Nachdem Tessa den Brief laut vorgelesen hatte, stockte ihr der Atem. Weshalb hatte ihr Onkel nur solche Dinge mit in sein Heim gebracht? Wusste er denn nicht, was sie anrichten konnten? Wieso hat er sie hier aufbewahrt? Das ist doch lebensgefährlich! Nicht nur das Ding hinter dieser Tür, auch die anderen. Was, wenn ein böses Wesen noch immer in diesem Haus war? "Seit wir hier sind, höre ich jede Nacht Flüstern in den Gängen...", sagte Nathan, während er sich zu Mr Carrywinter umdrehte. "Und die Erscheinung auf dem Friedhof Was, wenn es doch keine Einbildung war? Haben Sie denn nie etwas Derartiges bemerkt?"
"Nun mein Junge, dafür muss ich etwas weiter ausholen, doch gesagt sei Ihnen eines: Verrückt sind sie nicht. Schon immer war Hell Castle als Spukhaus bekannt. Es ist seit Generationen im Besitz der Familie Ihrer Freundin. Miss Tessas Onkel und auch schon sein Vater gingen auf Expeditionen und brachten Dinge von dort mit. Seiner Frau hat dies gar nicht gefallen, wann immer sie konnte versuchte sie ihn dazu zu bewegen zu bleiben. Doch er ließ sich nicht umstimmen. Er war nur gelegentlich zu Hause um nach dem Rechten zu schauen, die restliche Zeit verbrachte er in der großen weiten Welt. Ägypten, Afrika, Spanien, Thailand. Er war in jedem Land, das er kannte, um dort nach verborgenen Schätzen zu suchen. Doch seine Frau, die wunderschöne Antoinette, die alles aufgegeben hatte für ihn, stand nun mit den drei Kindern allein in diesem riesigen Haus. Lediglich die Bediensteten leisteten ihr Gesellschaft. Aber sie fühlte sich einsam, wie ein Vogel in einem goldenen Käfig. Sie hatte hier keine Familie, diese hatte sie in Frankreich nach der Hochzeit zurücklassen müssen. Lediglich durch Briefe hielt sie den Kontakt zu ihren Eltern.
Es machte sie sehr, sehr krank. Von Tag zu Tag, von Woche zu Woche wo ihr Mann nicht da und sie auf dem Anwesen wie eingesperrt war, veränderte sie sich. Als die Kinder noch kleiner waren, wollte sie sich so gut es ging selbst um sie kümmern, doch je weiter ihre Krankheit fort schritt, desto häufiger rief sie nach dem Kindermädchen. Oft ließ sie auch den Arzt zu sich rufen und Briefe an ihren Mann schicken, dass er doch bitte heimkehren solle. Doch nichts passierte. Der Arzt konnte trotz etlicher Symptome nichts feststellen und auch ihr Mann schien nicht besorgt aufgrund ihres Zustandes, dachte, sie sei nur etwas hysterisch."
Eines Morgens fand man sie leblos in ihrem Bett vor. Daneben ein Brief:
Mein Liebster,
Ich habe es versucht. Ich habe es wirklich versucht. Ich liebe dich und ich liebe unsere Kinder. Doch ich werde immer schwächer und schwächer und selbst jetzt hast du dich entschlossen, nicht heimzukehren. Du brichst mir mein Herz... bedeute ich dir denn gar nichts? Ich habe mein Leben für dich aufgegeben. Für uns. Für unsere Kinder. War es trotz allem nicht genug? Hätte ich mehr tun müssen? Oder hättest vielleicht du mehr tun müssen? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass es zu Ende geht mit mir. Bitte vergiss nicht, dass ich dich und auch unsere Kinder geliebt habe.
Deine dich liebende Antoinette
"Sie starb an einem gebrochenen Herzen. Ihre Liebe zu ihrem Mann, der eher das Abenteuer als sie liebte, hatte sie vergiftet. Seitdem gibt es immer wieder Menschen die glauben, Antoinette zu hören oder sie gesehen zu haben. Ihr Grab befindet sich ebenfalls auf dem Friedhof des Anwesens. Alles, was sie wollte, war zu entfliehen. Doch selbst nach ihrem Tod war es ihr nicht möglich, Hell Castle zu verlassen."
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Die rote Tür
Mystery / ThrillerEin Herrenhaus, zwei motivierte Studenten, eine rote Tür und ein großes Geheimnis. Werden Tessa und Nathan das Geheimnis der roten Tür lüften?