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Alle waren schon weg als Hunter plötzlich aufstand und mir seine Hand hinhielt. Ich nahm sie schüchtern und er zog mich auf die Beine. Ich stand nur verdutzt rum bis ich verstand, was er vorhatte. Er lief zu unseren Surfbrettern, die ein Stückchen weiter im Sand steckten. Zügig eilte ich ihm nach. Er reichte mir mein Surfbrett mit einem schiefen Lächeln. Ich erwiderte dieses und nahm mein Brett. Gemeinsam schlenderten wir aufs Wasser zu und gingen hinein. Wir wateten ein Stück, schwungen uns schließlich auf unsere Bretter und paddelten los.

Ungefähr eine Stunde später waren wir komplett geschafft. Ich konnte mich in dieser Zeit sehr gut an mein neues Brett gewöhnen. Ins Wasser gefallen bin ich jedoch sehr häufig.
Wir schlurften an die kleine Holzbude und verstauten unsere Boards darin. Viel redeten wir nicht, da wir beide nicht wussten, was wir sagen sollten. Nach ein paar Momenten in unangenehmer Stille brach er das Eis indem er fragte: „Wollen wir noch etwas essen gehen bevor ich Dich nach Hause fahre?". War das gerade wirklich passiert? Ja, ich hatte mich die ganze Zeit normal verhalten aber die Tatsache, dass dieser Junge einfach nur wunderschön war hatte ich nicht vergessen.
Wahrscheinlich lief ich rot an, weil mich noch nie ein Junge gefragt hat ob ich mit ihm zu Abend essen wollen würde. Er kratzte sich mit seiner rechten hand am Hinterkopf und schaute schüchtern nach unten. „Du musst nicht, wenn du nicht willst. Ich kann Dich auch gleich nach Hause fahren." „Doch, doch klar möchte ich noch etwas essen gehen, mit Dir. Tut mir leid, wenn ich Dir das Gefühl gegeben habe, dass ich nicht will." sagte ich schnell und betonte das 'mit Dir' mehr als gewollt. Er schaute zu mir auf, nahm die Hand von seinem Hinterkopf und strahlte. „Oh okay cool",grinste er, „was möchtest du denn essen? Hier in der Nähe gibt's Chinesisch, einen Mexikaner, ein Thai-Restaurant und halt die üblichen Fast-Food-Ketten." „Mexikanisch hört sich gut an." gab ich schüchtern von mir. Hunter nickte und lächelte leicht dabei. „Ja, find ich auch." Stille. „Wenn wir dann gehen wollen würde ich vorschlagen, dass wir uns mal umziehen." Ich nickte verlegen. Mein Gott Mia wieso bist du so schüchtern?

Wir gingen also in zwei separate Kabinen und zogen uns unsere normalen Klamotten wieder an. Als ich rauskam wartete Hunter schon geduldig auf mich. Er war gegen einen großen Felsen gelehnt. Er sah unglaublich gut aus in seiner etwas lockeren Jeansshorts, seinen schwarzweißen hohen Converse, und seinem etwas verrückt gefärbten Hawaiihemd. Er war wahrscheinlich einer, der sich nichts aus der Meinung anderer machte und einfach tat und trug was er wollte. Wenn ich dieses Hemd in einem Laden gesehen hätte, hätte ich wahrscheinlich das Gesicht verzogen, aber bei ihm sah es einfach nur perfekt aus. Oh, hatte ich erwähnt, dass er das Hemd nicht bis oben zugeknöpft hatte, sondern zwei oder drei Knöpfe offen ließ, und das unglaublich gut aussah? Jedenfalls ging ich auf ihn zu und er strahlte mich an. „Können wir los?" kam es von ihm. „Mit Vergnügen."
Und so entfernten wir uns vom Strand und liefen zu einem Parkplatz. Er kramte in seiner Tasche rum und kam neben einem alten, schwarzen Ford Mustang Cabrio zum Stehen und öffnete diesen mit dem Schlüssel, den er mittlerweile in der Hand hatte. Ich blieb perplex vor dem Auto stehen. Ich hatte alles erwartet aber nicht Das. „Und? Überrascht?" fragte er mit einem neckischen Unterton. „Etwas. Das hatte ich nicht erwartet." gestand ich ihm mit einem überraschten Blick. „Dann Steig mal ein, sonst stehen wir morgen noch hier."  lachte er. Ich tapste also auf das Gefährt zu und öffnete vorsichtig die Beifahrertür. Mir stieg sofort ein Geruch von Minze und verdammt gutem Parfüm in die Nase. Als ich mich auf dem weichen Ledersitz platziert hatte, sog ich unauffällig den Geruch ein. Ich hatte selten so etwas Gutes gerochen. Hunter stieg schließlich ebenfalls ein, nahm sich eine Sonnenbrille, welche eine Ray Ban aus den 1949ern war, vom Armaturenbrett und zog sie auf. Der Motor meldete sich kurz darauf mit einem lauten, tiefen Brummen.

Warum ich das mit der Sonnenbrille wusste? Mein Onkel, mit dem ich den Großteil meiner Kindheit verbrachte, liebte Sonnenbrillen und hatte unzählige davon. Er erzählte mir immer warum seine Sammlung so besonders sei und brachte mit bei woran man erkennt welche Sonnenbrille man vor sich hat. Dieses Wissen war ziemlich unnötig, aber als kleines Mädchen liebte ich es ihm zuzuhören, da er immer mit solch einer Faszination und Leidenschaft über seine Brillen sprach. Ich wusste also, dass Hunters Brille ziemlich alt war und somit auch ziemlich teuer.
War der irgendwie reich oder so?  Sein Auto und seine Brille waren nicht gerade billig.

Zurück zum Thema.
Ich schnallte mich an, Hunter tat es mir gleich und der Mustang rollte rückwärts aus der Parklücke raus. „Wie lange fahren wir denn zum Mexikaner?" fragte ich ihn. „Ungefähr zwanzig Minuten." entgegnete er und blickte zu mir rüber. Ich fiel fast in Ohnmacht. Seine Haare waren etwas zerzaust und sie waren leicht wellig vom Salzwasser. Ein paar Strähnen hingen ihm ins Gesicht. Trotz Sonnenbrille konnte ich seine strahlend grünen Augen erkennen. Auf seinem Gesicht konnte man die kleinen Salzrückstände erkennen und erst jetzt fiel mir auf, dass er auf der Nase und um sie herum leichte Sommersprossen hatte. Ich musste Lächeln, da ich sie zuvor nicht bemerkt hatte. Er lächelte zurück und innerlich starb ich 23 Tode, da dieser Junge neben mir so süß aussah. Wieso ist es manchen Menschen gestattet so unglaublich gut auszusehen? Ich nickte leicht und er wand seinen Blick wieder der Straße zu.
Nach kurzer Zeit kramte er eine CD hervor und schob diese in den für sie vorgesehenen Spalt. Er drückte einen Knopf und schon ertönte ein Track von Ricky Nelson. „Ich hoffe du magst Musik aus den 50ern." meinte er schüchtern. „Klar, sie gefällt mir sehr." erwiderte ich grinsend. Den Rest der Fahrt summte er leise den Text der Lieder mit und ich grinste fast dauerhaft.

Rasant bog er rechts in seine Einfahrt. Ein orangefarbenes Haus kam zum Vorschein. Es sah niedlich und gemütlich aus. Über der Eingangstür hing ein Schild, welches die Aufschrift Baja Betty's- Mexican Food hatte. Die Gegend war etwas abgelegen, weshalb nicht viele Autos auf dem Parkplatz standen.
Der Mustang kam links neben der Eingangstür zumStehen und das angenehme Brummen des Motors erlosch. Hunter machte die Musik aus  und drehte sich zu mir um. „Da wären wir." sagte er während er sich abschnallte. Ich nickte erneut. Er drehte sich Richtung Autotür, öffne diese schwungvoll und stieg aus. Ich schnallte mich ebenfalls ab und öffnete die Tür. Doch gerade als ich aussteigen wollte stand Hunter vor mir. „Wir probieren das nochmal!" meinte er und schloss die Tür,  um sie gleich darauf wieder zu öffnen und mir seine Hand hinzuhalten. Mir stieg die Röte ins Gesicht und ich nahm verlegen seine Hand und stieg schließlich ebenfalls aus dem Mustang.
Meine Hand ließ er los,  verbeugte sich gentlemanlike und lachte dabei. Ich musste ebenfalls kichern und legte einen miserablen Knicks hin. Immer noch lachend schloss er die Tür und verriegelte das Auto. Dicht nebeneinander schlurften wir auf das orangene Haus zu. Am Eingang angekommen hielt er mir die Tür auf und ließ mich eintreten. „Danke" sagte ich leise und lächelnd (Mia, du lächelst verdächtig oft heute) während ich in seine Augen sah.
Das Restaurant roch himmlisch nach Essen und erst jetzt bemerkte ich, wie hungrig ich eigentlich war. Eine große Frau mit schwarzen Haaren kam auf uns zugeeilt und stellte sich vor. „Hey ihr zwei, ich bin Katy. Kommt mit, ich begleite euch zu eurem Platz." Schwungvoll drehte sich Katy um steuerte einen kleinen Tisch neben einem riesigen Fenster an. Auf dem Weg schnappte sie sich zwei Speisekarten von einem kleinen Wagen. Hunter und ich setzten uns und Katy gab jedem von uns eine Karte. „Ich lass euch mal etwas Zeit um zu entscheiden, was ihr wollt." kam es ihrerseits und schon war sie weg.

Hellouuu
Dieses ist mein längstes Kapitel bisher und ngl es hat so lange gedauert es zu schreiben  (ganze 1369 Wörter hehe)
Üüüüübrigens haben wir die 100 reads geknackt ahhh dankee
Schreibt mir doch bitte, wie ihr's fandet
Love, Leni <3

Love in WavesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt