Chapter Two

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Der Lockenstab in Merles Hand zeigte endlich, durch das grüne Licht, dass er heiß genug war, damit sie fortfahren konnte. Ihre Hände wickelten Strähne für Strähne um das Gerät und sie versuchte sich mit höchster Konzentration, daran nicht zu verbrennen. In der Vergangenheit ließ sie sich schon Mal viel zu leicht ablenken und schon hatte sie sich ein halbes Ohr verbrannt. Es kam auch schon mal vor, dass sie sich aus versehen ihre Haare angesenkte, weil sie vielleicht eine Strähne etwas zu lange darum gewickelt ließ, während sie im Fernsehen Ian Sommerhalder anschmachtete bei Vampire Diaries, aber diese Zeiten waren mittlerweile vorbei. Als sie die letzte Strähne endlich geschafft hatte, legte sie den Lockenstab auf dem Porzellan vom Waschbecken ab und schüttelte ihre Haare über Kopf einmal aus, um dann mit ihren Fingern ihre Haare zu lockern. Im Anschluss betrachtete sie sich im Spiegel und ihre Haare wellten sich wunderschön über ihre nackten Schultern. Das Kleid, wozu Fabi ihr geraten hatte, war trägerlos, saß aber dank ihrer Oberweite wie eine eins an ihr, genauso wie die schwarzen seitlichen Streifen, die ihre Kurven betonten, gerade der Übergang von Taille zur Hüfte gefiel ihr besonders gut. Ein freches Grinsen legte sich auf ihre Lippen, als sie nach ihrer Wimperntusche griff und noch den letzten Feinschliff machte. Ein bisschen Haarspray noch und so verließ sie wieder das Badezimmer, in ihr provisorisches Kinderzimmer. Darin stellte sie sich für den letzten Check vor den Spiegel und betrachtete nochmal ihr Ganzkörperspiegelbild. Das Kleid hörte kurz über den Knien auf und hatte zum Glück einen Stretchanteil, sodass sie sich, trotz des engen Schnittes, normal bewegen konnte. Der eingenähte BH formte ihr ein wunderschönes Dekolleté, auf das sie auch reichlich stolz war. Im Anschluss stellte sie sich auf die Zehenspitzen. Die Hamburgerin war sich nicht ganz sicher, ob sie wirklich hohe Schuhe anziehen sollte oder doch lieber ihre schwarz weißen Sneakers von Adidas. Eigentlich wollte sie nicht zu sehr auffallen, nachher dachte der Vollidiot von Brandt noch, dass sie das extra für ihn machte und entschied sich aus diesem Prinzip schon für ihre Turnschuhe. Das wertete ihr Outfit ein bisschen ab, wobei sie sich selbst immer noch zum Anbeißen fand. Zufrieden mit sich und der mittlerweile verstrichenen 2 Stunden, ging sie zu ihren Eltern, die es sich auf der Terrasse bequem gemacht hatten. Es war mittlerweile 16 Uhr und Merle hatte Jannis versprochen, dass sie ihm noch beim Aufbauen half. Wobei es ihr immer noch ein Rätsel war, wieso Julian das nicht allein organisieren konnte. Sie trat auf die Betonfliesen, die wahrscheinlich glühend heiß waren ohne Schuhe und ging unter den Sonnenschirm, wo sie in das Blickfeld ihres Vater fiel, der im Begriff war sich direkt zu verschlucken, als er seine Tochter sah.

„Was hast du da bitte an?", keuchte ihr Papa, während er mit einer Hand gestikulierte. Ja, Merle musste sich eingestehen, dass ihre Eltern sie so nicht kannten, schließlich ging sie in ihren frühen Disko Jahren immer direkt nach dem Stadion auf die Reeperbahn und dort meistens mit Jeans und Trikot. Ihr Outfit-Wandel hatte sich erst durch die USA ergeben und durch ihre Freundinnen, die ihr erklärten, dass sie mit einem Shirt und Jeans nicht zwingend in die guten Clubs kam. Dementsprechend entdeckte sie selbst auch mehr und mehr ihre weiblichen Züge und wie sie diese einzusetzen hatte.

„Ein Kleid, Dad." Merle lächelte ihn zuckersüß an, als auch ihre Mutter endlich den Blick von ihrem Buch hob.

„Sieht gut aus, mein Schatz. Hast du das aus New York?" Verdutzt zog Merle eine Augenbraue nach oben. Normalerweise machte ihre Mam ihr nie Komplimente, gerade nicht was Klamotten anging. Aber wahrscheinlich freute sie sich ungemein darüber, dass ihre Tochter endlich ihre weibliche Seite entdeckte, wobei sie selbst Schuld hatte, wenn sie ihr Mäuschen immer mit den Brüder losschickte und beim Hobby Fußball hatte sie sie dann endgültig verloren.

„Ja. Hatte es da nur ein oder zweimal an. Ich wollte jetzt los zu Jannis. Ich weiß nicht, wie spät das heute wird. Wenn es zu laut wird, dann könnt ihr ja rüber kommen und einen mittrinken.", ließ die Norddeutsche ihre Eltern wissen, was beide mit einem Nicken zur Kenntnis nahmen.

Hungry EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt