Klick.
»Willkommen«, ich blicke mit ernstem Blick nach vorne. »Bereit für das schönste Gefängnis auf Erden?«
Kerstin neben mir nickt mit ernstem Blick. »Ich bin bereit für die Freiheit.«
»Es gibt kein Entkommen. Einmal hier, immer hier. Einmal frei, immer frei in der Unfreiheit«, erwidere ich und drehe die Kamera ein bisschen, sodass man die trockenen Kiefern und den von braunen Kiefernnadeln übersehen Waldboden um uns herum sehen kann.
»Also«, sage ich und drehe die Kamera wieder zu Kerstin und mir. »Bist du bereit?«
Kerstins Mundwinkel zucken verdächtig. Sie sammelt sich kurz und sagt mit feierlicher Mine: »Bereit.«
Schnell beende ich die Aufnahme und meine Cousine und ich brechen in schallendes Lachen aus. »Siehst du, zu was wir verkommen sind?«, fragt sie mich zwischen Schnappatmern.
»Unser Film wird noch was«, antworte ich und packe die Digitalkamera in ihre Tasche und anschließend in den alten Rucksack. Ich will gerade gehen, als Kerstin mich zurückhält.
»Vita, komm schon.«
Ich schüttele den Kopf. »Niemals. Ich hab dir doch schon tausendmal gesagt, dass ich nicht weiter in den Wald gehen will.«
»Und ich hab dir schon tausendmal gesagt, dass du ein Angsthase bist.«
»Lieber vorsichtig als dumm«, werfe ich - wie jedes Mal - zurück.
»Bitte! Lass es uns doch einmal ausprobieren. Es kann doch nicht sein, dass wir in unseren sechzehn Jahren nicht ein einziges Mal weiter gegangen sind! Ich verspreche, ich werde dich dann auch nie wieder damit nerven.« Sie blickt mich mit ihrem Bettelblick an, der mich genau so beeindruckt, wie Darth Vader eine Fliege. Gar nicht. Aber andererseits habe ich keine Lust, diese Diskussion jedes Mal zu führen, also knicke ich ein.
»Na gut-«, beginne ich und sie quietscht vor Freude auf. »Aber wir laufen nur zehn Minuten in diese Richtung und wenn nichts kommt, gehen wir zurück. Deal?«
»Da ist die Vita, die ich kenne.« Eigentlich heiße ich Lavita, aber meine Cousine nennt mich schon immer nur Vita. Diese schaut mich jetzt abenteuerlustig an. Mir ist ein bisschen unwohl bei der Sache. Unsere Eltern haben uns schon so oft ausdrücklich gesagt, dass wir nicht weiter gehen sollten.
Wir laufen los, weiter, als wir es je gegangen sind. Kerstin schüttelt grinsend den Kopf.
»Ich versteh echt nicht, warum ausgerechnet du - also die Vita, die sonst keine Regeln kennt - genau hier, wo es sich lohnt, sie zu brechen, Zweifel bekommt.«
»Weil es einen kleinen Unterschied dazwischen gibt, Regeln da zu brechen, wo man sein darf und Regeln hier zu brechen, wo wir nicht sein dürfen.«
»Regeln brechen ist Regeln brechen, egal wo, Blondinchen« zieht mich Kerstin auf. Ich funkle sie böse an, denn sie weiß genau, wie sehr ich den Spitznamen Blondinchen hasse.
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Ein Augenblick der Zeit
Science Fictionpausiert | wird überarbeitet | demnächst Tanz, Musik, Leidenschaft, Einzigartigkeit. Für Lavita sind diese Worte aus ihrem Leben nicht wegzudenken. Doch der Preis dafür ist hoch. Das unabhängige, freie Leben ist nur deswegen möglich, weil sie zu ei...