First.

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„Nein. Das hast du nicht gesagt.", lachte ich in das Telefon.
„Doch. Und du hättest ihren Blick sehen sollen.", lachte meine Beste Freundin am anderen Ende der Leitung.

Ich saß in einer fast leeren Bar und schaute das Weinglas vor mir an. Es war mein drittes. Vielleicht auch mein Viertes. Aber seitdem ich vor einigen Wochen alleine in die Hauptstadt gezogen bin, bekam ich nur selten die Chance mit meiner Besten Freundin Sook zu trinken. Wenn auch die 12 Stunden Zugfahrt weiterhin zwischen uns bestehen blieben.

Mir war nicht bewusst wie lange ich schon auf diesem Hocker saß. Als ich vor einiger Zeit für einen Moment aufgestanden bin um mich frisch zu machen, war mir aufgefallen, dass nur noch ein kleiner Teil der Räumlichkeiten besetzt waren, obwohl das Lokal bei meiner Ankunft von Leuten nur wimmelte.
„Ich kann nunmal auch nichts dafür, dass sie ihr Kind nicht richtig im Griff hat." Kicherte ich und nahm noch den letzten Schluck der purpurfarbenen Flüssigkeit, bevor ich, nach einer kurzen Absprache mit Sook, eine Flasche Soju und Bier bestellte.

„Ein Bier bitte.", hörte ich eine Stimme neben mir, gerade als ich einen Shot des farblosen Snaps' in das Bier kippte. Ich drehte meinen Kopf nach rechts.

Es war eine Person die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Kein wunder, die Stadt war auch groß. Er hatte Braune kurze Haare durch welche er sich in diesem Moment mit den silberbeschmückten Fingern fuhr, sodass seine Stirn entblößt wurde.

„Sook... ich glaube ein Engel hat sich neben mich gesetzt.", ich nahm das Handy in die andere Hand.

Der Junge Mann, welchen ich in meinem Geisteszustand auf Mitte 20 schätzte, drehte sich zu mir und lachte mit einem Lächeln, welches auf eine Plakatwand gehörte. Das Licht, welches über einem der hintern Tische hing, legte sich wie eine Gloriole um seinen gutgebauten Körper. Es waren so viele Stühle frei, wieso setzte er sich genau dort hin?

„Leider kein Engel.", er lachte auf und drehte sich zu dem Besitzer der Bar um sein Getränk dankend an zu nehmen.

In diesem Moment fiel mir mein Handy aus der Hand und ich konnte nur die dumpfe Stimme meiner Besten Freundin wahrnehmen. Also bückte ich mich um das Telefon auf zu heben.

Ich spürte den Blick des Fremden auf mir, als ich mich wieder aufrichten wollte und mir dabei den Kopf an der Bar stieß.

Schnaufend rieb ich mir die Stelle am Kopf während ich mich auf meinem Hocker niederließ.

Der Fremde lachte. Wieso lachte er?

„Wieso lachen sie?", fragte ich verwirrt. Mein Handy fand seinen Platz auf der Bar zwischen meinem Wasser, welches ich bisher kaum angerührt hatte, und dem Glas Bier.

„Ich habe schon viele Komplimente bekommen, aber nie hat jemand so auf meine Anwesenheit reagiert.", sagte der Engel schmunzelnd.

Arrogant.

Ich erwiderte nichts und hielt mir mein Handy wieder ans Ohr.

„Sind alle Engel so arrogant?", fragte ich Sook, während ich mit verzogenem Gesicht zum Fremden schielte.

„Hyunae? Geht es dir gut? Es klang als hättest du dir weh getan.", fragte diese jedoch besorgt.

„Ja, mir geht es gut. Ich habe mir nur den Kopf gestoßen. Nichts was ein bisschen Alkohol nicht weg macht."

Anstatt nach dem Bier zu greifen, nahm ich jetzt jedoch erst einmal das Wasser zu Hand und trank es mit einem Schluck weg.

„Eigentlich wollte ich mich ja heute richtig betrinken. Aber wenn du nicht hier bist, um mit mir später zur Karaokebar zu gehen, macht es nur halb so viel Spaß.", murrte Sook und ich konnte die negative Energie bis nach Seoul spüren.

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