Kaum habe ich den Raum betreten, bleibt mein Vater stocksteif stehen. Er hat zwar den Rücken zu mir gekehrt, aber ich kann hören, wie er die Luft einzieht und schnüffelt.
"Du riechst nach Mensch.", stellt er fest, was ich schon vollkommen ausgeblendet habe. Mit angewiderten Geschichtsausdruck dreht sich mein Vater zu mir um und durch bohrt mich mit seinen Blicken. "Ich habe gehört, dass sie nicht das gemacht hat, was du verlangt hast." Diese Petzen! Ich könnte sie in Stücke reissen. Ich balle die Faust. "Allerdings ist mir auch zu Ohren gekommen, dass du sie geschlagen hast und zwar hart." Ja, und das würde ich am liebsten ungeschehen machen. Meine Fingernägel gleiten langsam aber sicher in meine Haut und der Duft von meinem Blut vermischt sich mit all den anderen Gerüchen um mich herum. Meinem Alpha bleibt er nicht unbemerkt, aber er deutet es falsch, zum Glück. "Du wirst sie schon unter Kontrolle kriegen, mein Sohn." Mein Vater mag kalt klingen in euren Ohren, aber er ist nur so, weil er meine Mutter an Menschen verloren hat, die sie mit ihren Gewehren getötet haben. Früher, als ich noch nicht wusste, wer meine Mate ist, habe ich die Menschen dafür gehasst, aber jetzt bin ich mir unsicher. Ich hasse einfach alle Menschen ausser Hella. Eine Hand, die auf meine Schulter gelegt wird, lässt mich zusammenzucken. Ich sehe in die grünen Augen von meinem Vater, der mich entschlossen ansieht. "Wenn du sie unter Kontrolle hast, dann werden wir die Menschheit auslöschen, ein für alle Mal." Während er das sagt blitzt etwas wahnsinniges in seinen Augen auf und ich nicke nur.
"Und Hella?" Ich versuche abschätzig zu klingen, aber in Wirklichkeit habe ich Angst um sie. Das Lächeln auf dem Gesicht von meinem Vorbild macht mir nur noch mehr Angst.
"Sie wird mithelfen. Sie wird das machen, was du ihr sagst und je nach dem, wird sie uns dann auch noch helfen die anderen Rudel zu zerstören und in unseres zu bringen. Wenn sie bis dann gelernt hat wer ihr Master ist, das bist du mein Sohn, darfst du entscheiden ob sie lebt oder stirbt." Das Einzige was mir in den Sinn kommt?
Bitte, bitte gehorche mir, meine Kleine.
HELLA
Ich höre wie die Tür zugeschlagen wird und schrecke hoch. Leon steht mit geballten Fäusten vor der verschlossenen Tür und sieht mich erschrocken an. Er schliesst kurz die Augen, bevor er seine Hände langsam entspannt und sich mit einem entschuldigendem Blick neben mich setzt.
"Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken." Vorsichtig, als wäre ich aus Glas und irgendwo würde stehen: *Nicht berühren, Bruchgefahr*, hebt er seine Hand und streichelt über meinen Kopf. Automatisch lege ich den schwersten Teil meines Körpers in seine Hand und schliesse geniesserisch die Augen. Leon zieht hörbar Luft ein und atmet für wenige Sekunden nicht mehr, was für mich aber schon genug ist, um die Augen zu öffnen und ihn besorgt anzusehen. Als er meinen Blick bemerkt, lächelt er. Sein Lächeln ist echt und so wunderschön. "Keine Angst, ich werde mich nicht selbst umbringen." Erleichtert lächle ich ihn ebenfalls an, worauf seine Augen zu meinem Mund wandern.
Warum hast du dann die Luft angehalten? Lenke ich ihn ab, aber sein Blick bleibt auf meine Lippen gerichtet. Er schluckt hörbar, bevor er mir wieder in die Augen sieht und ich Trauer in ihnen erkennen kann. Eine sehr tiefe Trauer. Doch wieso zur Hölle ist er traurig?
"Ich geniesse es dich zu berühren.", lässt er die Bombe platzen und lächelt mich mit derselben Trauer wie in seinen Augen an. Es sieht aus, als wurde alle Energie aus ihm gezogen. Meine Hände wandern zu seinen Wangen und er schliesst geniesserisch die Augen. So schnell wie ich meine Hände auf seine Wangen gelegt habe, so schnell nehme ich sie auch wieder weg. Genau zum richtigen Zeitpunkt, als an die Tür geklopft wird. Leon schenkt mir noch einen letzten hilflosen Blick, bevor er sich erhebt und die Tür seines Zimmers öffnet. Auch ohne ihn zu sehen, weiss ich, dass es der Alpha ist.
"Es sind verletzte Wölfe eingetroffen, die sich nicht selbst heilen können. Deine kleine Sklavin sollte sich um sie kümmern.", ordnet er an und verschwindet so schnell wieder, wie er aufgetaucht ist. Eine halbe Ewigkeit starre ich auf Leons Rücken, der noch immer vor der offenen Tür steht und an den Ort schaut, an welchem sein Vater noch vor dreissig Sekunden stand. Von wegen halbe Ewigkeit.
Auf einmal knallt die Tür zu und Leon fängt an wütend zu schnauben. Immer wieder lässt er seine Hand gegen die Wand knallen, sodass langsam aber sicher ein Loch darin entstand, welches mit Sicherheit von irgendwelchen menschlichen Sklaven repariert wird. Zum Glück kann man durch das Loch bloss in Leons Kleiderschrank schauen und nicht in den Gang.
Leon? Er sollte sich beruhigen, denn seine Augen sind wieder einmal pink und an seinen Händen sind schon lange Krallen zu erkennen, sowie die schwarzen Adern, die die Verwandlung vorhersagen. Das weiss ich auch alles von Chris' Geschichtsbücher. Hätte er seine Hausaufgaben bloss selbst gemacht. Kurz sieht Leon zu mir, bevor er sich auf den Boden fallen lässt und seine Krallen in seine Oberschenkel bohrt. Leon hör auf, du machst dir weh. Ich will nicht, dass er sich weh macht.
"Wir müssen zu diesen unfähigen Werwölfen.", knurrt der Werwolf am Boden und beruhigt sich allmählich. Seine Krallen bilden sich zurück, bis nur noch Hände übrig sind und die Adern werden auch wieder zu menschlichen. Kaum habe ich das Gefühl, dass er sich beruhigt hat, schlägt er wieder mit der Faust auf die Wand vor sich. Leons rasselnder Atem hört man im ganzen Zimmer und jetzt tritt die Ader an seinem Hals heraus und färbt sich schwarz. Er wird sich nicht beruhigen können, wenn er es alleine machen muss. Der Gefahr, in welche ich mich begebe bewusst, nähere ich mich ihm langsam von der Seite und strecke meine Hand nach ihm aus. Leon zieht meinen Geruch tief in sich ein und schliesst seine pinken Augen. Meine Hand erreicht seine Schulter und ich lege sie sanft darauf.
Es ist nicht so schlimm. Ich komme damit klar, ausserdem wirst du die ganze Zeit neben mir sein, richtig? Ich erreiche was ich wollte, denn Leons Mundwinkel zucken. Er öffnet seine Augen und sieht mich dankbar an. Vom pink ist keine Spur mehr zu sehen.
*-*-*+*-*-*+*-*-*
Ha! Wieder ein Kapitel.
Ist euch eigentlich etwas aufgefallen?
Welche Augenfarbe hat Hella?
Welche Augenfarbe hat Leon, wenn sie nicht hellviolett sind?
Ich konnte es nirgendwo in der Story finden, also habe ich die Augenfarben jetzt auch nicht erwähnt. Ist gar nicht so einfach, aber sehr wohl machbar.
Eure Zoe
DU LIEST GERADE
Human Mate-Mate?! Yeah, sure!
WerewolfBand 1 Hella lebt in einer Welt, die von Werwölfen regiert wird. Sie haben alle Hexen und Vampire getötet und die Menschen zu ihren Sklaven gemacht. Geboren ist Hella von einer Sklavin, die dann mit ihr als Baby verkauft wurde. Nun besitzt der Beta...