𝗰𝗵𝗮𝗽𝘁𝗲𝗿 𝘁𝗲𝗻 • 𝗺𝗮𝗹𝗶𝗮

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M A L I A

Der Schmerz lässt uns leise werden. Wir verstummen und versuchen, ihn in die hinterste Ecke unseres Gedächtnis zu drängen. Zumindest ist es die Art und Weise, wie ich damit umgehe.

Die Stille um mich herum ist unerträglich. Ich höre nur das sanfte Rauschen des Wassers, welches der Wind über der Wasseroberfläche verursacht.

Ich bin an den Ort zurückgekommen, den ich lange Zeit gefürchtete habe, durch all seine Erinnerungen. Aber um loslassen zu können, muss ich mit der Vergangenheit abschließen.

Vor mir erstreckt sich ein kleiner See, umgeben von Wildblumen, etwas abgelegen von den Häusersiedlungen. Auf der anderen Seite planschen zwei kleine Kinder, aber sie sind zu weit entfernt dafür, dass ich sie hören könnte. Ihre Eltern geben ein wachsames Auge auf sie.

»Malia?«, ertönt eine bekannte Stimme hinter mir und ich zucke erschrocken zusammen. Ich habe damit gerechnet, auf andere Leute zu treffen, aber ihn habe ich hier nicht erwartet.

Grayson lächelt mich schief an.

»Was machst du hier?«, frage ich und spiele etwas unbeholfen an meinen Haaren herum. Ich denke an unsere letzte Begegnung und spüre ein paar Schmetterlinge in meinem Bauch. Wie er mich gehalten hat..

Nein, das bilde ich mir nur ein.

»Mein Vater hat mich gezwungen, mal die Gegend zu erkunden«, erwidert Grayson und ich deute ihm an, sich neben mich zu setzten.
Nachdem er das getan hat, wendet er seinen Blick zu mir: »Und was führt dich hier her?«

Ich seufze. »Ich musste mal an die frische Luft«, sage ich. »Außerdem war das hier mal mein Lieblingsort in ganz Arizona.« Erinnerungen prasseln auf mich ein. Gute, Schlechte und andere dazwischen.

»Kann ich gut nachvollziehen, auch wenn ich nicht wirklich viel Zeit in der Natur verbringe. Warte mal- war

»Ja«, antworte ich zögernd. Grayson schweigt.

»Früher bin ich oft mit meinem besten Freund Nolan hergekommen«, bringe ich nach Momenten der Stille hervor. »Du hast sicher schon davon gehört, dass er..«

Es fällt mir schwer, es auszusprechen. Die lästige Stimme in meinem Kopf schreit immer wieder: Er ist tot, er ist tot, aber ich versuche diesen Gedanken zu ignorieren.

Solange ich ihn nicht vergesse, lebt er in meinem Herzen weiter.

Wäre auch blöd, wenn ich wieder anfangen würde, vor Grayson in Tränen auszubrechen.

Er denkt bestimmt, dass ich eine Heulsuse bin.

»Habe ich«, bestätigt Grayson mit gesenkten Kopf, damit ich es nicht aussprechen muss. »Das tut mir wirklich leid.«

»Ich brauche kein Mitleid, Grayson. Schließlich macht es ihn nicht wieder lebendig.« Meine Stimme klingt selbstbewusster, als ich je vermutet hätte.

»Du hast recht«, gibt er zu. »Dabei habt ihr Mädchen ja immer recht.« Er zwinkert und die Schmetterlinge in meinem Bauch melden sich zurück.

Nein, es ist nur Einbildung. Keine Schmetterlinge für mich!

»Im Namen aller Mädchen stimme ich da zu«, sage ich lächelnd und zuckte mit den Schulten. »Warst du gestern bei Theos Party?«

𝐃𝐄𝐄𝐏𝐄𝐒𝐓 𝐒𝐎𝐔𝐋𝐒Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt