12 - Reden ist Silber, Schweigen ist Gold (4)

37 6 2
                                    


Letzter Teil der Lesenacht!


Liam stöhnte auf und nahm einen großen Schluck seines Drinks. Sein Blick klebte auf der Fensterscheibe, als ob er sich gerade einfach wegwünschen wollen würde.

„Okay, können wir dann endlich zum Punkt kommen?" Platzte er keine Sekunde später hervor und versuchte wenigstens nur halb so genervt zu klingen, wie er war.

Als er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit bekommen hatte, wollte er von Layla erneut wissen, warum sie nun eigentlich hier war.
„Wenn es wirklich nur deshalb ist, weil Derrick zu dumm ist, um ein Emporium zu beschützen..." Er räusperte sich. „...Worüber keiner überrascht sein sollte, dann war deine Reise umsonst."

Ashley warf Liam einen strengen Blick zu und wand sich dann an die Wölfin vor ihr.
„Bist du nur deswegen hier?"

„Es stimmt, dass wir große Probleme haben, ja.", erklärte sie. „Aber ich bin nicht nur deswegen gekommen, nein. Ich wollte dir eine Nachricht überbringen."

„Und das ging nicht bei E-Mail?", unterbrach Liam sie schnaubend.

„Nein!", schoss sie zurück. „Das ging nicht bei Email. Es ist eine sehr dringende und traurige Nachricht, also würdest du dich bitte für fünf Minuten einfach stumm schalten?! Danke!"

Ashley blinzelte überrascht, als Layla sich traute Liam so über die Pfoten zu fahren.
Sie schien für sie immer wie eine eher ruhige Frau. Bis jetzt zumindest.
Dennoch zog sich in ihrem Magen ein Knoten zusammen, als Layla eine traurige Nachricht erwähnte. Sie hätte aber auch damit rechnen müssen. Wann hatte ihr Leben schon mal gute Nachrichten?

„Schieß los.", murmelte sie, ehe Liam noch an die Decke gehen konnte. Dieser sah auch aus, als wäre kurz davor. Seine Augen glühten und wenn Blicke töten könnten, würde Layla längst begraben unter dem Haus liegen!

Diese ergriff dann auch das Wort.
„Vor einigen Tagen hat man in der Stadt, am Fuß eines Gebäudes eine Leiche gefunden."

„Schocker.", grummelte Liam und bekam daraufhin einen Tritt von Ashley. Sein zuerst erschrockener Blick wurde schnell weicher und er stützte seinen Kopf auf seiner Hand auf. Dann sah er so gut wie möglich unbeteiligt aus dem Fenster.

„Was für eine Leiche?", fragte Ashley unsicher und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen.

„Eine männliche Leiche. Also, um genau zu sein... Justins Leiche."

Ashley fühlte wie sich ihre Kehle leicht zusammenzog, als sie an Justin dachte. Seine roten Locken, dass dauernde Lächeln. Diese glitzernden blauen Augen und die Sommersprossen.
Er hatte es geliebt über alles und jeden Witze zu reißen. Da er Schauspieler war, waren es auch gar nicht so schlechte Witze gewesen.

„Justin...?", fragte sie leise und Layla bestätigte es mit einem Nicken.
„Aber warum? Was hat er getan? War es wegen...", sie verstummte ehe sie es zu Ende sprechen konnte.
Kurz bevor alles aus dem Ruder gelaufen war, hatte er sie gebeten an einer Gerichtverhandlung bezüglich Liv teilzunehmen. War ihm das etwa zum Verhängnis geworden?

„Nein." Layla schüttelte beruhigend den Kopf. „Er wurde nicht umgebracht, Ashley. Die Autopsie hat ergeben, dass er sich selbst umgebracht hat."

Kurz sprachlos starrte sie ihre Freundin an. Justin soll sich selbst umgebracht haben? Aber warum denn? Diese Frohnatur hatte sich selbst das Leben genommen?

Sie schluckte und starrte dann auf ihre Finger hinunter.
„War... es wegen Liv?", flüsterte sie, mehr zu sich, als an sie gewandt.

Dennoch zuckte Layla mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht ja, vielleicht nein. Aber ich wollte, dass du Bescheid weißt. Ihr ward ja schließlich befreundet."

ScherbenmeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt