Es ist nicht zu spät

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Die Situation zieht sich ein bisschen... viel Spaß beim lEsen, denkt an die sad Musik lol

POV Male

Im Ballet braucht man für Piroutten einen Fixpunkt, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Ein Punkt an dem man sich orientiert und immer wieder sucht, daran festhält, den man im Blick behält, während die Welt um einen verschwimmt. 
Fabi war mein Fixpunkt, für diesen Moment. Ohne ihn, wäre ich umgekippt.
„Nein...." hauchte ich und probierte gegen die Welle aus Gefühlen anzukämpfen, sie aufzuhalten, aber ich hatte keine Chance.
Es dauerte keine Sekunde und die Welle brach, direkt über mir und ließ mich den Himmel über mir verlieren. Die Welt wurde ein Stück dunkler.
Trotz des Schwindels, sah ich jedes Detail in Fabis Gesicht. Nur ihn.
Wie er sich auf die Zunge biss und sein Kiefer sich anspannte.
Seinen flachen Atem und wie er trocken schluckte, seine Mimik in Zaun hielt, obwohl sie so stark versuchte auszubrechen.
Ich kam wieder zu stehen, zwang mich einen tiefen Atemzug durch meine zugeschnürte Kehle zu drängen. Und noch einen.
Ich krallte meine Fingernägel in meine Handflächen, um sicherzustellen, dass ich noch nicht in Ohnmacht gefallen war.
Doch ich war noch da, mitten drin, mitten im Leben, mit wackeligen Knien stand ich vor ihm und musste Worte über meine Lippen bringen.
„Erklär mir das. Jetzt."
Meine Stimme war ein komisches Wirrwarr aus knurren und heulen.
Ich sah niemanden außer ihn. Nicht die dutzend Gesichter der Kerle, nicht das Gesicht meiner Mutter, nur ihn und seine verdammte Kontrolle.
Er schniefte leise, kratzte sich an der Nase.
Trat einen Schritt auf mich zu und ich wich zurück.
Etwas brach in ihm, nicht in seinen Augen, aber in seiner Gestik. Seine Schulter sanken ein kleines bisschen herunter, als würde er in sich zusammenfallen.
Sein Blick löste sich vom Boden, kletterte an mir hoch und ging dann bis in die unendlichen Weiten des Himmels, während er seine Worte zusammenkratzte.
„Was soll ich da erklären..." brachte er nur schulterzuckend heraus und plötzlich wollte ich ihm einfach nur noch eine klatschen.
Mein Körper hörte nicht auf mich, aber wäre es anders gewesen, wäre ich wohl jetzt auf ihn losgegangen.
„Da ist alles was du sagst." schnaufte ich und schluckte bitter. „Du hast doch sonst für alles eine Erklärung!" meine Stimme wurde mit jedem Wort gehässiger, lauter.
„Na los, du bist doch sonst der Herr der Worte, hast immer was Schlaues zu sagen, hier ist deine Bühne."
Ich schniefte, wischte die Tränen vom meiner Wange, starrte ihn herausfordernd an, fast schon angriffslustig.
Ich schritt auf ihn zu, raffte meine Schultern.

Es war schon komisch, was Gefühle mit einem anrichteten.
In meinem Hinterkopf erschienen Fabis Worte und mein inneres Ich flüsterte sie in seiner Stimme: „Du machst mich wahnsinnig."
Vielleicht war es soweit, vielleicht würde ich jetzt auch verrückt werden. Denn so, wie das Feuer in mir loderte, hatte ich mir verrückt werden immer vorgestellt.

Und Fabi? Der strahlte auf einmal wieder Ruhe aus, seinen ganz persönliche Ruhe. Spätestens, als ich wieder direkt vor ihm stand, so dass meine Brust seine fast berührte.
„Ich will es dir leicht machen." flüsterte er und als hätte seine Stimme auf meine Tränendrüse gedrückt, liefen sie sofort wieder in Bächen.
„Du hättest es leicht machen können." zittrig atmete ich ein. „Wir wollten weglaufen verdammt."
Langsam nickte er, sah zwischen meinen Augen hin und her.
„Es wäre nicht leichter geworden. Nicht für uns."
Meine Augenbrauen zuckten verwirrt. Ich hatte das Gefühl zu fallen und stützte eine Hand auf Fabis Brust.
Gedankenverloren ergriff er sie und schloss die seine um meine. Sah mir weiter in die Augen, hielt mich fest und las aus ihnen, als würden sie viel mehr sagen, als das, was über meine Lippen ging. Als würde er mich auswendig lernen wollen.
„Ich hab die Worte nie erwidert..." murmelte er und sofort wusste ich, was er meinte. Ich zuckte erschrocken.
„...und jetzt ist es zu spät."
Seine Augen füllten sich mit Tränen. Begruben das letzte Glühen in ihm, erstickten es und plötzlich war da nichts mehr, kein Licht, kein Glänzen, nur mattes, trübes Dunkel. Kein Feuer.
„Es ist nicht zu spät." wimmerte ich, flehte ich. Doch mit seinem leichten Lächeln erstarb meine Hoffnung.
„Es wird alles gut werden, okay. Ich verspreche es dir." flüsterte er und strich sanft über meine Hand.
„Dann musst du.... dann musst du eben mitkommen." entwich es mir und für eine Millisekunde war die Welt in Ordnung.
Meine Sicht verschwamm und für eine Sekunde schwebte ich in der Vorstellung.
Bis sich meine Sicht wieder fokussierte und die Starre der Realität mir direkt in die Seele blickte. 
„Mein Platz ist woanders."
Eine Träne verließ seinen Augenwinkel und ließ seine Lippen beben. Ich hatte Fabi nie weinen gesehen und ganz ehrlich? Ich hatte auch nie erwartet, dass es jemals passieren würde.
Ich schüttelte nur ungläubig den Kopf, als könnte ich die eben gehörten Worte einfach aus meinen Ohren werfen.
„Dein Platz ist bei mir." weinte ich, biss auf meine Unterlippe.
Ich wollte es nicht wahrhaben, ich wehrte mich dagegen. Aus Angst vor dem, was seine Worte mit mir anrichten würden.
Es war, als hätte er Gesagtes nicht gehört.
Seine kalte Hand war plötzlich auf meiner Schulter und strich über das nackte Stück Haut über meinem verschwitztem T Shirt.
„Dir steht das ganze Unsiversum offen. Du musst jede Ecke erkunden , okay? Geh sonlange weiter, bis du alles gesehen hast."
„Mit dir." wiedersprach ich und blinzelte die Tränen aus meinen Augen.
Er lächelte bitter.
„Da ist so viel, was du noch nicht verstehst." flüsterte er.
„Rede nicht mit mir, als wäre ich ein kleines Kind." zischte ich und spannte mich sofort an. Jede Faser meines Körpers war angeregt, wechselte sprunghaft zwischen Taubheit und Schärfe.
Seine Augen waren plötzlich unendlich müde. Als wäre er nicht 18, sondern 180 Jahre alt. Als hätte er die Welt gesehen.
„Es gibt doch nichts schöneres, als ein Kind zu sein."
Er holte tief Luft.
„Ich will das nicht." wimmerte ich und mit meinen Tränen kamen auch seine wieder. Nur das sich mein Gesicht vor Schmerz verkrampfte und er sanft lächelte. Als würde er das Richtige tun.
Seine Finger um meinen Nacken geschlungen zog er mich an sich.
Schlang die Arme um mich, drückte mich gegen sich. Legte seine Kinn auf meinen Kopf, küsste ihn.
Ich wäre am liebsten in seinem Pullover erstickt.
Im Nachhinein hätte ich mir in dieser Sekunde mehr Verständnis für die Situation gewünscht.
So, dass ich sie mehr genossen hätte. Als Abschluss. Diese uneheimliche Kribbeln seiner Nähe, dieses Gefühl seiner Gestalt an meiner, sein Geruch. Diese Dinge, die ich nie wieder finden würde.
Doch in der Sekunde, an diesem Tag, war alles taub.
Nicht nur mein Kopf, auch mein Körper war wie gelähmt, man hätte mich genauso an eine kalte Wand drücken können und es wäre für mich das selbe Gefühl  gewesen.
Nicht das Fabi die kalte Wand war. Ich war es.
Als Fabi die Umarmung langsam löste und mein Blick wieder auf seinen traf, war die Luft vollkommen raus. Der Moment war erschlafft.
Jegliches Zittern in mir war verschwunden. Die Spannung, der Druck, die Angst, die Panik, alles weg. Vergraben unter der Last der Situation.
„Mach das Beste draus." krächzte Fabi, die Hände auf meinen Schultern.
„Das ist ein beschissener Ratschlag." zischte ich dumpf. Hielt den Blickkontakt weiter aufrecht, aber tat es diesmal wie er. Versteckte das Chaos und ließ ihn an eine kahle Mauer gucken. Sein linker Mundwinkel zuckte.
„Werd nicht wie ich." bat er mit sorgenvoll verzog die Augenbrauen. Strich mir schon wieder über die Haut und hätte mein Körper mir gehorcht, hätte ich ihn abgeschüttelt. Tat er aber nicht, also ließ ich die Situation über mich ergehen und konnte das Ende kaum noch abwarten.
„Ich hab nicht vor zu werden wie du." sagte ich gehässig und räusperte mich. Ich wusste nicht, wieso, aber in mir keimte der Gedanke auf, dass ich jetzt unglaublich stark sein musste. Ich hatte Fabi nie etwas vorgespielt, mich ihm immer wie ein offenes Buch vor die Nase gelegt und irgendwie bereute ich das jetzt. Man sah ja, was es angerichtet hatte.
Für ein paar Minuten, vielleicht waren es auch nur Sekunden, starrten wir und einfach an. Es war eine Qual, wie Fabi erst wie sonst probierte, mich zu lesen, es dann mit Spitzhacke und Hammer versuchte und dann mit einem warmen Lächeln probierte, die Mauer zu schmelzen. Aber ich hielt stand. Ließ ihn nicht durch, schloss ihn aus und schloss mit ihm ab. Zwang mich zur Distanz und es fühlte sich so an, als würde ich ein uraltes Kaugummi vom Boden ziehen müssen. Aber es klappte irgendwie.
Fabi kämpfte und ich wurde immer stärker, sog seine Mühe auf und setzte eine weiter Schicht hinter. Ich machte Fabi schwächer.
Irgendwann, als es mir genug war, wandte ich den Blick von ihm ab.
Sah in die ratlosen, emotionalen Gesichter der Kerle. Meine Mutter heulte. Amy hatte ihre Finger um Julis geklammert. V und Markus sahen mich mitleidig an. Und auch Maxi schwieg.
„Sagst du noch was oder war's das jetzt." fragte ich mit fester Stimme,  ohne Fabi anzusehen. Ich wollte ihm zeigen, dass es mir egal war. Dass er mir nichts antun konnte.
Fabi sah mich nur stumm an, still und fast schon unsicher. Nahm die Hände von meinen Schultern und ließ sich hängen.
„Ich hab dich was gefragt." wies ich an zickig hin.
„Mach nicht diesen Male." bat er mich leise und ich lachte abschätzig.
„Mach nicht welchen? Glaubst du wirklich, du hast etwas anderes verdient?"
Er wusste, dass es so war. Alle wussten das.
„Nein, aber ich will nicht, dass du dich wieder selbst verlierst." murmelte er und ich schüttelte den Kopf.
„Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du mir falsche Hoffnungen gemacht hast."
Ich streckte mein Kinn in die Höhe und schluckte alles, was mit Schmerz zu tun hatte einfach runter. In meinem Bauch sammelte sich alles zu einem riesigen Klumpen, aber mein Kopf blieb frei.
Ich schnaufte. „Ich glaube es nicht."
Ich biss mir auf die Unterlippe und kam ihm näher.
„Bist du etwa sprachlos? Du?" provozierte ich, aber vor mir stand nicht Maxi, sondern Fabi. Er schluckte die Worte einfach runter und keiner konnte erahnen, ob und wie sie ihn trafen.
„Ich hab dich wirklich geliebt." schmunzelte er und ohne, dass ich darüber nachdachte, raste meine Hand auf seine Wange zu und hinterließ einen knallroten Handabruck.
Erschrockenes Keuchen um mich herum, aber ich nahm es kaum war.
„Wag es nicht, sowas zu sagen." zischte ich und er nickte. Der Schlag schien ihm nichts auszumachen. Als hätte er damit gerechnet, als würde es ihm egal sein und das ließ mich innerlich toben.
„Ich würde gerne noch irgendetwas tun, um dir die Situation zu erleichtern." sprach er aufrichtig und diese Ehrlichkeit feuerte etwas mit mir an. Ich wollte ihn ausrasten sehen, ihn heulen sehen, wollte vor Augen haben, dass ich ihm jemals etwas   bedeutet hatte, aber Fabi blieb ruhig. Und ließ mich mit jeder Sekunde mehr an allen zweifeln, was zwischen uns gewesen war.
„Wie wäre es mit einem verschissenen Grund?" schlug ich vor. Die Energie war wieder aus meiner Stimme gewichen und ich konnte nichts tun, um sie zurück zu holen.
Meine Frage ließ ihn zögerlich werden, verunsicherte ihn.
„Ich will einfach nur das Beste für dich." meinte er gedämpft.


Ich bin irwie nicht komplett zufrieden, finde es fast schon ein bisschen langweilig irgendwie ....
Kritik, Meinungen und ✨Sterne✨ zu dem Kapitel sind, wie immer, gerne gesehen 🥰

Ich Male unsere WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt