Veränderte Gegenwart

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Marinette schaute Tikki besorgt nach. Noch nie hatte sie ihre Freundin so schnell davon fliegen sehen. Die Schwarzhaarige konnte ihr nicht einmal noch 'Viel Glück' wünschen. Tikki hatte ihr zwar dazu geraten, sie solle wenn alles erledigt ist sofort wieder in die Gegenwart zurückkehren und das sollte sie vermutlich auch derzeitig tun. Allerdings fühlte sie sich noch nicht bereit dazu. Was, wenn etwas nicht nach Plan lief und sie sich gleich in einer noch verschlimmerten Situation wiederfinden würde. Sie vertraute ihrem Kwami zwar, aber manche Dinge waren einfach unvorhersehbar. Wenn Tikki von ihrem nächsten Handeln wissen würde, dürfte sie sich wahrscheinlich etwas anhören. Allerdings wenn alles nach Plan laufen sollte, würde ihre Verspätung sowieso niemanden mehr auffallen.
„Hasenhöhle." sprach sie also zu sich selbst, woraufhin sie sich wieder in einer weißen Umgebung fand. Schnellen Schrittes bewegte sie sich zu einem anderen Loch und sprang ohne jegliche Überlegungen hindurch. Mit einer uneleganten Ladung stolperte sie durch ihr Zimmer, wodurch sie an eine Stehlampe traf, die sogleich auch schon umfiel. Ein Krachen ertönte. In der Zeit, in der sie sich gerade befand, war es Tag. Und genau deswegen würde dieses Krachen auch ihren Eltern auffallen, die jeden Moment die Zimmertür hoffungsvoll aufreißen würden. Hektisch kletterte sie auf ihre Dachterrasse und schwang sich mit dem Regenschirm, den sie mittlerweile als Waffe besaß davon. 
Die junge Hüterin landete unsanft und außer Atem in einer Pfütze, die sich hinter dem Fenster ihres Klasseraums befand. Sie durfte zwar niemanden zuhören oder mit ihnen sprechen, allerdings hatte Tikki nicht gesagt, sie dürfte niemanden beobachten. Und diese Fensterscheibe verhinderte schließlich jegliche Kommunikationsmöglichkeit. Sie war zu neugierig, was der gepunktete Kwami mit >Du hast die Lage der Menschen da draußen nicht gesehen< meinte. Aus dem Augenwinkel konnte sie bereits erkennen, dass es Schulzeit war, denn ihre Klasse saß versammelt im Chemie-Unterricht. Vorsichtig richtete sie sich auf und schaute unauffällig in das Zimmer. Ihr Platz war natürlich leer. Adrians, Ninos und Nathaniels Platz allerdings auch. Ob einer dieser leeren Plätze wohl der vermissten Identität von Cat Noir angehörte? Nein, sie durfte es sich nicht erlauben überhaupt nur darüber nachzudenken, wer er wirklich ist. Ihr Blick richtete sich auf Alya, die überhaupt nicht dem Unterricht zu folgen schien. Sie schaute nachdenklich, traurig aber auch enttäuscht auf Marinettes leeren Platz. Ihr tat es weh ihre Beste Freundin in diesem Zustand zu sehen und ihr nicht sagen zu können, wie Leid ihr das alles tat. Außerdem war es ein seltsames Gefühl zu wissen, dass wahrscheinlich alle in diesem Raum bereits ihre Identitäten kannten. Ob die Leute wohl dachten, sie könnte bereits tot sein?  Gerade als sie sich weiter umschauen wollte, wurde sie von einem Art magischen Luftzug ruckartig nach hinten gezogen. Noch bevor sie sich fragen konnte, was hier geschah, wurde sie mit dem Rücken voran in ihr Zimmer geschubst. 
„Verwandle mich zurück." flüsterte sie, woraufhin Fluff in ihren Händen landete.
„Was... war das?" stotterte Marinette vor sich hin. Verwirrt blickte sie umher und sah Tikki neben sich landen. Die lauten Stimmen ihrer streitenden Eltern waren verstummt und aus dem Fenster schien Tageslicht hinein. 
„Sowas passiert eben, wenn die Gegenwart verändert wurde." erklärte der Hasen-Kwami mit einem zufriedenen Grinsen.
„Marinette, du hast es geschafft! Du hast Cat Blanc besiegt." quiekte Tikki.
„Eh ja, was?" nuschelte die Schwarzhaarige vor sich hin. Schnell griff sie nach ihrem Handy, welches seltsamerweise noch aufgeladen auf ihrem Nachtisch lag. 'Samstag, 05.11, 12:09 Uhr' stand auf ihrem Sperrbildschirm. Heute war der Tag, den sie eigentlich schon vor 3 Wochen durchlebt hat. Das musste heißen, ihr Plan war aufgegangen. Ein überglückliches Lächeln bildete sich nun auch auf ihrem Mund. 
„Ist es...Ist es vorbei?" fragte Marinette eher sich selbst, als die Kwamis.
„Was soll denn vorbei sein? Ich verstehe nicht." murmelte Tikki. 
„Kennt jemand da draußen noch meine oder Cat Noirs Identität? Und ist noch jemand akumatisiert?" 
„Nein, es ist alles wieder normal." antwortete ihre Freundin mit einer verwirrten Mimik. Sie müsste ihrem gepunkteten Kwami alles nochmal erzählen und ihre Enttäuschung wieder zu spüren bekommen. Sie hatten die Vergangenheit geändert und somit wusste nun niemand außer ihr was in den letzte kommenden Wochen wirklich passiert war. Dass der Kuss zwischen ihr und Cat Blanc sozusagen jetzt nie passiert war, versetzte ihr aber den größten Stich. Endlich wieder etwas entspannt wollte sie aufstehen, jedoch war dies absolut nicht möglich. Ein Schmerz stach durch ihr ganzes linkes Bein.
„Ach ja... Cat Blanc hat dir vorhin ganz schön zugerichtet." erklärte Tikki ein wenig verlegen. War der Kampf zwischen ihnen so brutal geworden? Es war so seltsam, sich nicht an die Dinge zu erinnern, die sie selbst verbracht hatte.
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Es waren 2 Tage vergangen an denen sie nur mit einem gebrochenen Schienbein im Bett liegen konnte. Mittlerweile wusste fast ganz Paris, dass Cat Noir akumatisiert wurde und Marinette entführt hatte. Nur wegen der veränderten Gegenwart dachten alle, Ladybug hatte alles wieder nach ein paar Stunden ins Grüne gebracht. Wie es natürlich auch geschah, nur niemand wusste, dass sie sich selber gerettet hatte. Auch von Hawk Moth kamen keine weiteren Akumas geschickt, was ihr sehr gelegen kam. Denn eine Ladybug mit gebrochenem Bein war nicht besonders nützlich. Ob er vielleicht etwas plante? Eine neue Woche startete, was hieß: Sie musste wieder in die Schule. Eigentlich war es ihr selbst überlassen, ob sie gehen würde oder nicht. Aber sie hatte ohnehin schon zu viel Schulstoff verpasst. 

Es war eine Frage der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt