr noch nach.

Vor Samirs Grab blieb ich stehen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich mochte Yasmin nicht, aber das durfte mich eigentlich nicht beeinflussen. Hier ging es um Nasreddins Wohl, nicht um meines.

Ich sank in mich zusammen.

Die Blumen hatten begonnen zu blühen. Ich kam jeden Tag um zu gießen, schnitt sie zurück, wo sie den Grabstein verdeckten. Es half mir sehr. Langsam hatte ich das Gefühl es zu verarbeiten und nicht nur zu verdrängen.

Ich stand auf und folgte ihr in den Garten.

Ich hörte Schritte und drehte mich um.

"Tut mir leid, ich wollte dich nicht verschrecken."

"Schon gut."

Ich blieb neben ihr stehen und sah auf das Grab hinunter.

"Wie geht es dir?"

Ich zuckte mit den Schultern.

"Du sahst so traurig aus vorhin."

"Nein."

Die drei Frauen des Königs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt