Chapter Four

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Das Gespräch mit Linny hatte Merle mehr als gut getan. Auch, wenn die Uhrzeit für ihre Verhältnisse viel zu früh gewesen war, konnte sie sich dennoch alles von der Seele reden. Zumindest solange, wie im Hintergrund jemand ihren Namen rief und ihre Freundin sich hektisch verabschiedete. Es war schön ihre beste Freundin mal wieder so nervös und zugleich glücklich zu sehen. Inständig hoffte sie nur, dass der Unbekannte ihre Freundin wirklich so gut behandelte und es ernst meinte. Nicht, wie ein gewisser Nachbar, der meint sonst wer zu sein und Spielchen spielen konnte, die sie in den Wahnsinn trieben. Entnervt ließ sie ihr Buch auf die Beine fallen und blinzelte mehrmals in die Sonne.

Nachdem Linny sie aus dem Bett geklingelt hatte, beschloss die Hamburgerin sich fertig zu machen und nicht mehr herumzulaufen, wie ein Pandabär auf Speed. Das Frühstück hatte sie gepflegt ausfallen lassen, auch wenn ihre Mutter ihr ein Schoko-Croissant mitbrachte. Sie bekam keinen Bissen runter. Nicht auf Grund der Tatsache, dass sie vielleicht gestern zu viel getrunken hatte, dafür ging ihr das erstaunlich gut. Es lag eher an ihrem nächtlichen Traum, den sie immer noch nicht aus dem Kopf bekam. Bei jedem Gedanken daran wurde ihr flau im Magen und sie würde mit Sicherheit nichts runter kriegen. Somit fand sie sich auf der heimischen Terrasse in der Sonne wieder und wollte eigentlich gemütlich ihr Buch lesen, doch ihr Kopf driftete immer wieder ab. Eigentlich hätte sie auch lieber ein Schläfchen gemacht. Die hochstehende Sonne wärmte ihren Körper in ihrem corallfarbenen Bikini und sie bekam nicht derart schnell einen Sonnenbrand, dennoch verweigerte sie sich das selbst. Sie wollte nicht schon wieder von ihren Gefühlen verarscht werden, wenn sie sich wieder auf der Arbeitsplatte fand. Also war sie gerade dabei nach ihrem Smartphone zu greifen, als sie aus dem Augenwinkel Jannis am Gartenzaun sah, der kurz die Hand hob.

„Komm rein. Mama und Papa sind nicht da. Die sind auf irgendeiner Gartenfeier eingeladen.", rief Merle dem Blondschopf zu und musste zugeben, dass sie selbst nicht mal wirklich wusste, ob das stimmte. Schließlich hatte sie den beiden heute Morgen auch nur halbwegs zugehört, als sie in ihrem Kaffee gerührt hatte und selbst beim Eingießen der Milch irgendwelche Assoziationen zu Julian sah. Ihr Freund nickte kurz und öffnete die Pforte. So schnell, konnte er gar nicht reagieren, wie bereits Nala halb auf der Sonnenliege bei der Blondine lag und sie freudig begrüßte.

„Sorry, sie war heute Morgen schon die ganze Zeit so aufgedreht. Was macht sie nur, wenn du nach Köln kommst?" Jannis ließ sich auf der Liege nieder und streichelte die Hündin ebenfalls.

„Ich nehme sie einfach im Koffer mit. Merkt schon keiner. Hm, Süße?" Die Hamburgerin kraulte dem Labrador Mischling hinter den Ohren, als sie es sich bequem machte und kurz schwer aus schnaufte. Ein Hundeleben konnte auch wirklich anstrengend sein.

„Ich glaube, dass meinen Eltern das auffallen würde.", scherzte der Blonde, was Merle nicken ließ.

„Ich weiß. Aber ich werde die kleine Maus auch sehr vermissen." Sie drückte ihr einen kurzen Kuss auf den Kopf und machte dann mit der Hand an ihren Ohren weiter.

„Noch habt ihr ja Zeit." Ihr Kumpel sah vom Hund zu ihr, „Weswegen ich eigentlich hier bin. Ich wollte fragen, ob du nicht Bock hast, rüber zu kommen und wir machen uns nach dem Abend gestern einen entspannten Pooltag. Schließlich habe ich noch was gut bei dir." Er grinste seine Freundin an, die fragend die Augenbraue nach oben zog.

„Julian hat mir heute Morgen erzählt, dass du ihm gestern noch geholfen hattest beim Aufräumen. Das wäre eigentlich meine Aufgabe gewesen." Erst jetzt ging ihr ein Licht auf und sie versuchte direkt die aufkeimenden Erinnerungen zu ersticken.

„Du hast geschlafen wie ein Murmeltier.", lenkte sie schnell das Thema auf ihn selbst, sodass er sich verlegen über den Nacken fuhr.

„Ich glaube, das Trinken mit Pauli sollte ich in Zukunft lassen."

Hungry EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt