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Das Läuten der Türglocke unterbrach unsere Konversation, die kurz davor gewesen war, mich in Panikzustände verfallen zu lassen.

James beendete die Unterhaltung kurzerhand, indem er mir einen schnellen Kuss auf die Lippen gab. „Du bist das Beste, was mir seit Jahren passiert ist. Es tut mir leid. Und ich weiß, dass es dir auch leidtut."

Ich war wie vom Donner gerührt, als James nach diesen Worten einfach von mir abließ und sich auf den Weg zum Gang machte, vermutlich um die Türglocke zu beantworten.

Mein Kopf war ein einziges Chaos. „James, wovon redest du? Was ... was tut dir leid? Und was meinst du damit, dass es mir-..."

Er drehte sich nicht mehr um. „Lass uns ein nachher weiter darüber reden. Ich bin gleich zurück. Und lass bloß die Finger vom Geschirr, darum kümmere ich mich nachher noch."

Damit ließ er mich mitten in der Küche stehen, völlig überfordert vom Chaos meiner Gedanken.

***

Überwältigt ließ ich mich rücklings gegen die Küchenanrichte sacken, völlig ignorierend, dass ich dabei beinahe ein Schneidebrett zu Boden gestoßen hätte.

Was zur Hölle tat ihm leid? Und warum ... warum wusste er, dass es mir auch leidtat?

Was sollte mir denn leidtun?

Dass ich ihm so lange unentschlossen auf der Nase herumgetanzt war? Aber das alles hatten wir in den vergangenen Stunden hinter uns gelassen. Ziemlich unmissverständlich sogar, wenn man es so ausdrücken konnte.

Und wenn der Fall geklärt und der Einsatz beendet war, würde ich ihm auch offen und ehrlich erklären, was es mit dieser scheinbaren Unentschlossenheit auf sich gehabt hatte. Er selbst musste doch auch davon profitieren, wenn den Drogengeschäften im LP ein Ende gesetzt wurde, oder?

Vor allem angesichts der Tatsache, dass Payne die ganze Drecksarbeit auf ihn und Psycho-Zayn abwälzte, auch wenn ich mir beim Letztgenannten nicht ganz so sicher war, wie es mit seiner Unschuld aussah. Dafür hatte er mir viel zu oft seine Gewaltbereitschaft demonstriert.

Unschlüssig schielte ich zu meinem Handy hinüber.

Wie lange würde James wohl wegbleiben? Blieb mir genug Zeit, Harry zurückzurufen?

Scheiß drauf.

Kurz entschlossen schnappte ich mir das Smartphone, woraufhin mir ein schneller Blick auf das Display bestätigte, dass es tatsächlich Harry gewesen war, der eben versucht hatte, mich zu erreichen.

Ich hatte kaum durchläuten lassen, als sich also schon mein völlig furioser Kollege am anderen Ende der Leitung meldete.

„Niall, du kleiner Arsch von einem Volltrottel!", wütete er sogleich drauflos – sein Freund färbte in Sachen Wortwahl definitiv auf ihn ab.

Im Hintergrund war Verkehrslärm zu hören, also war er wohl gerade auf der Straße unterwegs.

„Wo zur verschissenen Hölle treibst du dich herum? Und wieso zur noch verschisseneren Hölle gehst du nicht ans Handy?! Und antwortest auf keine meiner hundert Nachrichten?! Scheiße, ey! Ich war kurz davor, Paul in die Sache mit deinem James einzuweihen und erst das LP und dann Paynes Wohnung zu stürmen!"

Zu sagen, dass ich verwirrt war, wäre ein Understatement.

Trotzdem kam ich nicht umhin, bei Harrys beschuldigendem Tonfall wütend zu werden. „Wovon sprichst du, Harold? Was soll das heißen, ich antworte auf keine deiner Nachrichten? Seit ihr gestern Abend im LP wart, habe ich nichts mehr von euch gehört, weder Nachricht noch Anruf! Die ganze Zeit habe ich darauf gewartet, dass mich mal jemand aufklärt, was ihr überhaupt dort wolltet, und jetzt muss ich mir anhören, dass ich-..."

Undercover (Niam)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt