Das Stadtfest

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"Hey, kommst du dann auch mal?", meckerte Daichi angefressen von der übertrieben langen Treppe, die zu einem Schrein auf einem hohen Berg führte. "Immerhin sind wir nur deinetwegen hier, Asahi. Jetzt trödel gefälligst nicht auch noch herum!"

"Oh, äh ja, sorry. Ich war gerade in Gedanken", etwas abwesend hatte das Ass die Bushaltestelle beobachtet, wenn er sich Recht erinnerte, war Yū hier letztens ausgestiegen.

Tatsächlich verbrachte er häufiger etwas Zeit außerhalb des Trainings mit dem kleinen Zweitklässler.

Auch Kōshi verkniff sich nicht, ihn ein wenig zurecht zu weisen: "Ich dachte, du wolltest unbedingt zum Schrein, dann träum’ nicht so herum."

"Ja, ich komm ja schon", erwiderte der bärtige Riese unterwürfig und trabte hinter seinen Freunden her.

Mit eingezogenem Kopf lief er hinter den Anderen die ewig lange, steinerne Treppe herauf.

Tatsächlich schienen sie beinahe allein den Schrein zu besuchen. Sicher es war kein großer Schrein und er lag deutlich abgeschottet von der Innenstadt, aber eigentlich war er sehr schön. Das der Schrein schon einige Jahrzehnte hier stand, machte ihm wohl nichts aus, er war nach wie vor noch gut Schuss und zum Stadtfest war er offenbar nochmal extra herausgeputzt geworden.

Es war ein ungewöhnlicher Anblick, doch standen die traditionellen Kimonos den Drittklässlern dennoch unglaublich gut. Gerade Daichi und Kōshi sahen in ihnen irgendwie weiser aus.

"Ich wusste gar nicht, dass soweit außerhalb noch ein Schrein ist", murmelte Sugawara vor sich hin und genoss den Anblick, der sich ihm bot.

"Ja, er ist leider eher unbekannt, da ich hier in der Nähe wohne, sind wir mit meinen Eltern und meiner Schwester Recht oft hier, aber andere Leute sieht man hier leider nur selten" , erklärte Asahi und schwelgte in Erinnerung, das alte Ehepaar, das sich um den Schrein kümmerte, war immer unglaublich freundlich zu ihm gewesen, auch wenn sie ihn immer einen Angsthasen genannt hatten.

"Kann es sein, dass du ganz schön gläubig bist?", fragte der Captain interessiert.

"Hm?", während einer kurzen Pause, die er machte, fiel Asahi auf, dass er keineswegs besonders gläubig war, eigentlich mochte er viel mehr die Atmosphäre und das Zusammensein. "Eigentlich nicht, nein. Die Besitzer waren Freunde meiner Großeltern und als wir noch jünger waren, hat meine Schwester immer mit den drei Enkelinnen der alten Schreinbesitzer gespielt."

"Drei Schwestern? Oh Backe und ich hab schon manchmal mit meinem kleinen Bruder zu kämpfen. In solchen Situationen bewundere ich unseren Daichi immer total", lachte Kōshi glücklich, es war beeindruckend, wie sein Lachen nur jedes Mal so vor Ehrlichkeit strahlte.

Wenn man ihm so schmeichelte, lief sogar die Nummer 1 ganz rot an: "Naja, mit vier kleinen Geschwistern wird es zugegeben manchmal echt stressig, aber die sind auch nicht anstrengender als unsere Erstklässler oder Tanaka."

Nachdem sie ihre Gebete für das Trainingscamp in Tokyo abgehalten hatten, bat Asahi noch um ein wenig Geduld. Er hatte noch eine Kleinigkeit für die mittlerweile verwitwete Schrein-Dame mitgebracht.

Während er um eine Ecke hinter den Schrein blickte, um nach ihr zu suchen, sah er plötzlich den kleinen Libero, der, gekleidet in einem klassischen, schlichten Kimono, in einem traditionellen Steingarten eine Kiste zu dem bescheidenen Häuschen neben dem Schrein trug.

Völlig überrascht rief er direkt seinen Namen: "Noya? Was machst du denn hier?"

"Das ist ja eine Überraschung", bemerkte Kōshi irritiert, als Daichi und er augenblicklich zu Asahi aufschlossen.

Die kleinste KräheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt