Verfluchte Sammelumkleide

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Point of View Nishinoya Yū

In den letzten Tagen hatte es Asahi tatsächlich immer so gut abgetimt, sein Oberteil in der Umkleide zu wechseln, dass er es ausschließlich dann tat, wenn die Aufmerksamkeit unserer Teamkameraden gerade auf wem anders lag. So schaffte er es, dass die Kratzspuren, die mittlerweile verkrustet waren, nun schon drei Tage lang unentdeckt blieben.

Das Training für heute war vorbei, Asahi hatte Aufschläge bis zum Umfallen geübt und ich hatte sie bis zum Umfallen angenommen, er wurde wirklich immer immer besser. Ukai und Takeda-Sensei wollten noch kurz mit uns sprechen, bevor wir uns umzogen und nach Hause gehen würden.

Zum Abschluss dehnten wir uns noch und ich setzte mich auf Asahis riesigen Rücken, damit er es auch bloß anständig tat.

"Noya, du grinst so. Freust du dich etwa auf jemanden?", grinste auch Ryū, der gerade Chihara beim Stretching half.

Stumm sah ich meinen besten Freund an, dass ich lächelte, war mir gar nicht aufgefallen. Doch anstatt ihm zu Antworten grinste ich ihn nur noch breiter an.

Und wie ich mich freute.

Seit gestern vermied ich es bewusst, mich beim Dehnen und auch bei allem Anderen zu setzen, auch im Bus stand ich heute Morgen, obwohl noch super viele Plätze frei gewesen waren. Selbst beim Essen hatte ich es heute in der Mittagspause vermieden. Gestern war Asahi aber auch total rücksichtslos gewesen! Das bisschen Vorbereitung war bei Weitem nicht genug! Generell war er im Bett wie ausgewechselt. Nachher entschuldigte er sich immer eine Million Mal dafür, aber währenddessen war er manchmal einfach fies. Vor allem aber wirkte er völlig selbstsicher, so ungewöhnlich es auch für ihn sein mochte. Aber wenn ich ehrlich war, war auch diese Seite von meinem Ass wirklich attraktiv.

Nachdem wir uns alle gedehnt hatten, stellten wir uns im Halbkreis um unseren Trainer und unseren Lehrer.

"Gut setzt euch, es geht um Tokyo", erklärte Ukai.

Folgsam setzten sich auch alle, nur ich blieb stehen.

Neben mir grinste Suga plötzlich richtig teuflisch: "Noya, was ist?"

Ich schluckte und ging langsam in die Hocke, um es noch etwas hinauszuzögern. Als mein wunder Po aber schließlich doch den Boden berührte, verzog ich nur leidend das Gesicht.

Ein leises: "Autsch", drückte sich hervor.

Fies und gehässig wie sie nunmal waren, lachten Daichi und Sugawara nur darüber.
"Hey, jetzt lacht ihn doch nicht noch aus", bat Asahi unsicher. "Ihr könnt doch nicht- also ..."

Allerdings ließen sich die anderen Drittklässler natürlich nicht von diesem schwachen, halbherzigen Versuch überzeugen und lachten noch etwas weiter, bis Ukai uns erklärte, dass wir morgen spät Abends losfahren würden.

Über fünf Stunden ... wie sollte ich das nur überleben?

Nachdem wir noch ein paar organisatorische Dinge besprochen hatten, ging es wieder in die Umkleide, wo Ryū unseren schrägen Erstklässlern erzählte, dass seine Schwester sie nach der Nachhilfe abholen und nach Tokyo fahren könnte. Allerdings fügte er an, dass diese Option keineswegs sicher oder angenehm sei und er keinerlei Verantwortung übernahm, wenn etwas passiert. Mit dem Vorschlag zog Ryū natürlich viel Aufmerksamkeit auf sich und veranlasste, dass Asahi seine Chance nutzte.
"Nanu, Asahi sag mal", zerstörte Sugawara Asahis wundervolle Strategie. Er hatte sich zufällig herumgedreht, weil ihm etwas runtergefallen war und hatte die roten, krustigen Streifen direkt erblickt. "Sind das Kratzspuren?"

Bei dieser unerwarteten Aussage rutschte mir das Deo aus der Hand und fiel scheppernd zu Boden.

Tollpatschig ließ mein Ass zeitgleich vor Schreck sein Shirt fallen: "Ah, w-was? Das? Äh, ich-ich weiß gar nicht, wovon- also was du meinst. Das ist auch gar nicht-"

Die kleinste KräheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt