• FÜNFZEHN •

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Auden und ich dachten, dass es vermutlich nicht ganz dumm wäre, Nummern auszutauschen. So müssten wir nicht jedes Mal beim Anderen klingeln, wenn wir etwas wollten...

Und dieses ›etwas‹ wollten wir oft.

Mal war ich diejenige, die schrieb, mal war er es. In jedem Fall verschwendeten wir nicht viel Zeit mit Reden und ließen unsere Körper die ganze Kommunikation übernehmen. Wir haben schnell gemerkt, wie wunderbar wir gemeinsam harmonierten und nutzten diese Tatsache bis ins Vollste aus.

Es war fantastisch. Man könnte fast meinen, dass sich eine Sache, die man wieder und wieder tut, irgendwann abnutzt – doch das war hier ganz klar nicht der Fall. Auden und ich schliefen fast jeden Tag miteinander, hin und wieder sogar mehrmals an einem Tag. Manchmal taten wir es bei mir, manchmal bei ihm (wenn das der Fall war, musste er mir vorher immer hoch und heilig versprechen, die Laken zu wechseln).

Es war nicht nur toll, sondern schien sogar von Mal zu Mal besser zu werden. Fast so, als würden wir mit der Zeit immer besser begreifen, worauf der jeweils Andere steht.

Natürlich hatten wir nicht nur Sex. Meistens aßen wir danach noch zusammen oder hingen einfach miteinander ab und unterhielten uns über alles und nichts.

Mir war durchaus klar, dass ich eigentlich draußen herumlaufen und meine neue Heimatstadt erkunden sollte – New York City!!! – doch bislang kam ich noch nicht dazu. Stattdessen hatte ich immer entweder zu tun, oder... nun ja. Wollte Auden.

Das geht jetzt schon seit gut zwei Wochen so und die Tatsache, dass ich immer noch nicht das Bedürfnis verspüre, die Stadt zu erforschen (oder im Allgemeinen etwas anderes tun will, als arbeiten und mit Auden zu schlafen), sollte mir vermutlich Sorgen bereiten...

Doch das tut es nicht.

Gerade sitze ich vor einem neuen Auftrag für eine relativ bekannte Supermarktkette und kann mich absolut gar nicht darauf konzentrieren. Das bereitet mir Sorgen, zumal es sich hierbei um einen Auftrag handelt, der mir sehr wichtig ist.

Stattdessen bin ich in Gedanken bei dem Mann im Apartment neben meinem. Dem Mann, der trotz unseres Arrangements kein Stück Erbarmen mit mir zeigt, wenn es um sein Gitarrenspiel auf dem Dach geht. Dem Mann, der mir in einem Moment ins Gesicht sagt, wie schlecht mein Musikgeschmack ist, und mich im nächsten Moment so berührt, wie ich noch nie zuvor in meinem Leben berührt worden bin.

Wie aufs Stichwort gibt mein Handy einen hellen Signalton von sich und ich zucke zusammen.

Auden
Ich backe Kekse. Hilfe.

Callah
Noch nie Kekse gebacken? Du kochst doch so hervorragend ;)

Ich sehe, dass er daraufhin zu tippen beginnt. Die Antwort erfolgt schnell.

Auden
Ich werde nicht betteln. Aber ich brauche WIRKLICH deine Hilfe.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht seufze ich und schüttle den Kopf.

Callah
Gib mir eine Minute.

Auden
Wie wär's mit dreißig Sekunden?

Callah
Treib's nicht auf die Spitze, Blödmann.

Auden
Gewiss nicht, oh holde Nachbarin. Eure Gunst möchte ich nimmermehr missen.

Callah
Trottel.

Die Augen verdrehend stehe ich auf und strecke mich erst einmal ausgiebig, bevor ich zu ihm aufbreche.

NachtluftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt