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Als ich die Augen aufschlug, war mir meine Umgebung im ersten Moment völlig fremd.

Mühsam blinzelte ich gegen das viel zu helle Licht an, das durch das großflächige Fenster an der linken Wand in den unbekannten Raum fiel. Die Matratze, auf der ich lag, war viel zu weich, als dass es sich um das durchgelegene Exemplar in der Wohnung handeln hätte können, in der ich über den Zeitraum der Undercovermission hinweg untergekommen war.

Langsam stemmte ich mich auf die Ellbogen empor und rieb mir die Augen, um mich dann zur Seite zu wenden und von dort aus endgültig in eine sitzende Position kommen. Meine Wahrnehmung war noch immer zäh vor Müdigkeit, als ich mich umsah, doch ausreichend, um die Situation zu erfassen.

Ich war allein, die Bettdecke auf der anderen Seite des Betts zurückgeschlagen – offenbar war James also bereits aufgestanden.

Gemischte Gefühle machten sich in mir breit, als ich automatisch an die Ereignisse zurückdachte, die sich nach der eher angespannten Schicht im Club zwischen uns abgespielt hatten.

Wie wir im Personalraum an den Spinden buchstäblich übereinander hergefallen waren. Wie ich meinen Gefühlen und meinem inneren Verlangen schließlich nachgegeben hatte. Wie ich nur zu bereitwillig zugestimmt hatte, mit James nach Hause zu kommen, die heiße Anspannung, die unablässigen, scheinbar zufälligen Berührungen während der Autofahrt und wie wir auf dem Weg durch das Gebäude einfach die Finger nicht voneinander hatten lassen können und ... nun ja.

Der ganze Rest eben.

Obwohl ich wusste, dass diese Sache in Hinblick auf mein Dasein als verdammter Polizist nun endgültig katastrophale Ausmaße angenommen hatte, konnte ich mich einfach nicht dazu durchringen, ernsthaft in Panik zu verfallen.

Wahrscheinlich kam diese Panik erst, wenn ich Harry das hier beichten musste, doch zugegebenermaßen wurde mir beim bloßen Gedanken an dieses Gespräch durchaus ein wenig mulmig.

Fuck.

Mein Kollege würde mich töten, wenn er erfuhr, dass ich James als eine der Zielpersonen, denen er ihn zuordnete, nicht nur geküsst, sondern noch dazu mit ihm geschlafen hatte.

Stöhnend ließ ich mich in das Kissen zurückfallen, einen Arm quer über meine Stirn gelegt, in dem kläglichen Versuch, die Realität zusammen mit dem noch immer viel zu hellen Tageslicht auszublenden.

Zur Hölle mit dieser verkorksten Scheißlage.

Was sollte das nur werden mit mir? Ich war ein einziges Fingerschnippen entfernt, meinen Job sofort wieder an den Nagel hängen zu können.

„Hey."

Ich hatte nur wenige Sekunden damit verbracht, mich in meinem Selbstmitleid zu suhlen, als die Matratze neben mir ein Stück nachgab. Sofort schlug ich die Augen wieder auf und schob all jene Gedanken hektisch beiseite, als ich mich prompt mit James konfrontiert sah.

Aber nun gut, mit wem auch sonst. Immerhin war das hier sein Bett. Und sein Schlafzimmer.

Seine Wohnung.

Wir hatten nach der Schicht das etwas schäbige Clubviertel am Rande der Innenstadt rasch zurückgelassen und waren in eine wohlhabendere Wohngegend vorgedrungen, wo er sein Auto in der Tiefgarage eines relativ neu wirkenden Gebäudekomplexes abgestellt hatte.

Dann wusste ich nur noch, dass wir mit dem Aufzug mehrere Stockwerke nach oben gefahren waren und ein kurzes Stück in einem Gang zurückgelegt hatten – Nummer von Stockwerk und Wohnung waren mir nicht bekannt, da ich eventuell viel zu sehr damit beschäftigt gewesen war, James die Klamotten vom Leib zu reißen.

Undercover (Niam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt