Mein Leben

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Zum dritten Mal an diesem Tag klingelte mein Telefon. Es war ein nerviges Geräusch, das mir zu verstehen gab, was ich in dieser Welt eigentlich bin. Y/N Shinomai. Keine Eltern, keine Familie, keine Freunde.

Seit ich denken kann habe ich in einem Waisenhaus gelebt, weil meine gesamte Familie gestorben ist. Wie, wollte mir bis heute niemand sagen. Ich weiß nur, dass sie mir einen Haufen Geld vererbt haben, auf den ich mit 16 zugreifen darf. Dann wird alles besser...in ein paar Tagen, genauer gesagt, am 01. Januar, werde ich ein Leben haben, wovon andere nur träumen können.

Aber noch bin ich 15....und das heißt.....wenn ich nicht arbeite, gibt es kein Geld. Eine einfache Regel, die ich schmerzlich erfahren habe. Also habe ich viele verschiedene Jobs angenommen, in einem Supermarkt, in einem Coffee Shop, und in einem Trainingscenter. Jetzt, in der Weihnachtszeit steigt der Stress noch mehr. Alle wollen Weihnachtseinkäufe machen, auf Dates gehen oder Fett abtrainieren um gut auszusehen. Genervt setze ich mich auf und gucke in Richtung Wecker.....5:30 Uhr....!?

Ich ziehe mich unmotiviert an und nehme mir die Uniform der Angestellten des „Amai Keki", des Coffee Shops. Dazu eine einfache enge Jeans und mein dunkelblaues Haarband. Meine Wohnung ist klein, genauer gesagt winzig. Eigentlich ist es nur ein Raum mit einer halben Wand, vielleicht so groß wie drei Autos. Das hört sich vielleicht viel an, ist es aber nicht. Es reicht gerade mal für ein einzelnes Bett, einen Schreibtisch, einen Schrank und eine sehr schmale Komode. Das war's. Wenn ich baden will, muss ich in das gemeinschaftliche Badehaus im Erdgeschoss gehen. Es hört sich ziemlich hart an, aber was anderes ist bei meinem Gehalt nun mal nicht drin. Ich schnappte mir die Schlüssel, die auf der Kommode lagen, schlüpfte in meinen weißen Mantel, zog mir meine hellen Stiefel an und verließ die Wohnung.

Draußen wehte mir der eisige Wind ins Gesicht. Für Tokyo war dieses Wetter eher untypisch, normalerweise hatten wir immer ungefähr 10°C um die Weihnachtszeit, heute waren es aber wesentlich weniger. Wer ging denn bei diesem Wetter freiwillig auf die Straßen? Da konnte die hübsche Beleuchtung auch nichts dagegen machen. Nach ein paar Minuten erreichte ich auch schon das „Amai Keki" und huschte durch den Hintereingang ins Haus. Eine sanfte Wärme und der leckere Duft von Zimt und Schokolade umhüllte mich. Ich zog den Geruch ein und seufzte, als ich hinter mir plötzlich Schritte wahrnahm. „Shinomai-san, du bist ganze 5 Minuten zu spät. Wenn das so weiter geht, könnte das Konsequenzen haben." Ich verbeugte much schnell vor dem sonst eigentlich freundlichen Chef, Herr Okuma. „Entschuldingung, Herr Okuma. Es kommt nicht wieder vor." Er seufzte und deutete einfach nur auf den Verkaufsraum. „Ach es ist alles gut....wir haben eh noch wenig Kundschaft."

Um Herrn Okuma nicht noch weiter zu belasten trat ich schnell hinter die Theke und blickte auf die Uhr. Kurz nach 6. Es saß gerade mal ein Besucher im Coffee Shop. Unsere Tische sind mit Sensoren ausgestattet. Wenn ein Kunde etwas will, dann betätigt er den Knopf und eine Angestellte kommt um die Bestellung anzunehmen. In diesem Moment leuchtete der Punkt auf dem Display, das die verschiedenen Tischnummern anzeigte rot. Also nahm ich mir ein Tablett und machte mich auf den Weg zum Tisch. Dabei fiel mein Blick wieder auf eines dieser seltsamen Dinger. Sie waren unförmig und flogen in der Luft herum, oder krochen auf dem Boden. Was sie waren oder machten wusste ich nicht, da ich nunmal die Einzige war, die sie sah. Schon seit ich Klein war verfolgten sie mich überall hin und ich hatte beschlossen sie einfach zu ignorieren.

Der Typ hatte weiße Haare und ein Band vor den Augen. War er vielleicht blind...oder ein Cosplayer? Vielleicht ein Kakashi-Fan? „Verzeihung, sie haben nach mir gerufen?" Der Kopf des Mannes bewegte sich in meine Richtung und er lächelte. „Ja, das stimmt. Bring mir einfach irgendwas, okay?" Ich starrte ihn entgeistert an. „Was meinen sie mit ‚Irgendwas' ? Hätten sie lieber ein Getränk, oder etwas zu Essen, oder...." Während ich sprach sah ich, wie eines der Viecher begann, mein Bein nach oben zu klettern. Ich versuchte es zu ignorieren, aber mein Blick glitt die ganze Zeit hinunter. „Wie gesagt, mir ist es egal. Kannst du mir denn etwas empfehlen?" Ich zuckte zusammen, da ich kurz seine Anwesenheit vergessen hatte. „Ämm.....ja! Morgens trinken die meisten Kunden hier Cappuccino oder einen Latte. In der Wintersaison servieren wir sie auf Wunsch auch mit Zimt-, Apfel- oder Lebkuchenaroma."

Der Typ sah mich noch eine Weile prüfend an, bis er sich zurücklehnte und mit den Schultern zuckte. „Dann nehm ich das Letzte. Und du solltest dieses Ding von deinem Bein entfernen." Ich nickte und ging hinter den Tresen. Ich griff nach einem Glas in dem hohen Regal, und während ich die Milch nachfüllte realisierte ich, was der Typ da gerade gesagt hatte. Das Ding an meinem Bein.....Ich sah nach unten, wo immer noch das Vieh klebte. Konnte er vielleicht.....nein....das war unmöglich......oder...? Als das Getränk fertig war, brachte ich es ,immer noch in Gedanken zum Tisch. Plötzlich ließ sich eines dieser Wesen direkt vor meinen Augen von der Decke herab, und ich stolperte vor Schreck etwas zurück. Mein Tablett geriet ins Wanken und ich sah noch wie sich der Typ schnell erhob, bevor ich die Augen schloss.

🤍Silent Love🤍 (Toge Inumaki x Reader) Jujutsu KaisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt