Kapitel 7

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In der Stunde fällt es mir erstaunlich leicht zuzuhören. Ich melde mich zwar nicht oft, aber das ist mir eigentlich relativ egal, da es meine erste Latein-stunde auf diesem Internat ist. Es ist schon ein kleiner Erfolg, das ich nicht die ganze Zeit mit meinen Gedanken abschweife. Oft habe ich früher daran gedacht, wie es wäre, wenn ich einmal total bekannt wäre und alle etwas mit mir zu tun haben wollen.
Ich würde mich nie wieder alleine fühlen, aber das schien und scheint mir unheimlich weit weg. Denn es ist unheimlich schwer an sich zu glauben, wenn einem zu verstehen gegeben wird, dass man überhaupt nicht willkommen ist. Bevor das mobbing anfing, habe ich auch schon nicht gerade viel an mich geglaubt. Doch durch das mobbing ist es dann ganz verschwunden. Jetzt glaube ich gar nicht mehr an mich. Ich würde gerne an mich glauben, doch ich kann es einfach nicht. Wenn ich sehe was für ein Selbstbewusstsein viele an diesem Internat haben, frage ich mich oft, was ich in meinem Leben falsch gemacht habe, das Gott die anderen mit Selbstbewusstsein segnet und mich nicht. Mir hat er eigentlich nichts gegeben, was toll ist. Andere sehen toll aus, sind schlau und beliebt.
Und was will man dann mehr. 

Nach der Stunde haben wir Deutsch. Wir müssen einen Aufsatz über unseren größten Traum schreiben. Fünf Seiten in Schriftgröße zwölf. Ich fange an: “ Ich habe mehrere Träume, doch mein größter ist es wahrscheinlich einmal eine einflussreiche Person zu sein. Ich möchte versuchen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Ich finde es gibt hier zu viel Hass und ich habe das gefühl, dass manche viel lieber Hass als Liebe verbreiten. Dagegen will ich kämpfen. Ich weiß wie schwer das Leben ist, wenn andere einem zu verstehen gegeben wird, dass man keine Freunde hat. “ Aber dann weiß ich schon nicht mehr was ich schreiben soll. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich schreiben sollte, das ich gerne singen würde. Immer wenn ich in meinem Kopf abspiele wie ich sage das ich Sängerin werden will hört es sich so nach einem Kindheitstraum an, nicht wie ein Traum von einem Teenager, der schon fast erwachsen ist. Doch genau das war mein Traum. Ich könnte natürlich auch einen erfinden, aber eigentlich sollte man doch das sein dürfen was man gerne möchte. Man darf anziehen was man will, man darf tun was man will, alles darf man selbst entscheiden! Ich werde zu dem stehen was ich werden will und was ich bin.
Also schreibe ich eifrig weiter. Mein Füller fliegt nur so über das Papier, denn auf einmal weiß ich genau was ich schreiben will. Es fällt mir so leicht und es macht mir sogar Spaß. Ich schreibe immernoch, da klingelt auch schon die Pausenglocke. Ich schreibe den Satz zu Ende und packe meine Sachen ein.

Die Pause verläuft wie die anderen auch. Ich sitze alleine auf einer Bank und beobachte die anderen Schüler. Als es wieder rein geht stürme ich vor um auch ja wieder hinten in der ecke sitzen zu können.
Zum Glück ist dort noch ein Platz frei und ich laufe dorthin. Als ich auf den Tisch schaue erschrecke ich mich und weiche zurück. Auf dem Tisch liegt wieder ein Brief. Ich ziehe den Stuhl zurück und nehme den Brief in die Hand. Ich öffne ihn und entfalte den Brief. 

Ashley,

du bist zwar noch da, aber du hattest ja auch erst einen Tag Zeit zu gehen. Also gebe ich dir noch zwei Tage zeit. Sonst wird etwas schlimmes passieren. Und ich kenne übrigens eure Adresse. Also ich würde lieber schnell gehen. Du fragst dich wahrscheinlich woher ich deine Adresse kenne. Ich habe mich in das Schulsystem gehackt und sehe somit alle Daten von den Schülern. Und es bringt dir gar nichts, mich bei der Direktorin zu melden. Ich gehe schon lange nicht mehr auf das Internat. Ich habe das Internat gehasst und ich will das die Schule kaputt geht, deswegen will ich dich und ein paar andere verscheuchen. Und wenn du zur Polizei gehst, werde ich deinen Eltern einen Besuch abstatten. Und wenn es soweit kommen sollte, wird dich dein Dad nicht mehr zum Traualtar führen können. Aber dafür müsste dich eh erstmal jemand mögen, geschweige denn lieben.

Also bis bald

S.

Ich lege den Brief weg und zittere. Während ich den Brief gelesen habe, habe ich Gänsehaut bekommen. Ich hatte nach dem gestrigen Brief schon Angst, doch jetzt war die Angst unbeschreiblich.

Hii. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel.
Bis bald
Eure Romy






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