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Seufzend und fertig angezogen öffnete ich die Tür von meinem und Rai's Zimmer und trat in den langen Flur.
Alle anderen waren vermutlich schon beim Frühstück. Ebenso der Mittelblocker, welchen ich eigentlich eben spontan in meinen ‚Plan B' mit eingebaut hatte. Aber um ehrlich zu sein, war mein ‚Plan B' eher nur der logische Plan A. -Denn Plan A bestand nur aus hoffen, dass alles einfach normal verläuft und niemand sich wegen irgendetwas streiten musste. -Bei dieser Familie war aber sogar ein Lottogewinn wahrscheinlicher...

Den Blonden hatte ich ja, mehr oder weniger schon dazu verdonnert seinen Allerwertesten freundlicherweise auf das Sofa im Wohnzimmer zu pflanzen und dort auf mich zu warten.
Jetzt musste ich nur noch Samu finden...
-

Ich watschelte ins Wohnzimmer -und zu meiner Überraschung saßen meine beiden Brüder dort. Jeweils in der anderen Ecke der Couch, die Arme vor der Brust verschränkt und auch hatten sie beide den gleichen schmollenden Blick drauf. Wie zwei kleine Kinder grummelten sie vor sich hin und waren sich natürlich auch zu schade den anderen überhaupt anzuschauen...
Das könnte heiter werden.

„So ihr Butterbirnen.", genervt klatsche ich in die Hände um die Aufmerksamkeit der beiden auf mich zuziehen. Denn mal abgesehen von dem ‚rum-geschmolle', schienen sie beide tief in ihren eigenen Gedanken versunken.
Beide schaute etwas perplex zu mir auf und warteten meine nächsten Bewegungen ab.
Ich ging auf das Sofa zu, schnappte mir zwei große Kissen und schmiss beide, -natürlich mit Sicherheitsabstand- auf den Boden ein Stück vom Sofa entfernt.
„Da.", ich zeigte auf die beiden Kissen, „Hinsetzten.", befahl ich.
Glücklicherweise hörte ich kein großes Gejammer, sondern nur fast tonloses Grummeln von den Angesprochenen.
Beide setzten sich zur Couch gedreht auf die Kissen und ich lies mich auf das Möbelstück fallen, wo sie vorher saßen. Dadurch, dass beide Pissnelken nun zu mir hochschauen mussten, fühlte ich mich ein wenig autoritärer.
„Was genau ist eigentlich das Problem, wenn ich fragen darf?" Auch ich verschränkte beide Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. Zwar hatte Tsumu mir ja ungefähr die Situation geschildert, aber dennoch wurde ich nicht schlau daraus, warum sie sich im Endeffekt prügeln mussten.

„Wegen Tsumu verpass ich das Frühstück.", meldete sich der grauhaarige als erstes und schaute beleidigt zu unserer Bruder.
Und schwuppdiwupp, schaltete sich auch der Beschuldigte ein um sich gegen die Anschuldigung zu verteidigen „Das ist doch-"
„EY!", ich unterbrach die Streithähne mit einem Mal und schaute wütend auf sie herunter. Wie kleine Kinder... „Ihr buckeligen Berghexen! Ich meinte die richtige Problematik. Die Problematik, warum wir überhaupt das Frühstück ausfallen lassen müssen..", knurrte ich und schaute erwartend zu dem Ältesten unter uns.
„Der Arsch hier-", er zeigte auf seinen Nebenmann, „hätte mir ruhig erzählen können, dass er in einer Beziehung ist, anstatt mich über Monate anzulügen.", zischte der Wing-Spiker.
„Ich wusste aber nicht, wie ich es dir erzählen sollte.", erwiderte der Setter.
„Sag doch einfach gleich, dass du mir nicht vertraust! Warum musst du eigentlich immer so dreckig lügen?"
„Ich habe nicht gelogen! Ich habe dir einfach was verschwiegen..." Der blonde senkte den Kopf. Denn trotz der hitzigen Diskussion merkte ich, dass er eher traurig als wütend war. -Und das nicht einmal auf seinen Bruder, sondern eher auf sich selber.
Samu allerdings war nur wütend auf den Drilling: „Das ist doch das gleiche Tsumu!", er wandte sich zu mir, „Und du wusstest es auch."
Ich ächzte genervt und rieb mir einmal über den Nasenrücken. „Ich habe es durch Zufall herausgefunden... vor einer Woche, oder so. Außerdem hätte ich Tsumu doch nicht die Entscheidung wegnehmen können, die Neuigkeiten zu verbreiten."
„Und was ist mit Suna?"
„Wie? Was soll mit Suna sein? Darum geht es doch gar nicht.", zögerlich antwortete ich, denn ich hatte eine ungefähre Vorstellung, worauf der grauäugige denn hinauswollte.
„Jeder Blinde sieht, dass da was ist.. Und das hast du uns auch nicht erzählt!"
„Warte warte... jetzt mal eins nach dem anderen.", ich fuchtelte mit meinen Händen herum. Die beiden konnten auch wirklich alles in Nullkomma-Nichts umdrehen. „Das liegt doch alles nicht am fehlenden Vertrauen.", ich deutete auf Tsumu. Bat ihn somit, auch etwas zu sagen.
Was er daraufhin auch tat.
„Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Ich war selber verwundert, dass ich überhaupt auf Männer stehe... und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Shinsuke hat mir dann geholfen.." Die Stimme des Zuspielers zitterte sogar ein wenig.
-Es tat ihm leid.
Aber war ich mir dadurch nun auch sicher, dass sie sich nicht deswegen geschlagen hatten...
Selbst Samu bemerkte die brüchige Stimme und entspannte sich ein wenig. Zeigte zumindest etwas Mitgefühl. „Aber warum hast du Monate nichts gesagt?"
Ich lehnte mich zurück und lies dem Gespräch einfach freien Lauf. Wenn es wieder zu hitzig geworden wäre, hätte ich eingegriffen.
„Ich weiß es auch nicht genau.", der blonde zuckte mit den Schultern. „Vermutlich, weil ich mich wohl damit gefühlt habe, weil ich verwirrt war- es sogar immer noch bin. Anfangs habe ich mich selber nicht einmal akzeptiert.. Und jetzt tue ich das immer weiter. Nur habe ich mich wohlgefühlt, es nicht offiziell zu machen, weisst du?"
„Aber ich bin dein Bruder..." Die Stimme des Ältesten war ruhig und einfühlsam. Alle schienen sich allmählich zu beruhigen.
„Ich weiß... und es tut mir auch leid, -tut es wirklich.", erwiderte der Angesprochene, „Ich wollte auch auf keinen Fall, dass es so endet."
-
Ich musste sanft lächeln, als ich auf meine Brüder runtersah und sah wie sich langsam alles legte.
„Seht ihr? -Sich wie normale Menschen auszusprechen ist gar nicht so schwer, woll?", grinste ich und erlangte auch sofort die Aufmerksamkeit von den restlichen Personen im Raum. Beleidigt sahen sie zu mir hoch, mussten aber kurze Zeit später Grinsen.
-Auch wenn ich die Stimmung nicht kaputt machen wollte, ging mir eine Sache nicht aus dem Kopf: „Aber warum habt ihr euch dann geprügelt? Es war wegen etwas anderem, dass weiß ich.", sprach ich langsam. Ich kannte meine Geschwister und in neunzig Prozent der Fälle, erkannte ich, wann etwas nur die halbe Wahrheit war.
„Also..", der Wing-Spiker fing an zu sprechen, „Wir haben uns halt reingesteigert."-
„Genau. Und irgendwie ging es auch kurz um dich und Suna.", führte der Blonde die Sätze zu Ende.
-Es war immer noch nicht ganz die Wahrheit, aber jetzt noch dreimal nachfragen würde wohl auch nichts bringen.
Ich seufzte, wie schon so oft an diesem Tag. „Apropos Suna." -Jetzt war wohl der richtige Moment. Mal abgesehen waren sie beide nicht dumm und es lag praktisch auf der Hand.
„Also-", begann ich.

Doch dann ging die Tür auf und jemand trat in die bescheidene Hütte. Alle Köpfe drehten sich in Richtung der Tür und sahen die Person an, welche verwirrt zurück glotzte.

„Wenn man vom Teufel spricht." Ich rollte amüsiert mit den Augen und schmunzelte den Mittelblocker an, der immer noch verwirrt im Eingangsbereich stand.
„Angetreten der Herr.", lachte ich und winkte Tarō zu uns, ehe ich neben mich klopfte -ihn bat seine Vier Buchstaben bitte neben mich zu platzieren.
Angedeutet und getan. -Der Braunhaarige ging schlurfend auf uns zu und lies sich immer noch etwas verwundert auf die Couch fallen.
Erst sagte keiner etwas, während mein Freund versuchte die Situation begreifen. -Als er aber auf die Schrammen in den Gesichtern vor sich sah, schien er zu verstehen.
„Ihr seht aber nett hergerichtet aus.", grinste er frech und ich hätte wetten können, er wollte sein Handy zücken um den Moment festzuhalten. -Tat er überraschenderweise aber nicht.

„Uhm also...", ich lächelte etwas verlegen, „Tarō und ich sind zusammen." -Und da lies ich die Bombe einfach so platzen.
Drei Kinnladen landeten auf dem Boden. Und die von dem braunhaarigen neben mir, wäre wohl bis zum Erdkern gerutscht. -Vielleicht hätte ich vorher mit ihm sprechen sollen.
Aber das war wohl in dem Moment zu spät gewesen.
Keiner sagte was.

„Alsooo- kurze Rede, kurzer Sinn.", lächelte ich, „Ich bin dann mal. Muss noch jemanden besuchen."
„Ayumi warte, du kannst doch nicht einfach gehen jetzt!", mein -nun etwas offiziellerer Freund versuchte noch mich am Handgelenk zu packen: Aber vergebens.
„Wo ein Wille ist, ist ein Weg -Platz da!", ich hüpfte vom Sofa, schlüpfte am Griff vorbei, zur Tür und zog schnell meine Schuhe über.
„Wenns keine Umstände machen würde, lasst Suna bitte am leben. Ich liebe ihn und ich hasse Beerdigungen!", trällerte ich unüberlegt und dann war ich auch schon aus der Tür.

Geschockt blieb ich noch einen Moment vor dem Eingang zu unserem Haus stehen und realisierte jetzt erst, dass ich eine zweite Bombe habe platzen lassen.
„Scheiße..", fluchte ich und raufte mir die Haare.
Schnell tapste ich den Weg Richtung Mensa entlang und ignorierte dabei die fragenden Blicke von unserem Kapitän, Kosaku und Ginjima.

Die Miya-Drillinge // Suna FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt