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Taeyong

Händchenhaltend beendeten wir unseren Spaziergang - er hatte mehrere Stunden gedauert und als es dunkel wurde und ein kalter Wind die perfekte Idylle störte, hatte mir Ten seine Jacke um mich gelegt. Er hatte mich frösteln gesehen und natürlich war ihm ohne Jacke kalt. Auf mein eindringliches Bitten hin waren wir ins Dorm zurückgekehrt und sind mit Cocktails auf der Couch gelandet. Sein Bein würde ich mir am nächsten Tag anschauen, hatten wir ausgemacht.

Irgendwie erinnerte mich das alles an früher. Ten war so zuvorkommend, lieb und aufmerksam und er behandelte mich wie einen wertvollen Schatz. Ich seufzte auf. Ich verfiel dem Anderen wirklich wegen allem. Von seinem schwachen Duft, der sich von seiner Jacke auf mein Oberteil übertragen hatte und dort hängen geblieben war, fing ich besser gar nicht an.

"Alles in Ordnung, Yongie?" Ten nippte an seinem Drink, der von ihm selbst "mit viel Liebe, ein paar Erdbeeren und so und etwas Vodka" gemacht worden war, und schaute mich besorgt an. "Ja, alles super", winkte ich ab. "Ich fand den Abend nur wirklich schön." Irgendwie verlegen nahm ich einen Schluck aus meinem Glas. Ich hatte die Vermutung, Ten hatte den Alkohol mit Absicht niedrig dosiert, um ein weiteres Gute-Nacht-Kuss-Massaker zu vermeiden.

Von meiner Seite aus könnte sich das gerne wiederholen, allerdings wäre mir ein nüchterner Ten deutlich lieber. Wie der Thailänder das sah, wusste ich nicht. Wenn er sich überhaupt daran erinnerte. "Weißt du noch, unsere Spaziergänge früher?" Ten Stimme war ganz leise und melodisch, sie war einfach perfekt, um mich sanft in die Vergangenheit zu tragen.

Es war ganz still um uns herum und außer Tens Hand nahm ich auch nichts wahr. Alles war perfekt und ich wollte nichts ruinieren. "Früher hatte ich immer Angst, dass ein Idolleben schlimm wäre", erhob Ten seine Stimme, "aber mit dir ist es wirklich schön." Ich gab keine Antwort, ich lächelte nur warm und drückte seine Hand.

Klar, unser Leben war schon mit 16 Jahren, als Trainees, ziemlich stressig und von endlos vielen Sorgen geprägt, aber für mich bedeutete ein Spaziergang mit dem Anderen immer eine Art Auszeit. Eigentlich war es mehr noch als das, es war ein Weg für mich, vollständig runterzukommen und wieder von vorne anzufangen. Aber im Grunde war jede Zeit mit Ten irgendwie wie Balsam für meine Seele, wie Nachhausekommen von einem langen, kräfteraubenden Arbeitstag, und ich war froh, dass er das genau so sah.

"Ist dir kalt?" Besorgt schaute Ten mich an. Ich sah auf den Boden und nickte. Mal wieder war ich es, der diesen perfekten Abend ruinierte. "Wir können uns auf mein Bett setzen, wenn wir Glück haben, sind Jongin und Baekhyun noch nicht da, es ist ja erst neun. Was meinst du?" Fürsorglich legte er mir seine Jacke um die Schultern und ich konnte nicht anders als zu nicken. Ten verband unsere Hände wieder wie selbstverständlich und drehte uns um.

Unsere Mitbewohner waren tatsächlich beide noch weg und so krabbelte ich ohne Umschweife ins Bett des Anderen. Er schlief unten, weil Jongin und ich in Schere-Stein-Papier gewonnen hatten. Eigentlich war es dumm, vier Jungs, die alle oben schlafen wollten, in ein Zimmer zu stecken. Aber Ten und ich waren unzertrennlich und die anderen beiden waren wohl auch sehr eng miteinander und sie waren eine der wenigen, mit denen Ten gut klarkam.

Die Decke, die unordentlich auf Tens Matratze lag, legte ich um mich und machte Platz für den Anderen. Dieser war in der Küche verschwunden, vermutlich um etwas zu essen oder zu trinken zu holen. Zu beidem würde ich gerade nicht nein sagen, denn zuletzt hatte ich um halb sechs etwas zu mir genommen, als es Abendbrot für die Trainees gegeben hatte.

"Sie waren so unkompliziert."

"Wer sagt denn, dass sie jetzt kompliziert sein müssen?"

"Stimmt."

baby don't stop [taeten]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt