Desordem - Perfektes Drama

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Was wäre, wenn du die Gelegenheit hättest, den heißesten Jungen der Schule für zwei ganze Kunststunden lang zu begutachten?

Würden die Lehrer nicht merken, dass sie nicht ihre Freundin war?
Oder würde es nicht sogar ihm, dem Südländer, mit seinem unglaublichen Aussehen und den türkiesfarbenen Augen, die sie regelrecht in einen Bann zogen, auffallen?
Während sie sich mit dem Südländer vergnügte, hatte ihre Freundin Phoebe endlich mal die Gelegenheit, Nase - den großkotzigen und selbstsicheren Dorn im Auge - live in Aktion zu sehen und sich ein eigenes Bild von seinen Machenschaften zu machen.

Ob das gutgehen würde?
(PS: Dieser Oneshot ist quasi eine Kurzgeschichte für sich aus meinem Buch Perfektes Drama, was ihr auch auf meinem Account findet. Es ist dann das 26. Kapitel der Geschichte. Dort findet ihr auch die Fortsetztung und die Vorgeschichte von Desordem. Schaut gern mal vorbei, wenn es euch interessiert:)

27|o4|2o21
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«Ich sag's euch, das ist eine ganz ganz schlechte Idee.»

Amellas Meinung ging in dem Blick, den Phoebe und ich uns zuwarfen, komplett unter.
Dieser wissende Blick, der in dem unbändige Freude zu lesen war.

«Ach was solls, ihr macht doch sowieso, was ihr wollt.»

Damit hatte Amella allerdings Recht; sie kam mir vor wie eine Mutter, die eingesehen hatte, dass jegliche Versuche, auf die Entwicklung ihrer Kinder im Teenager-Alter Einfluss zu nehmen, vergebens waren.

«Ich würd ja sagen, ich habs euch gesagt, aber ich habs euch gesagt.»
Sie schüttelte nur den Kopf. Und sie hatte recht.
Alle Vernunft hatte uns verlassen.
Und zwar schon Anfang des Jahres.
Aber bei diesem Jungen war das vertretbar.

Solange uns nur die Vernunft verlassen hatte und nicht jegliche Wahrnehmungen...

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Wie auch in jeder großen Pause stand Amella an meiner Seite und die ganzen affigen Jungs gegenüber, von uns getrennt durch eine Straße.
Mittlerweile ließen es meine Nerven nicht mehr zu, sie gelassen zu ignorieren, wie Mella es tat. Und dafür bewunderte ich sie.

Doch Bewunderung hin oder her, sie nutzte mir nicht, meine Selbstbeherrschung zurück zu erlangen. Also bereitete ich dem ein Ende.

"Gehst du mit mir zu Phoebe?"

Hoffnungsvoll sah ich Amella an, die ungern an den Jungs vorbei gehen wollte, wenn es sich nicht vermeiden ließ.

"Muss es sein?" Ein gequälter Blick in ihre Richtung reichte aus, um ihr zu vermitteln, wie sehr es sein musste.

"Also schön."

So überquerten wir die Straße und ich gab mir Mühe, betont lässig rüber zu kommen. Wir wechselten das Thema, denn belangloser Small Talk war jetzt nichts, was die Jungs nicht hören durften.

"Hast du schon was für Deutsch gemacht?"

Die anstehende Arbeit machte mich wirklich fertig, ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte, geschweige denn, wo das alles enden sollte.
Doch gerade als ich die Frage gestellt hatte, begegnete mir ein Paar Augen.
Joshua. Nase.

"Denk an meine Worte. Und schau dir Goethes geschriebenes Wort schon mal genauer an, zur Vorbereitung.", war das einzige, was er sagte.
Und dann hatten wir sie auch schon hinter uns gelassen.
Was zum..?

"Was war das denn?", wollte Amella wissen.

Ich gab ihr keine Antwort. Vor lauter Schock zum einen, und zum anderen, weil ich schlichtweg gerade keine Antwort auf ihre Frage hatte.

pars pro toto - eins für allesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt