Teil 2 - Ameisenhirn

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Nachdem wir am späten Nachmittag wieder Zuhause angekommen waren, trafen wir uns noch mit unserem Trainer und Herrn Takeda in der Sporthalle, um das Trainingscamp zu besprechen. Alle waren sich einig, dass wir zwar während des Camps allesamt große Fortschritte gemacht hatten, aber noch immer nicht gegen Teams wie Aoba Johsai oder Datekou bestehen könnten. Unsere Abwehr müsste ihr Timing für die Blocks noch wesentlich verbessern, alle Mitglieder müssten noch hart an ihren Aufschlägen arbeiten und Hinatas und mein Angriff, der schräge Aufsteiger, müsste ebenfalls noch deutlich optimiert werden usw.

Irgendwann konnte mein Hirn den Worten von Trainer Ukai nicht mehr folgen, denn ich war ziemlich erledigt vom Camp und wollte nach Hause in mein Bett. Die Nächte mit dem im Schlaf brabbelnden Hinata in einem Zimmer hatten mich zusätzlich angestrengt und ich wollte einfach nur noch meine Ruhe haben für den Rest des Tages. Als sich alle erhoben seufzte ich erleichtert und war direkt aufgesprungen und vor die Halle gelaufen. Da sauste plötzlich ein roter Flummi an mir vorbei und rief mir grinsend über die Schulter zu „Ich werde nicht gegen dich verlieren, Kageyama. Wer als Erster beim Fahrradständer ist!" und schon rannte er weiter. Na warte, dich krieg ich! Obwohl ich hundemüde war, konnte ich einfach nicht anders und rannte dem Knirps hinterher. Fast hätte ich ihn überholt, aber so kamen wir beide gleichzeitig, und heftig schnaufend, bei Hinatas Fahrrad an. „Ich finde, ich hab' trozdem gewonnen. Allein schon, weil du gestern so eklig zu mir warst nach dem Spiel" verkündete der Kleine und schlug mir auf den Rücken, bevor er sich sein Fahrrad schnappte und los trottete. Mein Rücken brannte wie Feuer, aber ich war nicht wirklich sauer auf den Zwerg. Wieso eigentlich nicht? Normalerweise würde ich Jemandem nach so einer Aktion zumindest in Gedanken beide Arme brechen! Ok, vielleicht würde ich meinem Gegenüber auch wirklich damit drohen und es dabei finster anstarren. Für gewöhnlich reichte das aus, um Menschen zu vergraulen. Doch Hinata hatte nicht locker gelassen seit wir uns vor etwa 1,5 Jahren zum ersten mal beim Volleyballtraining begegnet waren. Naja, immerhin war er nicht mehr sauer auf mich.

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Wer ist der Knirps? Der hat sich doch bestimmt verlaufen, so klein wie der ist. Was zum Geier will der hier? „Hey Kleiner, zur Mittelschule geht's da lang" rief ich dem rothaarigen Jungen zu und deutete gelangweilt auf das Schulgebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Zwerg hüpfte wütend auf der Stelle auf und ab und spießte mich mit seinen Blicken förmlich auf. „Ich bin OBERSCHÜLER!!" fuhr er mich an. Wow, der kann aber verdammt hoch springen für seine Größe! Ich zuckte nur mit den Schultern und ließ den Knirps stehen. Was interessiert's mich?

Es gab nur eine Sache im Leben, die mich wirklich interessierte: Volleyball!
Nach einem Sprint über das Schulgelände stand ich völlig außer Atem und mit meinem ausgefüllten Anmeldeformular direkt nach Schulschluss vor der Sporthalle der Karasuno Oberschule. Hier würde ich also ab jetzt spielen. Vorfreudig wollte ich gerade die Tür zur Halle aufstoßen, als plötzlich Jemand mit einem Affenzahn an mir vorbei flitzte und mich dabei fast von den Füßen riss. „Aus dem Weeeeeeeg!" rief eine nervige Stimme und ich sah gerade noch einen roten Schopf in der Halle verschwinden. Genervt schob ich die Ärmel meines Kapuzenpullis hoch und wetzte hinterher. „Hey, du Idiot! Was sollte das denn?" schrie ich, packte den anderen am T-Shirt und drehte ihn so zu mir herum. Er schaute mich von unten an „Du schon wieder..." schnaubte er „Ich heiße nicht ‚Idiot'. Mein Name ist Hinata und ich werde hier Volleyball spielen!"

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"-... noch einen Film bei dir gucken?" riss mich plötzlich die Stimme des kleinen Energiebündels aus meinen Erinnerungen. Verwirrt sah ich eine hektisch wedelnde Hand vor meinem Gesicht. "Muss das sein...?" antwortete ich extra mürrisch, verdrehte die Augen und hoffte gleichzeitig insgeheim, dass er mitkommen würde. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er schelmisch grinste "Aaach komm, Kags, du willst es doch auch!"

Shoyo plapperte den ganzen Weg zu mir vergnügt vor sich hin. Ich schwieg, wie so oft. Ihn störte das nicht, denn er war es gewohnt, dass ich oft stumm blieb. 'Du willst es doch auch' hallten seine Worte in meinem Kopf wider. Was wollte ich eigentlich wirklich...?

KageHina - Ich liebe dich, du Idiot (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt