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„Du willst was?!"

Ungläubig starrte ich in das Gesicht des schwarzhaarigen. Hatte er das in jenem Moment wirklich gesagt, oder halluzinierte ich bereits aus unerklärlichen Gründen?
Ich wusste nicht, was ich tun sollte, geschweige denn, was ich davon halten sollte. Ich rätselte, ob er es wirklich so meinte, oder ob es einfach nur eine weitere Lüge seinerseits war.
„Du hast richtig gehört Ayumi ... Ich will dich und das wollte ich auch immer!" Er ballte seine Hände zu Fäusten. Er kam so entschlossen rüber ...

Aber dennoch entschied ich mich dazu ihm nicht zu trauen und ihn nicht an mich heranzulassen, ob er nun die Wahrheit sagte oder Log.

„Was redest du da bitte Kuroo?!", zischte ich zurück und seine Augen wurden einen Augenblick größer. Natürlich hatte er nicht damit gerechnet, dass ich seine Beweggründe und Aussagen anzweifelte.
„Gott ..." Er fuhr sich durch die Haare und seufzte einmal tief „Seit damals vermisse ich dich! Ich denke immer an dich ... Und ich habe mich gefreut dich hier wiederzusehen!"
Er trat einen Schritt auf mich zu.
„Komm nicht näher.", fuhr ich ihn an, als er seine Hand bereits nach mir ausstreckte.
Er zog sich wieder zurück und sah mich für einen Moment einfach nur an, bis er die Zähne zusammen biss.
„Ich habe mich wirklich gefreut dich wiederzusehen ... Doch als ich dich dann mit diesem Suna gesehen habe, hab ich realisiert das du dich wahrscheinlich nicht auf mich freutest." Und wieder tat er es ... Suchte nach falscher Bestätigung.
„Habe ich nicht, da hast du recht. Ich habe gar in Erwägung gezogen, allein wegen dir zuhause zu bleiben. Aber warum hätte ich mir wegen dir den Spaß verderben sollen?" Ich lehnte mich wieder zurück an die Wand und sah der Sonne beim untergehen zu.
Ob meine Brüder und Tarō sich bereits fragten, wo ich blieb?
Er sagte nichts mehr.
„Weißt du Kuroo ... Ich frage mich wirklich wo das alles herkommt. Du betrügst mich Monatelang und dann sagst du mir sowas? Du sagst du vermisst mich. Was ist dann mit deiner Freundin? Belügst du sie genauso?"
„Das ist was anderes!", platzte es aus ihm heraus „Ich meine es ernst mit dir!"

Bei seinen Worten, musste ich mir ernsthaft ein Lachen verkneifen.
„Hör mir zu. Ich sags dir einmal und danach nie wieder." Ich sah ihn an. Diese fälschliche Sicherheit die ich mir am Anfang unseres Gespräches einredete, verwandelte sich immer mehr in wirkliches Selbstbewusstsein.
„Lange war es noch wichtig für mich. Du warst lange noch wichtig für mich ... -", begann ich, jedoch wurde ich unterbrochen.
„Na dann!" Er kam erneut einen Schritt auf mich zu.
„Halt doch einfach mal deine Klappe und hör mir verdammt nochmal zu!", knurrte ich und folglich stoppte er in seiner Bewegung.
„In unserer Beziehung warst du derjenige der keine Intention hatte, sie ernst zu nehmen. Hättest du mich verlassen wollen, hättest du das einfach getan, ohne drüber nachzudenken. Zeigte ich allerdings auch nur die kleinsten Anzeichen mit dir unglücklich zu sein, wurdest du sauer und hast mich manipuliert zu bleiben und all die Sachen, welche mich zurecht störten, zu ignorieren." Ich seufzte und meine Hände krallten sich in meine Sporthose als ich an der Turnhallenwand runterrutschte.
„Du hast mich praktisch gezwungen dir blind zu vertrauen. Ich durfte nichts hinterfragen und nichts anzweifeln ... Was ich auch nicht wollte. Es war nur komisch, dass du im Gegensatz direkt sauer wurdest, wenn ich lediglich Hausaufgaben mit einem Jungen austauschte." Ich schnaubte belustigt auf, als ich daran zurückdachte das er mir einmal sogar den Kontakt zu meinen Brüder verbieten wollte.

„Bei Männern ist das aber etwas anderes! Die können sich nicht zurückhalten. Ich wollte dich nur beschützen!" Er wurde wütend. Das ich ihn mit all dem konfrontierte, machte ihn wütend. Er wusste, zumindest innerlich, dass ich recht hatte.
„Hör auf. Lass es sein, Kuroo. Du wolltest mich nicht beschützen, aber red es dir ruhig weiter ein. Du hattest nur einen krankhaften Kontrollwahn und keinerlei Vertrauen in mich." Monoton blickte ich ihn an. Ich rätselte ob meine Worte durch seine Sturheit durchdringen würden.
„Du hast dich aber immerhin fast jedes Mal entschuldigt."
Ich machte eine Pause, die er natürlich direkt ausnutze;
„Siehst du. Ich habe mich immer entschuldigt!"
Er war so stolz darauf, dass er sich so oft entschuldigt hatte? Das er es überhaupt musste ...
„Du hast dich immer entschuldigt ... Und doch hast du dich danach kein bisschen geändert. Nach der Zeit hat dein ‚Tut mir leid' für mich den Wert verloren, weiß du? Immer wieder hast du dich für dein Verhalten entschuldigt. Und immer wieder hast du es erneut getan. Also konnte es dir nicht leid tun ... Nicht nach dem einhundertsten Mal. Meinst du nicht?"

Seine Stille verwirrte mich zugegebenermaßen ein wenig. Ich hatte damit gerechnet, dass er weiterhin lautstark protestieren würde. Dennoch konnte ich nicht einschätzen ob er gerade reflektierte, oder ob er zu wütend war um auch nur ein Wort über seine Lippen zu bringen.
Vielleicht würde ich ihn nur mehr provozieren, wenn ich jetzt weiterrede. - Aber das nahm ich in Kauf, um ihm endlich alles zu sagen, was mir auf dem Herzen lag.

„Du hast die Wörter ‚Ich liebe dich' so oft benutzt. Aber nicht, weil du es immer so meintest, sondern einfach nur damit ich weiterhin daran glaubte, dass alles besser wird."
„Ich liebe dich aber!" Brüchig formte er den Satz. Er wirkte gar kleinlaut.
Scheinbar hörte er mir nicht ganz zu, den der Inhalt meines Satzes ist mit Höchstgeschwindigkeit an seinen Gehirn vorbei geflogen. In das eine Ohr rein, und zum anderen wieder raus.
Ich ignorierte seinen Satz. Es war nicht mehr wichtig.
„Das habe ich zumindest geglaubt. Ich würde dir auch immer noch gerne glauben, auch wenn das jetzt keinen Unterschied mehr machen würde ... Das du mich liebst ... Ich hab dir diese drei Wörter abgekauft, weil du mir wirklich wichtig warst und ich dich auch liebte. Aber das ist nicht mehr so."

„Ich habe jetzt realisiert, dass ich die ganze Zeit lediglich versuchte perfekt für jemanden zu sein, das Beste für jemanden zu sein, der für mich immer falsch sein würde ... Der im Gegenzug nie perfekt für mich sein würde.", sprach ich ruhig und monoton.
„Was redest du da für einen Schwachsinn Ayumi?! Ich liebe dich!"
Jetzt war es klar; Er reflektierte nicht, er war sauer. Getroffene Hunde bellen.
„Nur weil du mich liebst, heißt das nicht, dass ich mich von dir geliebt fühle Kuroo.", sagte ich und stand wieder auf. Ich klopfte mir den Staub von den Klamotten.
Ich wusste in jenem Moment genau, was ich tun wollte. Ich würde nicht mehr vor meinen Problemen wegrennen, denn das machte sie nicht ungeschehen und löste sie auch nicht auf.
Ich musste mit Tarō reden und ich wusste genau was ich ihm sagen würde.

„Wir sind hier fertig Kuroo. Nenn mich bitte wieder beim Nachnamen, wir haben ja keine enge Beziehung zueinander." Ich provozierte ihn weiter ... Dabei wollte ich das nicht einmal. „Wir haben einander nichts mehr zu sagen, aber ich würde dir vorschlagen du redest mit deiner Freundin und erzählst ihr, was du mir eben gesagt hast. Sie hat es nicht verdient, dass du ihr auch noch wehtust."

Nach dieser ganzen Zeit habe ich viel gelernt. Ich realisierte das es alles andere als einfach ist, über jemanden hinwegzukommen. Man kann vielleicht viele der geschehen Dinge vergessen, aber die Erinnerungen werden einen niemals gänzlich verlassen.
Man geht durch so viele Stimmungsschwankungen;
An manchen Tagen fühlt es sich so an, als wäre man über die Geschehnisse hinweg und an anderen fühlt es sich so an, als wäre alles erst gestern geschehen. Selbst wenn man es mit ganzer Kraft versucht, vermisst man die Person dennoch. Man vermisst sie jeden einzelnen Moment, obwohl man es nicht sollte. Und genau aus diesem Grund verheimlicht man seinen Freunden und seiner Familie die Wahrheit.
Man wird die Person für all das hassen, was sie einem angetan hat ... Und doch schenkt man ihr noch Glauben. Man kann sie nicht wirklich hassen, weil das Herz weiß, wie sehr man sie einst geliebt hat.

Die Wahrheit ist, das die einzige Möglichkeit über die Person hinwegzukommen ... Zeit ist.
Zeit heilt bekanntlich alle Wunden.
Man kämpf mit seinen Gedanken und seiner Vernunft und man erinnert sich an all die Sachen, welche einen dazu brachten die Person nicht mehr zu lieben.
Das Leben funktioniert so. Zeit vergeht und man wird aus allem lernen.
Man wird keinen Frieden in einer Person oder in einer Beziehung finden.
Frieden wird immer in einem selber sein und man darf keine Zeit darin verschwinden, ihn dort zu suchen, wo man ihn verloren hat.

Ich hatte mich wieder gefunden. Ich war darüber hinweg. All das was geschehen ist, - Kuroo ... Es hatte keine Kontrolle mehr über mich.

Langsam schritt ich an ihn vorbei. Er sagte nichts und er bewegte sich auch nicht.
Seine Ruhe war beunruhigend.
Und kurz bevor ich gänzlich an ihm vorbei gegangen war, packte er mich grob am Oberarm und zog mich wieder zurück.

„Kuroo was zur Hölle soll das, du tust mir weh!?"
Doch sein Griff verfestigte sich und sein Blick war dunkel.

-T

Die Miya-Drillinge // Suna FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt