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Taeyong

So war das nicht geplant. Kaum hatte Ten das Zimmer - und wie ich hörte, auch kurz darauf die Wohnung - verlassen, schimpfte ich mich selbst im Stillen, dass ich nichts gesagt hatte und wischte mir verstohlen die Tränen aus den Augen. Ich würde jetzt nicht wegen Ten heulen, wegen einer früheren Entscheidung, die ich selbst getroffen und die ich damals für richtig gehalten hatte.

Bestimmt zehn Minuten saß ich regungslos auf Tens Bett und inhalierte das Bisschen Ten-Geruch, das mein Irgendwie-Ex zurückgelassen hatte.

Ten hatte mit allem Recht, ich hatte ihn mit meiner Aktion sicher ziemlich verletzt. Würde ich es jetzt immer noch so machen, die Priorität auf seine Zukunft statt seine Gefühle zu setzen? Ich wusste es ehrlich nicht.

Ich wusste nur, dass ich den heutigen Ten noch mehr liebte als früher. Frustriert informierte ich Jaehyun und tappte in mein Zimmer, verließ den vertrauten Ten-Geruch, der irgendwie süchtig machte.

Ich ignorierte das Ziehen in meinem Bauch und schaltete meinen Rechner an. Ich setzte Kopfhörer auf und arbeitete weiter an dem Beat, obwohl er schon lange fertig war. Nachdem ich eine ganze Weile sinnlos Beatspuren hin und her gezogen hatte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich riss die Kopfhörer ab und drehte den Kopf.

Ten guckte mich emotionslos an. "Du bist total verspannt", stellte er völlig rational fest. Ich zuckte die Schultern. Der Konter "Ich liebe dich" lag mir auf der Zunge, aber ich schwieg. Hielt nur Tens Blick stand.

"Hör für heute auf mit deiner Arbeit. Warte."

Er ging, offensichtlich mit der Absicht, wieder zu kommen und ich schloss das Programm, speicherte nichts ab, und fuhr den PC herunter. Schaute auf die Uhr, während ich wartete. Viertel nach zehn. Ten hatte die Tür offen gelassen, also konnte ich ihn in der Küche hantieren hören.

Er kam wieder, mit einer großen Tasse Tee. "Ich war mir nicht sicher, ob Pfirsich immer noch deine Lieblingssorte ist, aber die Auswahl hier ist auch nicht wahnsinnig groß." Er kratzte sich am Kopf und wandte sich zum Gehen. "Also entweder trink ihn oder schütt ihn weg, nur mach nicht mehr so lange. Gute Nacht", machte er eine kleine Ansprache. "Pfirsich ist immer noch gut, danke. Schlaf gut, Ten", erwiderte ich und umgriff die warme Tasse mit beiden Händen.

Er nickte mir zu und ging, ließ mich mit dem dampfenden Tee zurück. Nachdenklich starrte ich in die Tasse, als könnte ich sie hypnotisieren. Ob es etwas brachte, ihm meine Beweggründe zu erklären? Wohl kaum, er war so auf den Schmerz fixiert, da war wohl jede noch so logische Erklärung nutzlos. Ich seufzte laut und schaute zur Tür, die Ten sanft geschlossen hatte.

Eigentlich verständlich, dass er so reagiert hatte. Ich konnte nicht erst
Schluss machen und dann jetzt denken, er würde mich mit Freuden daten. Das war wohl typisches Karma. Und wie es jetzt mit dem Projekt weiterging, keine Ahnung. Vielleicht hatte ich alles zerstört.

Trübsinnig ließ ich meine Gedanken schweifen. Dachte daran, wie ich Ten früher immer besänftigt bekam.

Das Leuchten in Tens Augen, mit dem er auf die Überraschung blickte, erwärmte mein Herz. Meine "Überraschung" war eine Couch mit ein paar Kissen, ein paar Kerzen und ein Laptop. Ich wusste, wie sehr Ten es liebte, zu kuscheln und dabei irgendeinen Film anzuschauen. Und ich liebte es, bei Ten zu sein und ihn so zufrieden zu sehen.

Besonders, wenn er eigentlich schmollte. Ich hatte unsere tiefe Freundschaft vor unserem Boss mal wieder geleugnet, um Ten eine höhere Chance, allein zu debuttieren, zu geben. Seinem verletzten Blick zu urteilen war es ein Fehler gewesen.

"Für mich?"

Sanft lächelte Ten und griff nach meiner Hand. "Auch wenn ich dem Manager gegenüber etwas anderes gesagt habe. Ich liebe dich."

baby don't stop [taeten]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt