Hungry Eyes

Chapter Three

Langsam bewegte sich Merle die Treppen im Flur des Brandt Hauses hinunter zurück zur Party. Ihr Blick blieb dabei mehrheitlich an der Ahnengalerie hängen, die sie meistens nur flüchtig betrachtete, jetzt aber analysierte. Sie musste schmunzeln, als sie die drei blonden Jungs sah, die frech in die Kamera grinsten von klein bis sie größer wurden. Leider wusste sie genau, dass ihr Augenmerk viel zu sehr auf Julian lag, der für sie von Jahr zu Jahr attraktiver wurde. Innerlich verfluchte sie sich für die Gedanken, ihre Schwäche, die sie ihm gegenüber gezeigt hatte. Wie gerne hätte sie in sich rein gehorcht und gewusst, was da in sie gefahren war, gerade bei dem Gedanken, dass er jetzt wieder bei Missy war und wahrscheinlich sonst was mit der tat, drehte sich ihr Magen einmal um die eigene Achse. Das war auch der Ausschlaggebende Punkt, wo sie sich von den Bildern löste und zum Wohnzimmer zurückkehrte, wo sie kurz ihren Blick kreisen ließ, als sie Pauli entdeckte, die sie direkt anstrahlte. Die Hamburgerin steuerte auf ihre Freundin zu, die ihren Blick sofort wieder in eine andere Richtung lenkte und dabei an ihrem Aperol nippte.

„Hab ich was verpasst?", stellte die Blonde die Frage an die Halbafrikanerin, die schnell ihren Schluck hinunterschluckte.

„Was heißt verpasst? Die Show beginnt gerade erst. Julian hat Missy im Schuppen stehen lassen und jetzt jammert sie Jannis seit 15 Minuten die Ohren voll.", antwortete sie und Merle folgte dem Blick ihrer Freundin, als sie den mittleren Brandt Bruder erkannte, der aussah, als würde er gleich einen Nervenzusammenbruch erleiden. Ein bisschen mochte sie es, ihn so verzweifelt zu sehen, doch ihre Aufmerksamkeit huschte zu Missy, deren Haare nicht mehr hoch gebunden waren sondern unordentlich über ihre Schultern hingen. Also hatte die Hamburgerin recht behalten, was er da aus seiner Tasche geholt hatte, aber so lange war sie doch nicht oben geblieben, dass er Zeit gehabt hätte... Okay, den Gedanken verwarf sie schnellstens wieder. Sie wollte gar nicht wissen, wie schnell oder langsam der Herr beim Sex war. Dabei schüttelte sie sich kurz und Pauli stelle sich in ihr Blickfeld.

„Hast du mir vielleicht was zu sagen?" Die dunkelbraunen Augen trafen auf die von Merle, die hart schluckte. Sie könnte lügen, wenn sie es denn wollte, aber irgendwem musste sie es erzählen und Linny konnte sie erst am späteren Tag damit behelligen, mal abgesehen davon, brauchte Jannis gerade ihre Hilfe.

„Später. Ich glaube, ich muss unser Blondschöpfchen mal eben unterstützen.", entzog sie sich der Frage und ging an der Schwarzhaarigen vorbei, auf deren Gesicht sich ein Lächeln schlich.

„Ich erinnere dich später dran.", hörte Merle noch an ihrem Ohr und wusste, dass sie mit Sicherheit nicht locker lassen würde. Behutsam ging die Blondine langsam zu Jannis und Missy, die immer noch außer sich vor Wut schien.

„Da hat der mich einfach stehen gelassen. Er wollte kurz ein Kondom holen und dann kommt der nicht wieder. Lässt mich einfach in dem dunklen Schuppen stehen mit all den Spinnen. Kannst du dir das vorstellen? Jannis nun sag doch auch mal was dazu.", schnappte die Hamburgerin, die Worte von Julians On Off Beziehung auf und fühlte sich kurz gebauchpinselt, dass er anscheinend nicht zurück zu ihr gegangen war, als er sie geküsst hatte. Abrupt ermahnte sie sich selbst, solche Gedanken mal schnellstens zu vergessen und sich eher darauf zu besinnen, dass er wirklich mit der Trulla ein Schäferstündchen einlegen wollte.

„Was soll ich sagen, Missy? Es ist Julian. Ich kann nicht in ihn reinschauen."

„Aber ihr seid doch Brüder, da muss doch so eine Verbindung bestehen."

„Sie sind keine Zwillinge.", sprudelte es aus Merles Mund heraus, als sie vollständig bei den beiden angekommen war und sofort den scannenden Blick der Brünette auf sich spürte.

„Und du bist?" Sie zog eine Braue nach oben und Jannis wusste nicht, ob er froh darüber sein sollte, dass seine Freundin ihn rettete oder eher die Flucht ergreifen sollte. Jedes Mal, wenn jemand Missy über den Mund fuhr, konnte sie zur Furie werden.