In ihn vernäht II

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Beide starrten einander an. Wissend, dass es keine andere Möglichkeit gab, über die man hätte reden können.

Lyria gingen viele Dinge durch den Kopf. Sie wollte nicht, dass CC, so hatte sie ihn jetzt einfach mal getauft, bei ihr einzog.

Andererseits war das die einzige Möglichkeit, wie sie am Wettbewerb teilnehmen konnte und eine reelle Chance hatte. Sollte sie wirklich wegen der Wunde, die ihr Kenneth zugefügt hatte, diese Gelegenheit zerstreichen lassen? Wollte sie sich das entgehen lassen?

Sie wollte endlich aus ihrem Schatten treten. Doch dafür musste sie die Augen öffnen und das Licht wieder in ihr Innerstes lassen.
Leicht würde es nicht werden, dennoch sollte
Kenneth von nun an der Vergangenheit angehören.

"Also schön."

Überrascht hob Cosmo die Augenbrauen und den Kopf, den er auf seiner Hand gestützt hatte.
Dafür, dass er sich des Ausganges dieses Gesprächs so bewusst war, wirkte er doch recht unsicher.

"Du bist einverstanden?"

"Unter ein paar Bedingungen."

Lyrias eiserne Blicke ließen keine Widerrede zu, sketptisch zog Cosmo eine Braue hoch.

"Aber nur, wenn du nicht schnarchst."

Beleidigt rümpfte Cosmo die Nase.

"Schnarchen? Nein, ich singe im Schlaf."

"Dann hättest du vielleicht lieber Sänger anstatt Model werden sollen.", kommentierte Lyria halblaut und verschränkte die Arme.

"Wäre dir das denn jetzt wirklich so viel lieber?", fragte Cosmo siegessicher. Er legte seine langen Arme auf der Rückenlehne der kleinen Couch ab.
Er scheint sich ganz wohlzufühlen - besonders mit dem Gedanken, dass er Lyria nach Lust und Laune ärgern könnte. Rausschmeißen würde sie ihn mit Sicherheit nicht.

Ein abfälliges Schnauben war Lyrias einzige Antwort. Sie blickte Cosmo angesäuert an. Und ein plötzliches Funkeln trat in ihre Augen. Was dem misstrauischen Cosmo nicht entging.

"Du wirst auf dem Sofa schlafen."
Genießerisch lehnte sich Lyria nach hinten - und unterschätzte dabei fast die vergessenen Kräfte des Gymnastikballs.
Gerade noch rechtzeitig fing sie ich an der Wand ab, rutschte dennoch rückwärts vom Ball und schaute auf dem Boden sitzend zu Cosmo auf.

"Der Ball findet das glaub ich auch nicht gut."

Cosmo machte Anstalten, ihr aufzuhelfen. Doch sie winkte ab.

"Hilfe annehmen ist wohl nicht deins. Dann kann ich ja auch gleich gehen."

Guter Versuch, dachte Lyria. Aber dein Spiel kann ich auch.

"Klar, geh nur und kümmere dich um deine Katzen."

Auf Cosmos Stirn stand ein dickes Fragezeichen.

"Die wohnen auch unter der Brücke, deinem neuen Zuhause."

Mit schmalen Augen sah sie Cosmo an. Lyria zwinkerte nur zuckersüß.
Diese Wohngemeinschaft würde wohl alles andere als langweilig werden.

______

Lyria überlegte hin und her. Die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Gleich würde die altvertraute Klingel wieder schnurren und Cosmo mit seinen sieben Sachen würde vor der Tür warten.
Tik. Tak. Tik. Tak.

Und obwohl Lyria das absolut nicht wollte, konnte sie die Aufregung, die bis zu ihren Zehen reichte, nicht ausblenden.
Tik - Die Aussicht, dass jemand, sogar ein  sehr gutaussehender Jemand, nun bei ihr wohnen würde.

pars pro toto - eins für allesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt