Zu meinem Glück war heute Samstag. Ich hätte mich aber auch selbst verflucht wenn ich an einem Wochentag oder Sonntag so viel getrunken hätte.
Nachdem mir die Kloschüssel an diesem Vormittag einen Guten Morgen wünschte und ich nach einem Glas Wasser und einer Aspirin eine Suppe gegen den Kater bestellte, gönnte ich mir eine kalte Dusche. Kaum hatte das eisige Wasser meinen Körper berührt zuckte ich auf und wäre fast gegen das Waschbecken gesprungen. Nach einigen Sekunden gewöhnte sich mein Körper jedoch an die Temperatur.In meinem Zimmer zog ich mir dann braune Shorts mit weißer Blouse an, da der Sommer langsam einbrach. Aber es noch nicht warm genug war um die Kühlung an zu schallten. Ich musste nunmal auch auf meine Finanzen schauen.
Als die Suppe dann endlich ankam knurrte mein Magen auf sobald mir der Geruch von Kimchi und Rindfleisch in die Nase stieg.
Es war schon Nachmittag als ich mich entschied einkaufen zu gehen, da mein Vorrat an Ramen langsam aufgebraucht war. Außerdem hatte ich große Lust auf Obst.
Ich musste später daran denken, meinen Vater darum zu bitten Sook Kimchi mit zu geben, wenn sie her kam.
Im Supermarkt stand ich dann für einen Moment vor dem Soju, entschloss mich dann aber dagegen. Zwar hilft nichts besser gegen Kater als einfach weiter zu trinken und eine Flasche würde mich sicher nicht umbringen, aber in dem Moment war das verlangen nicht besonders groß.
Als ich später mit meinem Obstteller meinen Computer startete, dachte ich an den gestrigen Abend zurück.
Hatte ich mir den Typen nur eingebildet? Nein, er muss echt gewesen sein. Wie viel haben wir denn bitte getrunken? Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern. Doch ab zwei Flaschen Soju Intus bekam ich immer einen Filmriss. Auch wie ich nach Hause gekommen bin fiel mir nicht mehr ein. Meine Sachen hatte ich alle noch und von einem One Night Stand hatte ich auch keine Spuren gefunden. Was mich aber noch mehr wunderte war, dass ich noch genau so viel Geld in meinem Portmonee hatte wie ich es am Morgen vorher abgehoben hatte und auf meinem Bankkonto gab seit dem weder einen Abzug noch einen Vermerk. Ich hoffte, dass ich nicht einfach abgehauen war ohne zu bezahlen oder ähnliches.
Ich dachte noch einen Moment an den Fremden mit den dunklen Augen und dem wunderschönen Lächeln und startete dann League of Legends.
Am späten Nachmittag stieß ich die Tür meines mittlerweile Stammlokales auf. Menschen wo hin das Auge reichte. Ich versuchte mich bis zur Bar vor zu kämpfen ohne gegen einen Tisch zu stoßen und fand dann dort Platz. Nachdem ich einen Litschisaft bestellt hatte holte ich meinen Laptop aus meiner Tasche. Wenn ich mich an dem heutigen Abend schon nicht betrinken würde, könnte ich wenigstens an meinem Projekt weiter arbeiten.
Als ich aber nach einigen Minuten immer noch keine Idee für die Weiterführung meiner Arbeit hatte, ließ ich meinen Blick durch den geräumigen Raum schweifen.
Als ich jung war, dachte ich ich würde mein ganzes Leben in Anpyeong-myeon verbringen. Einmal als ich am Supermarkt vorbei nach Hause lief sah ich förmlich schon wie ich in wenigen Jahren auch dort an der Kasse sitzen würde. Das war der Zeitpunkt an dem ich merkte, dass ich das auf keinen Fall werden würde. Und jetzt saß ich hier. In einer Bar in meiner Nachbarschaft in der zweitgrößten Stadt der Welt.
Dieser Gedanke brachte mich auf eine Idee und ich begann ein bisschen an meinem Text zu schreiben und parallel an einer Melodie zu tüfteln.
Ich mochte es lieber an öffentlichen Orten wie Bars oder Cafés zu arbeiten, als alleine in meiner stillen Wohnung. Menschen inspirierten mich. Und ich fand es faszinierend wenn man bemerkt wie viel zeit verstrichen ist, wenn man nach Stunden wieder aufschaut und die Personen an jedem Tisch und auf jedem Stuhl schon mindestens Drei mal gewechselt hatten.
Zwischendurch kam auch der Besitzer des Lokals in den Vorraum und begrüßte mich fröhlich. Wie jedes mal wenn ich mindestens zwei mal in der Woche meine Nachmittage hier verbrachte.
„Sagen sie mal.", begann ich als er mir ein neues Glas Saft reichte. „Gestern Abend habe ich doch mit einem Mann getrunken, oder?"
Der Besitzer nickte.
„Und was ist dann passiert? Ich bin mir nicht sicher ob ich mich richtig erinnere."
„Als ich ihnen beiden gesagt habe, dass ich bald schließen muss, hat der junge Mann ihnen ein Taxi gerufen und für ihre Getränke bezahlt. Mehr weiß ich auch nicht.", erklärte der Besitzer.
„Ach so war das.", antwortete ich und bedankte mich noch bevor der kleine Mann wieder in seinem Büro verschwand.
Als meine Konzentration für diesen Tag schon aufgebraucht war, war es schon Abend und meine Blase gefüllt mit Saft und Kaffee.
Im Spiegel des kleinen Toilettenraumes schaute ich mein, durch das Licht, gelbes Gesicht an. Einzelne Haare hatten sich mittlerweile aus meinem Zopf heraus gekämpft und ich strich sie kurzerhand glatt.
Sobald ich das Badezimmer verlassen hatte, merkte ich, dass etwas anders war als es noch vor wenigen Minuten war. Ich ging um die Ecke und in Richtung Bar und erblickte schon bald einen braunen Haarschopf.
Als ich meinen vorherigen Sitzplatz erreichte, schien der Engel von Gestern mich nicht bemerkt zu haben, während er an seinem Getränk nippte, wie am Abend zuvor. Ich setzte mich um meinen Laptop ein zu packen, nur musste ich mich dafür zu meiner Tasche bücken. Als ich mich aufrichten wollte, stieß ich mit meinem Hinterkopf erneut gegen die Bar. Doch irgendwie war sie dieses Mal... weicher? Ich blickte auf den Boden vor mir und erkannte dass dort jemand stand. Als ich wieder stand, erkannte ich auch wer es war. Der Fremde vom Vorabend hat mich mit seiner Hand davor beschützt mir erneut weh zu tun.
Ich verlor mich in seinen dunklen Augen und ich fragte mich wie viele Geschichten in ihm steckten. Er räusperte sich.
„Ah, ja, genau. Danke. Und... Entschuldigung?", ich war ziemlich überfordert mit der Situation.
Ich hätte nicht gedacht ihn wieder zu sehen. Gehofft, ja. Aber vor allem nicht so bald wieder.Er lächelte mich an und schien dabei etwas unsicher.
„Also, ich habe gehört, dass sie Gestern meine Rechnung bezahlt haben? Wie viel schulde ich ihnen?", kam es etwas unbeholfen aus mir.
Er schaute erst verwirrt sagte dann aber: „Ist schon in Ordnung. Ich wollte mich nur nochmal erkundigen ob sie gut nach Hause gekommen sind. Und da ich nicht wusste wo ich sie sonst antreffen könnte, dachte ich ich schaue mal ob sie hier sind."
„Ach so. Ja ich bin gut nach Hause gekommen. Mein Boden hat mich in Empfang genommen.", ich lachte auf und entlockte ihm damit auch ein leichtes schmunzeln.
„Okay, na dann.", Er schlug mit seinen Händen gegen seine Seiten und machte Anstalten das Lokal zu verlassen.
„Warten sie doch. Haben sie etwas Zeit? Um die ecke gibt es ein kleines Café. Ich würde mich gerne für gestern Abend revanchieren."
Der Engel holte sein Handy aus der Tasche und kontrollierte scheinbar die Uhrzeit.
„Heute habe ich leider keine Zeit. Aber wenn sie mir ihre Handynummer geben wollen können wir später ein Treffen vereinbaren. Nur wenn es ihnen nichts ausmacht natürlich."
Ich nickte. „Natürlich können wir das."
Also tauschten wir unsere Nummern miteinander aus. So fand ich heraus, dass sein Name Park Jimin lautete.
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HOME || ParkJimin
Fanfiction„Ich glaube ein Engel hat sich eben neben mich gesetzt" • Hyunae wohnt noch nicht lange in Seoul und hat noch nicht viele Leute kennengelernt. Doch an einem Abend in einer Bar trifft sie auf einen wunderschönen Fremden. Mit welchem sie scheinbar den...