20. Schlacht

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„Don't fight a battle if you don't gain anything by winning." - Erwin Rommel


„Also Männer", begann ich zu sprechen.

Der engste Kreis der Crew hatte sich in meiner Kabine versammelt. Robert, Edmond, Ben und Liam. Alle Augen richteten sich auf mich und ich stieß kurz die Luft aus.

„Ich möchte so schnell wie möglich wieder in See stechen", ließ ich die Katze aus dem Sack.

„Aber Master Niall, wir sind erst seit drei Wochen wieder hier und die Männer haben noch reichlich Geld zur Verfügung", gab Ben zu bedenken.

Normalerweise hörte ich immer auf meinen Maat, aber in diesem Fall wollte ich meine Ansicht vertreten.

„Ben, ich kann nicht länger warten. Ich muss diese verdammten Schulden loswerden und ich habe nicht vor, bis an mein Lebensende dafür zu rackern."

Schweigen tat sich auf und wieder war es Ben, der redete: „Ich verstehe dich, Master Niall, doch nicht jeder Mann wird jetzt mitkommen wollen. Du musst dich darauf einstellen, eine andere Crew anzuheuern, zumindest Teile davon."

Tief seufzte ich auf, schaute meinen Maat uns fragte: „Kommst du mit mir?"

Zuerst hatte ich Angst, dass er nein sagen würde, aber sein Gesicht sich zu einem breiten Grinsen verzog und er sagte: „Natürlich, was denkst du denn?", fühlte ich mich erleichtert.

Bei Liam brauchte ich gar nicht zu fragen, denn er sprach von selbst: „Ich bin an Bord". Auch Edmond versicherte, mich nicht im Stich zu lassen. Nur Robert zögerte ein wenig.

„Also ich weiß nicht, das kommt jetzt ziemlich überraschend", zierte er sich.

„Wenn du nicht mitkommen willst, ist das in Ordnung, ich zwinge niemanden", sprach ich ruhig. Obwohl mir sehr viel daran lag, Robert mitzunehmen, so war er doch ein freier Mensch, der dies selbst entscheiden musste.

„Gut, dann fragen wir den Rest der Männer, damit wir wissen, wen wir neu anheuern müssen", machte Ben den Vorschlag, dem alle ausnahmslos zustimmten.

Leider befanden sich alle verstreut in Port Royal und es dauerte fast den halben Tag sie ausfindig zu machen. Unser Schiffszimmermann wollte ebenso wie Robert und auch Thomas nicht mitkommen. Ich verzichtete darauf, einen neuen Zimmermann anzuheuern, denn diese Arbeit konnte ich notfalls selbst erledigen.

Insgesamt heuerten wir zehn neue Leute an, darunter einen Geschützmeister sowie den zweiten Steuermann. Letzteren durfte Liam persönlich anwerben, da ich ihm in dieser Hinsicht mehr vertraute als mir selbst.

Am Abend war unsere Mannschaft komplett, aber es war zu spät, um noch die Segel zu hissen. Deshalb verbrachten wir noch eine Nacht in Port Royal.

Ich achtete darauf, Blutauge möglichst nicht über den Weg zu laufen, doch leider stand er im Flying Pig an der Theke, als ich eintrat. Zu allem Unglück erkannte er mich sofort wieder.

„Ach sieh mal einer an, da ist ja der Kerl, der nicht wusste, dass er meinen Platz beansprucht hat", meinte er zynisch.

Eiskalt lief es mir den Rücken hinunter und ich biss mir auf die Zunge, um kein unüberlegtes Wort herauszubringen. Wie gerne würde ich ihm mein nacktes Hinterteil präsentieren, um ihm zu zeigen, was ich von ihm hielt. Dieses Piraten-Arschloch glaubte er sei Gott persönlich. Bloß weil er wehrlosen Menschen die Augen ausstach. Ich beachtete ihn einfach nicht, sondern wandte mich meinen Männern zu, die morgen mit mir die nächste Kaperfahrt antreten würden. Während ich meinen Rum trank, sah ich aus dem Augenwinkel, dass Blutauge mich noch immer beobachtete. Erst als Schlächter in die Taverne trat, legte sich seine Aufmerksamkeit auf diesen. Erleichtert atmete ich auf und genoss den restlichen Abend an Land.

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