• 3. Kapitel •

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Alice Pov

Ich schluckte und verabschiedete mich von Scarlett, die als Letzte noch mit mir an der Bushaltestelle stand.
„Komm gut Heim, Alli.", rief sie mir noch hinterher, als ich in den riesigen Bus stieg, der voller Leute war. Ich hielt meine Schultasche fest umklammert und ließ mich auf einen freien Platz ganz vorne im Bus fallen.
Hier würde sich niemals jemand aus meiner Klassenstufe hinsetzten, schon gar nicht die ‚Coolen'.
Als ich saß, atmete ich tief durch und steckte mir dann meine Kopfhörer in die Ohren. Ich ließ Echosmith auf voller Lautstärke laufen und entspannte mich.
Musik war mein Ruhepool. Die einzige Chance für mich, meiner bescheuerten Krankheit zu entfliehen. Es war einfach schrecklich. Man lebt praktisch als Geist, hofft, nicht gesehen zu werden. Aber nicht alle übersehen einen.
Und das ist schlimm.
Dann fühle ich mich, als würde ich ertrinken. Als würde man mich in eiskaltes Wasser schmeißen.
Und ich sinke. Immer ein Stück tiefer.
Und ich bekomme keine Luft. Ich kollabiere, alles spielt verrückt.
Meine Alarmglocken schrillen los.
Und deshalb liebte ich Musik.
Sie nahm mir meine Angst vor der Gesellschaft, indem sie mich vor der Gesellschaft abschirmte.

Allerdings merkte ich so auch nicht, dass sich jemand auf den Platz neben mir fallen ließ.
Ironie des Schicksals. Ja, so würde ich es bezeichnen.
Als ich mich zur Seite drehte, zuckte ich zusammen und begann zu zittern.
Tränen sammelten sich in meinen Augen.
Was wollte er neben mir?!
Er schein etwas zu sagen, weshalb ich zitternd meine Kopfhörer aus meinen Ohren nahm. Warum tat ich das?!

„Hey, ich bin Luke.", meinte unser Schülersprecher Lucas und ich schluckte. Ich antwortete nichts. Wäre ja zu gut gewesen.
„Du bist Alice, richtig? Du saßt hier so alleine, ich dachte, ich könnte dir vielleicht Gesellschaft leisten.", redete er weiter und ich zitterte noch heftiger.
Konnte er nicht einfach abhauen? Mich ignorieren, wie er es immer tat?!
Ich wollte einfach nur weiter Mayday Parade hören und aus dem Fenster starren.
„Kannst du nicht sprechen? Du kannst nicht reden! Deshalb kenne ich auch deine Stimme nicht!", schlussfolgerte er und ich schnappte nach Luft.
Panisch sah ich mich um. Irgendwo mussten meine Schwestern doch sein... Irgendwo... Bitte...
Noch mehr Tränen traten mir in die Augen.

Merkte er nicht, dass es zu viel war?

Er wollte gerade noch etwas sagen, als ich meine Schwester Lorena erblickte.
Ich starrte sie an, in der Hoffnung, sie würde mich bemerken. Doch sie tat es nicht.
Lucas tippte mir auf die Schulter und ich zuckte zurück.
Ich war dabei zu ertrinken.
Ich bekam keine Luft.
Ich begann zu schwitzen.

„L-lorena...", brachte ich schließlich halblaut heraus und zusätzlich begannen dann meine Tränen, sich einen Weg meine Wangen herunter zu bahnen.
Ich versteckte mein Gesicht in den Händen.
„Alice, hab ich irgendwas...", setzte Lucas an, doch er wurde unterbrochen.

„Zieh Leine, Kleiner.", brummte meine Schwester und ich hörte, wie er wortlos aufstand.
Meine Schwester ließ sich neben mir nieder und zog mich an sich.
„Shhh... Alles okay, Alli. Er ist weg.", murmelte sie an mein Ohr und strich mir über den Rücken.
Ich war so glücklich - so, so glücklich - so eine wundervolle Schwester zu haben.
Das war so ein Privileg...

Als wir nach Hause kamen, rannte mir mein kleiner Bruder schon entgegen und ich umarmte ihn.
Mein kleiner Bruder und mein Dad waren soweit die einzigen männlichen Wesen in meinem Leben und deshalb spielten sie auch beide eine sehr wichtige Rolle für mich.

Nachdem ich dann auch noch meine Mum und meine jüngere Schwester begrüßt hatte, lief ich hoch in mein Zimmer. Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, atmete ich tief durch.
Ich hatte den Tag soweit überlebt.

Ich ließ mich auf mein Bett fallen und dachte über den Tag nach. Eigentlich war er ganz okay gewesen, aber die Sache mit Lucas murkste mich an. Was wollte er auf einmal?
Was wollten alle so plötzlich von uns Außenseitern?
Heute Ashton, gestern Michael anscheinend bei Scarlett und heute Lucas bei mir.
Irgendwas lief da gewaltig schief. Sehr gewaltig.

Ich war nicht rebellisch oder machte verbotene Dinge. Das tat ich nie.
Ich hatte bisher immer auf meinen Kopf gehört.

Aber als mein Kopf mir diesmal sagte, ich solle mich von Lucas und den anderen Jungs fernhalten und sie ignorieren, beschloss ich, auf meinen Bauch zu hören.

Und mein Bauch sagte, ich solle mich in die Höhle des Löwen begeben.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 28, 2015 ⏰

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psycHOTic • 5sos •  AbgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt